Italiens Regierung empört Pizzeria wirbt weiter mit Anti-Mafia-Held
05.12.2020, 18:32 Uhr
Das Restaurant wirbt mit den Anti-Mafia-Kämpfern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Frankfurter benennt seine im Mafia-Stil eingerichtete Pizzeria nach den ermordeten Staatsanwälten Falcone und Borsellino. Dies sorgt in Italien allerdings für großen Ärger. Falcones Schwester geht deshalb sogar vor Gericht - doch sie scheitert.
Ein Urteil zu einer nach Anti-Mafia-Kämpfern benannten Pizzeria in Frankfurt hat in Italien Ärger ausgelöst. Die Schwester des 1992 ermordeten Giovanni Falcone war im November mit dem Versuch gescheitert, einer Pizzeria in Frankfurt die Nutzung ihres Familiennamens zu untersagen. Das Landgericht Frankfurt lehnte ihre Klage gegen den Inhaber des Lokals "Falcone&Borsellino" mit der Begründung ab, dass die Schwester nicht in ihrem Namensrecht verletzt werde.
Nachdem ein italienischer Anwalt das Lokal in Frankfurt entdeckt hatte, hat die Falcone-Stiftung nach eigenen Angaben den Zivilprozess angestrengt, ohne zuvor das Restaurant zu kontaktieren. Auf das Urteil regierte die Stiftungsvorsitzende Maria Falcone enttäuscht: "Es ist eine sehr schmerzhafte Entscheidung für uns." Auch deutsche Institutionen hätten das Wirken ihres Bruders in der Vergangenheit häufig gewürdigt. Man werde gegen das Urteil Berufung einlegen, kündigte Falcone in italienischen Medien an.
Laut der Morgenpost hat das Restaurant sogar den Ärger der italienischen Regierung auf sich gezogen. Giovanni Falcone und Paolo Borsellino gelten in Italien als Helden, weil sie die sizilianische Mafia als eine der ersten Staatsanwälte erfolgreich bekämpften und in den 1980er Jahren sogar mehr als 400 Mitglieder der Cosa Nostra vor Gericht brachten. Später kamen sie bei Anschlägen der Mafia ums Leben.
"Schämt euch! Ich hoffe, ihr werdet boykottiert!"
Das italienische Lokal im Ausgeh-Stadtteil Sachsenhausen wirbt mit Mafia-Romantik um Gäste. Neben den Anti-Mafia-Kämpfern Falcone und Paolo Borsellino sind direkt daneben Bilder von Marlon Brando aus dem Film "Der Pate" zu sehen und die Speisekarte ist mit Einschusslöchern bedruckt. Einzelne Pizzen sind nach den italienischen Juristen benannt, die 1992 von der Mafia ermordet worden sind.
Auch in den sozialen Medien ruft das Marketing des Restaurants heftige Kritik hervor. So schreibt eine Userin auf der Facebookseite des Restaurants: "Schämt euch! Ich hoffe ihr werdet boykottiert, bis ihr bankrott- und dazu gezwungen seid euer schändliches Geschäft zu schließen!"
Das Gericht hatte in seiner Urteilsbegründung zwar erklärt, dass durch die Namensnutzung das positive Ansehen Falcones posthum beeinträchtigt werde. Allerdings reiche das nicht aus, dem Betreiber 28 Jahre nach dem Tod des Staatsanwalts die Verwendung des Namens zu untersagen. Daran ändere auch das hohe Ansehen Falcones in Justizkreisen nichts.
Quelle: ntv.de, can/dpa