Max Schrems will mehr Datenschutz Prozess "Student gegen Facebook" beginnt
09.04.2015, 21:58 Uhr
Gefragter Mann: Max Schrems im Landgericht Wien.
(Foto: REUTERS)
Selten hat das Etikett "David gegen Goliath" so gut zu einem Gerichtsprozess gepasst: Der 27-jährige österreichische Student Max Schrems verklagt Facebook. Heute hat der Prozess in Wien begonnen - und das Imperium versucht zurückzuschlagen.
Dieser Donnerstag war der große Tag für Max Schrems. Der österreichische Datenschutz-Aktivist will mit einer Musterklage gegen Facebook vorgehen. Nach jahrelangen Versuchen hat nun ein Prozess gegen das soziale Netzwerk in Wien begonnen. Doch nun muss ersteinmal geklärt werden, ob das dortige Landgericht überhaupt für den Fall zuständig ist. Facebook hat das zu Beginn der Verhandlungen vehement bestritten.
"Es ist der beispiellose Versuch des Klägers, Österreich zu einem Gerichtsstand für eine globale Sammelklage im US-Stil gegen eine ausländische Beklagte zu machen", kritisierte Anwalt Nikolaus Pitkowitz. Der 27-jährige Schrems hatte in Wien eine Schadenersatzklage gegen den US-Konzern eingereicht, weil er europäische Datenschutz-Regeln verletzt sieht. Zum Auftakt ging es zunächst allein um die Frage, ob Schrems wirklich als Verbraucher auftritt. Facebook bezweifelt das.
"Der Kläger ist kein Verbraucher", sagte Pitkowitz. Vielmehr führe Schrems als Buchautor und gefragter Gast bei Diskussionen die Klage in "eigenem beruflichen und unternehmerischen Interesse". Die Rolle als Verbraucher ist zentral für den Gerichtsstand. Nur ein Verbraucher hat das Recht auf ein Gerichtsverfahren in seiner Heimat. Sonst muss in Irland geklagt werden, am Konzernsitz von Facebook-Europe. Dort sind die Prozesskosten sehr hoch. "In Irland bin ich in 25 Jahren nicht durch. Das ist zeitlich und finanziell nicht tragbar", sagte Schrems vor Gericht.
"Er brennt für die Sache"
Er sieht das Vorgehen des US-Konzerns, dessen Geschäftsmodell auf dem Sammeln und Vermarkten von Daten über seine Nutzer basiert, als "Verzögerungstaktik". Schrems betonte, er lebe keineswegs von seinen Aktivitäten gegen Facebook. "Er brennt und lebt für die Sache, aber er lebt nicht davon", sagte sein Anwalt Wolfram Proksch. Es gehe seinem Mandanten ausschließlich darum, dass Facebook sich um den Datenschutz kümmere. Er habe im Zusammenhang mit Auftritten zu Facebook noch nie Geld genommen, bekräftigte Schrems.
Schrems hat die Klage im Namen von sieben weiteren Aktivisten eingebracht. Außerdem haben weltweit 25.000 Menschen ihre Interessen an die klagende Gruppe abgetreten, ohne bereits offiziell zu den Klägern zu gehören. 50.000 weitere Facebook-Nutzer stehen laut Schrems auf einer entsprechenden Warteliste. Richterin Margot Slunsky-Jost will ihre Entscheidung über die Zuständigkeit der Gerichts in den nächsten Wochen schriftlich mitteilen. Schrems geht davon aus, dass der Prozess noch in eine höhere Instanz gehen wird.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa