Panorama

Brutaler Frost in den USA Sind solche Temperaturen in Deutschland denkbar?

Der Chicago River ist fast vollständig zugefroren.

Der Chicago River ist fast vollständig zugefroren.

(Foto: imago/Xinhua)

In den USA brechen die Temperaturen Minusrekorde. Millionen Menschen sind betroffen. Es drohen Erfrierungen auf ungeschützter Haut innerhalb von Minuten. Ärzte und Nothelfer warnten vor "lebensbedrohlichen" Bedingungen. Dabei ist die Temperatur allein nicht das eigentliche Problem, wie unser n-tv Wetterexperte Björn Alexander erklärt.

n-tv.de: Die frostigen Bedingungen in den USA lassen Temperaturvergleiche mit dem Mars aufkommen: Wie kalt ist es eigentlich auf dem Roten Planeten?

Chicago: In der Windy City sind die Bürger besonders von den Minusgraden betroffen.

Chicago: In der Windy City sind die Bürger besonders von den Minusgraden betroffen.

(Foto: imago/Xinhua)

Björn Alexander: Die durchschnittliche Temperatur auf dem Mars beträgt um die minus 30 Grad Celsius. Das bedeutet, dass es an der sonnenzugewandten Seite zwar schon mal in Richtung 20 Grad plus raufgehen kann. Allerdings sind die Temperaturschwankungen aufgrund der dünnen Atmosphäre im Vergleich zur Erde enorm und können bis zu 100 Grad betragen. Die kältesten Temperaturen sind an den Polen zu messen. Dort wird es mit unter minus 120 Grad so kalt, dass sogar Kohlendioxid gefrieren kann.

Wären solche Temperaturen auch in Deutschland denkbar?

Eigentlich nicht. Denn aufgrund der Lage der Landmassen und vor allem der Wassermassen können solche arktischen Kernluftmassen nicht auf direktem Wege und ohne Aufwärmung zu uns nach Mitteleuropa gelangen. Allerdings sind natürlich auch in den Hochtälern der Alpen beispielsweise Tiefstwerte von unter minus 40 Grad möglich.

Man hört so viel vom Polarwirbel. Was hat der mit der Kältewelle zu tun?

Der Polarwirbel entsteht in den Wintermonaten, wenn die Temperaturunterschiede zwischen der Pol-Region und den südlichen Breiten besonders groß sind. Wenn es dann nördlich des Polarkreises über Wochen beziehungsweise über Monate dunkel ist und die Sonne nicht scheint, ist es dort dementsprechend extrem kalt. Das wiederum hat zur Folge, dass die westlichen Winde am Rande des Polarwirbels deutlich stärker sind als im Sommer. Zirkuliert der Polarwirbel dann schwächer, kann es passieren, dass die arktische Luft aus Norden südwärts voran kommt.

Wie lange kann man sich bei solchen extremen Temperaturen draußen aufhalten?

Das kommt natürlich auf die Kleidung an und lässt sich damit kaum genau bestimmen. Wichtig ist aber neben der Kleidung, dass man nicht durch körperliche Bewegung ins Schwitzen gerät. Denn jegliche Feuchtigkeit auf der Haut führt zu einer schnelleren Auskühlung. Zudem sollte man nicht morgens duschen, um jegliche Art von Feuchtigkeit rund um den Kopf und die frei liegende Haut zu vermeiden.

n-tv Wetterexperte Björn Alexander

n-tv Wetterexperte Björn Alexander

(Foto: ntv)

Dabei sollen die minus 30 Grad gar nicht das eigentliche Problem sein. Schlimm sei die Luftfeuchtigkeit. Stimmt das? Wenn ja, woran liegt das?

Bei diesen Temperaturen ist vor allem der Wind der entscheidende Faktor. Denn der führt die Körperwärme rascher ab als bei Windstille und man kühlt dadurch eben wesentlich schneller aus.

In einigen Nachrichtenmeldungen steht, dass die Temperaturen nächste Woche um 30 Grad nach oben springen sollen. Kann das sein?

Bereits am Wochenende ist die Kältewelle vorbei. So bekommt Chicago am Sonntag Höchstwerte von um die plus 10 Grad und nachts sind es Tiefstwerte von plus 5 Grad. Zu Beginn der nächsten Woche sind sogar Spitzenwerte von bis zu 13 Grad möglich. Anschließend kommt der Winter zurück und bringt ab der Wochenmitte neuerlich Dauerfrost. Das heißt: Nach der kältesten, überhaupt möglichen Luftmasse aus den Tiefen der Arktis schwappt fast schon frühlingshaft milde Luft mit Regen heran, bevor wieder ganz normale Winterluft auf dem Programm steht. Die bringt nächste Woche Donnerstag maximal noch minus 5 Grad und nachts abermals zweistellige Minusgrade um die minus 11 Grad.

Ist das gesund für den Körper?

Die Menschen dort erleben ein extremes Achterbahnwetter, das für den menschlichen Organismus wahrscheinlich sehr anstrengend ist. Weitaus gefährlicher dürfte aber aus meiner Sicht der Aufenthalt in der arktisch kalten Luft ohne entsprechende Schutz- und Verhaltensstrategien sein.

 

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen