Hitze, Dürre, viel Sonne Darum war auch dieser Sommer wieder extrem
31.08.2022, 09:22 Uhr Artikel anhören
Immer wieder brannten auch in diesem Sommer Wälder in Deutschland.
(Foto: REUTERS)
Deutschland erlebt erneut einen Sommer der traurigen Superlative. In Hamburg wird die 40-Grad-Marke geknackt. Nie gab es im Süden mehr Hitzetage. Regen wird zur Seltenheit. Ein Grund: Der Klimawandel nimmt dem Wetter den Schwung. Einzelne Wetterlagen werden stabiler - mit dramatischen Folgen.
Krasse Hitzewelle - 40 Grad bis rauf nach Hamburg
Das wohl prägendste Hitzeereignis des Sommers brachten uns der 19. und der 20. Juli: Nachdem und während in Westeuropa bis in den Süden Englands schon Dutzende Hitzerekorde pulverisiert wurden, donnerte eine Hitzeglocke aus der Sahara ebenfalls bis in den Norden Deutschlands. 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal - so heiß war es bei den Nordlichtern noch nie und das zeigt leider auch, welche Sprünge die 40-Grad-Marke in Deutschland und Europa inzwischen gemacht hat.
Denn in den Sommern der Vergangenheit war schon die 30-Grad-Grenze ein eher seltenes Phänomen. Und die 40 Grad wurden erstmals in den 1980er-Jahren in Deutschland erreicht. Seitdem leider aber immer häufiger und immer weiter nördlich.
Brutkasten Süddeutschland
Ansonsten verlief der Sommer 2022 in Sachen Hitze aber im Norden der Nation eher gemächlich, was sich in einer positiven Temperaturabweichung von rund die 1,5 Grad im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren widerspiegelt. Einen ganz anderen Schnack erlebten hingegen die Menschen in Süddeutschland. Den ein bis sechs Hitzetagen - also 30 Grad und mehr - an Deutschlands Küsten stehen im Süden zum Teil fast 50 Hitzetage gegenüber.
Hitze in Deutschland - das Mittelmeer rückt immer näher
50 Hitzetage sind zwar im Vergleich zum Ausnahme-Sommer 2003, mit fast 60 im Südwesten, 10 Tage weniger, doch sie katapultieren den Süden Deutschlands mit einer Temperaturabweichung von 3 bis 4 Grad Celsius im Vergleich zum Mittel der vergangenen 30 Jahre locker auf Mittelmeerniveau.
Wetterextreme im Sommer werden problematischer
Es war das Dürrejahr 2018, das uns erstmals gezeigt hat, was passiert, wenn der Regen fehlt. In der Regel sind wir damit groß geworden, dass Wasser in Deutschland allgegenwärtig und es immer und an jedem Ort quasi zur freien Verfügbarkeit vorhanden ist. Nachdem es mit den katastrophalen Überschwemmungen im vergangenen Jahr im Westen Deutschlands ein Sommerextrem der anderen Art gegeben hat, ist die Dürreproblematik zurück auf der Agenda.
Zum Teil kaum 30 Liter pro Quadratmeter
Trockenster Ort der vergangenen drei Monate war Bad Kissingen in Bayern mit bisher 28,5 Litern Niederschlag pro Quadratmeter. Ebenfalls in Bayern gelegen sind gleichzeitig aber auch die nassesten Orte mit über 530 Liter je Quadratmeter in Aschau-Stein, Chiemsee-Herrenchiemsee und Balderschwang. Allerdings sind Aschau-Stein und Balderschwang damit aber dennoch viel zu trocken. Statistisch gesehen sind gerade einmal um die 70 Prozent des ansonsten üblichen Regens im Sommer gefallen. In Bad Kissingen bedeuten die knapp 30 Liter übrigens nur 15 Prozent des Regensolls.
So viel Wasser fehlt am Sommerende
Deutschlandweit sind im Schnitt im Juni, Juli und August in Summe gut 140 Liter auf jeden Quadratmeter niedergegangen. Das sind nicht einmal 60 Prozent des normalen Niederschlags in dieser Zeit. Damit fehlen mehr als 100 Liter pro Quadratmeter. Bei entsprechender Vorwitterung mit viel Regen im Frühjahr eigentlich kein großes Thema. Doch haben wir seit 2018 in vielen Regionen das Problem, dass sich die Böden vor allem in der Tiefe nicht richtig regenerieren konnten. Denn schon der März und der Mai waren viel zu trocken.
Der einzige zu nasse Monat in diesem Jahr war bisher der Februar. Januar und April waren tendenziell durchschnittlich. Das gleicht aber das Sommer-Defizit bei Weitem nicht aus. Zumal die Sonne auf Rekordniveau schien und die Austrocknung der Böden beschleunigte.
Sonnigster Sommer seit Aufzeichnungsbeginn
Natürlich fehlt zur korrekten Bewertung des Sommers noch die Sonnenleistung der verbleibenden Stunden im August. Dennoch schien die Sonne im Juni, Juli und August bislang locker mehr als 800 Betriebsstunden, ohne von Wolken verdeckt zu werden. Zum Vergleich: Normal sind im langjährigen Mittel für die drei Monate um die 630 Sonnenstunden. Am Ende dürften es also im Schnitt fast 200 Stunden mehr Sonnenschein sein.
Sonnigste und schattigste Orte
Die sonnigsten Regionen finden sich im Südwesten unseres Landes. Wenn Sie beispielsweise den Sommer 2022 in Lahr oder in Rheinau-Memprechtshofen (beides Baden-Württemberg) oder in Saarbrücken verbracht haben, dann haben Sie gut und gerne über 960 Stunden ungetrübten Sonnenscheins erlebt. Aber auch in den weniger sonnigen Regionen wie in List auf Sylt sind es am Ende um die 670 Stunden Sonne gewesen.
Trend zu stationären Wetterlagen als Auslöser
Sommer der sonnigen Superlativen gab es in den vergangenen beiden Jahrzehnten einige: 2003, 2018 oder 2019. Mit entsprechenden Folgen auch in puncto Trockenheit. Gleichzeitig mussten wir aber auch sehr nasse bis katastrophale Szenarien miterleben. Denn: Es gibt einen Trend zu stabileren Wetterlagen. Aufgrund der stärkeren Erwärmung der Polregionen fehlt unserem Wetter nämlich oftmals die Dynamik und Wettersysteme verweilen deutlich länger - mit den entsprechenden Folgen. Gleichzeitig können so auch Heißluftblasen aus südlichen Breiten länger und weiter nordwärts geführt werden.
Fazit: Sommer erneut außergewöhnlich
In Sachen Sonne setzte der Sommer 2022 neue Maßstäbe. Selbst die sonnigsten Sommer sind bisher an den 800 Sonnenstunden gescheitert. Bei den Temperaturen dürfte der Sommer ebenfalls unter den Top 3 landen. Aktuell liegen wir bei einem Temperaturmittel von knapp 19,3 Grad. Auf Platz 1 rangiert mit 19,65 Grad der Sommer 2003. Beim Regen bewegt sich der zu Ende gehende Sommer im Bereich von Platz fünf. Hier ist noch entscheidend, wie sich die Gewitter auf den letzten Metern des Monats August entwickeln.
Quelle: ntv.de