Panorama

"Stadt der Mafia und des Nikolaus" Stewardess reizt Italien

Ryanair mit Steuergeldern unterstützt: Die Worte einer Stewardess belasten für Ryanair das Klima in Süditalien.

Ryanair mit Steuergeldern unterstützt: Die Worte einer Stewardess belasten für Ryanair das Klima in Süditalien.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einer launigen Begrüßung an Bord eines Ryanair-Flugs von Paris nach Bari löst der irische Billigflieger einen Sturm der Entrüstung in Süditalien aus: Die offenherzige Ansage einer Stewardess rührt offenbar an einem Tabu. Vollkommen aus der Luft gegriffen sind ihre Worte allerdings nicht.

Eine Mitarbeiterin der irischen Fluggesellschaft Ryanair hat die Bewohner der süditalienischen Hafenstadt Bari mit einem Mafia-Vergleich gegen sich aufgebracht.

"Willkommen an Bord dieses Flugs von Paris-Beauvais nach Bari, die Stadt der Mafia und des Heiligen Nikolaus", soll eine Ryanair-Flugbegleiterin einem Zeitungsbericht zufolge bei der Begrüßung der Passagiere an Bord gesagt haben.

Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" berichtete ausführlich über den Vorfall und machte die offenbar spontane Ansage der Stewardess damit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Die Fluggesellschaft sieht sich nun mit Wellen der Empörung konfrontiert: Die Zeitung zitierte aus einem Offenen Brief einer Ryanair-Passagieren, die entsetzt auf den aus ihrer Sicht herabwürdigenden Mafia-Bezug zu ihrer Heimatstadt reagierte.

Sie fühle sich "furchtbar verletzt" durch die "lächerliche Art", wie Ryanair seine Fluggäste behandele, klagte die Baresi in ihrem Schreiben an die Airline-Chefs und den Bürgermeister von Bari. Eine Stellungnahme der Fluggesellschaft lag zunächst nicht vor. Offenbar handelt es sich um einen Einzelfall und nicht um eine autorisierte Standard-Begrüßung für Ryanairflüge nach Bari.

Ein in dem Brief enthaltener Hinweis könnte für Ryanair womöglich noch unangenehme Folgen haben: Bari liege in Apulien, schrieb die empörte Ryanair-Kundin, "einer Region, die Ryanair mit Steuergeldern unterstützt hat, damit die Gesellschaft bei uns ein Flug-Drehkreuz einrichtet". Auch wenn scharfe Konsequenzen wie etwa eine Rückzahlung von Fördermitteln auf dieser Grundlage mehr als unwahrscheinlich erscheint, dürfte der Vorfall das Klima zwischen regionalen Politikern und Ryanair-Vertretern künftig überschatten. 

Ein Heiliger und einzelne Kriminelle

Ganz abwegig ist die Ansage der Ryanair-Flugbegleiterin nicht: Die Stadt beherbergt seit dem späten elften Jahrhundert eine Reliquie, die Gläubige in der Wallfahrtskirche San Nicola als die Gebeine des Heiligen Nikolaus verehren. Und auch Verbindungen zu den regionalen Ablegern der sind in der jüngeren Stadtgeschichte nicht von der Hand zu weisen. Vor drei Jahren zum Beispiel ging die italienische Polizei mit einem Großaufgebot gegen Mitglieder eines apulischen Mafia-Clans in Bari vor.

Und erst am Wochenende konnten die Behörden im Kampf gegen die organisierte Kriminalität Süditaliens einen weiteren, berüchtigten Mafia-Boss festnehmen. Die Handschellen klickten diesmal unweit der süditalienischen Stadt Caserta, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Caserta liegt rund 150 Kilometer westlich Baris nahe Neapel und damit außerhalb der Region Apuliens.

Massimo Di Caterino war einer der letzten freien Anführer des Casalesi-Clans der neapolitanischen Camorra. Er hatte sich in einem Bunker in dem Ort Francolise versteckt. Bei ihm wurden eine Pistole und rund 10.000 Euro Bargeld gefunden. Di Caterino galt als Vertrauter des langjährigen Clan-Bosses, .

Bari ist die Hauptstadt der Region Apulien. Bei dem fraglichen " " handelt es sich um den Aeroporto di Bari-Palese (BRI) "Karol Wojtyla", der nach dem früheren ist.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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