"Bleiben Sie zu Hause!" Tagestouristen zieht es in Ausflugsorte
29.12.2020, 15:02 Uhr
Wegen des großen Ansturms: Staus auf dem Weg nach Winterberg.
(Foto: dpa)
Zwischen den Jahren wollen viele Menschen ausspannen - und sich von der Corona-Pandemie ablenken. Doch der Tagestourismus sorgt für verstopfte Straßen. So appelliert etwa NRW-Ministerpräsident Laschet, nicht nach Winterberg zu fahren. Auch von Ausflügen in den Harz wird abgeraten.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat an die Bürger appelliert, derzeit auf Ausflüge in den beliebten Sauerland-Ort Winterberg zu verzichten. "Große Menschenansammlungen erhöhen das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Pandemie", mahnte er in Düsseldorf. "Mein Appell lautet daher: Bleiben Sie zu Hause!"
Das Land unterstütze Winterberg bei allen notwendigen rechtlichen und polizeilichen Maßnahmen, um weitere Tagestouristen von der Anreise abzuhalten, sagte Laschet. "Wir sind bereit, auch kurzfristig mehr Einsatzkräfte zu schicken." Verstöße gegen Corona-Regeln würden konsequent geahndet. "Bei allem Verständnis für ein paar Stunden Auszeit in einer schönen Ferienregion wie dem Sauerland, erst recht in einer schönen Schneelandschaft: Jetzt gilt es, möglichst zu Hause zu bleiben."
Die Stadt Winterberg hatte zuvor ebenfalls an Tagesausflügler appelliert, nicht zu kommen. "Bitte überlege, ob eine Anreise wirklich erforderlich ist", hieß es auf der Internetseite. "Aufgrund der hohen Nachfrage ist mit kilometerlangen Staus zu rechnen." Trotzdem hatten sich, wie schon in den Vortagen, bereits am Vormittag erneut zahlreiche Ausflügler auf den Weg in den beliebten Wintersportort gemacht. Auf der wichtigsten Zufahrtsstraße, der von Norden kommenden Bundesstraße 480, verzeichnete das Verkehrsportal des Landes NRW am Mittag zeitweise mehrere Staus.
Im Harz ist "die Hölle los"
Wegen Überfüllung rät die Polizei auch weiter von Ausflügen in den winterlichen Harz ab. Parkplätze liefen "ruck zuck zu", sagte ein Sprecher der Polizei Goslar. Es sei so voll, dass die Menschen draußen die notwendigen Abstände nicht einhalten könnten. "Es ist nicht verboten, in den Harz zu fahren, es gibt kein Reiseverbot - das ist die Problematik", so der Sprecher. Bereits in den vergangenen Tagen stauten sich die Autos in Ausflugsorten kilometerlang. Auf der Bundesstraße 4 von Bad Harzburg Richtung Torfhaus ging es weder vor noch zurück.
Am Montag hätten fünf Zentimeter Schnee gelegen, hieß es. Zwischenzeitlich habe es geregnet, von der weißen Decke seien nur noch Reste übrig. "Wenn bei fünf Zentimetern Schnee einen halben Tag gerodelt wurde, blickt da jetzt die Wiese durch", sagte Christin Wohlgemuth, Sprecherin des Harzer Tourismusverbandes. Trotzdem fühle sie sich an normale Wintersporttage erinnert. Weiter oben im Harz, sei "die Hölle los". Die Kennzeichen der Autos reichten von Berlin über Potsdam bis Bremen. "Einerseits freuen wir uns über den Zuspruch und darüber, dass wir den Menschen Abwechslung bieten können." Andererseits sei man auch daran interessiert, dass die Pandemie so schnell wie möglich unter Kontrolle sei und die Tourismusbranche wieder öffnen könne.
Keine Parkplätze in Suhl
Bei Wanderungen und Spaziergängen suchen viele Ausflügler derzeit auch im Thüringer Wald Ablenkung. "Es ist viel los, vor allem am Rennsteig um Oberhof herum", sagte Stefan Ebert vom Regionalverbund Thüringer Wald. Zwar reichten die Schneehöhen noch nicht für das Präparieren eines größeren Netzes an Skilanglaufrouten. "Die eine oder andere Loipe ist aber angedrückt." Dem Verbund zufolge liegen teilweise bis zu 20 Zentimeter Schnee. Skilifte sind wegen der Corona-Beschränkungen derzeit geschlossen.
Viele Wanderer und Spaziergänger seien ohne Bretter an den Füßen in winterlicher Landschaft unterwegs. Hauptsächlich wegen der Ausflügler meldete die Stadt Suhl weitgehend erschöpfte Kapazitäten bei Parkplätzen. Unter anderem der Parkplatz am Schneekopf, dem mit 987 Metern zweithöchsten Berg des Thüringer Waldes, sei voll. Angesichts dessen mahnte die Stadt, die geltenden Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen auch bei Ausflügen in die Natur einzuhalten.
Quelle: ntv.de, mli/dpa