Ermittler in Lemgo rudern zurück Tötete Mann sein Opfer grundlos an Supermarkt-Kasse?
21.10.2025, 18:29 Uhr Artikel anhören
Der Supermarkt blieb heute geschlossen.
(Foto: picture alliance/dpa/Christian Müller)
In einem Supermarkt in Lemgo sticht ein 33-Jähriger auf einen Jugendlichen ein, der an den Folgen der Verletzungen stirbt. Zunächst gehen die Behörden von einem Streit vor dem Gebäude aus. Doch diese Annahme stellt die Staatsanwaltschaft nun wieder infrage.
Am Morgen danach erinnert noch ein Rettungswagen neben dem Supermarkt an das Geschehen vom Vorabend. Im Laden ist noch die Spurensicherung der Polizei bei der Arbeit. Im Kassenbereich war hier am Montag gegen 20.30 Uhr ein 16-Jähriger nach tödlichen Messerverletzungen gestorben. Kunden und Beschäftigte des Supermarktes hatten gesehen, wie ein 33-jähriger Tatverdächtiger zugestochen haben soll. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurden die Menschen psychologisch betreut, um das Erlebte verarbeiten zu können.
Warum und ob die beiden in einen Streit gerieten und in welcher Beziehung sie zueinander standen, ist am Tag danach noch offen. Nach Angaben von Staatsanwalt Alexander Görlitz sei nicht mehr sicher, wie sich die Lage vor dem Angriff an der Supermarktkasse abgespielt habe. Möglicherweise habe der Tatverdächtige den 16-Jährigen grundlos ohne Vorgeschichte angegriffen. Bislang hatten Polizei und Staatsanwaltschaft angegeben, dass es bereits auf dem Supermarktparkplatz zu einem Streit gekommen war.
Auswertung der Videoüberwachung dauert an
"Das Geschehen vor der eigentlichen Tat ist jetzt weiterhin Gegenstand der Ermittlungen", sagte Görlitz. Hierzu gebe es viele unterschiedliche Zeugenaussagen. Noch am Morgen hatte es geheißen, dass die beiden nach dem Streit auf dem Parkplatz an der Supermarktkette erneut aneinandergeraten waren. Dabei soll der 33-Jährige den Jugendlichen angegriffen haben, nach ersten Erkenntnissen mit einem Messer. Täter und Opfer sind deutsche Staatsbürger.
Zu diesem Zeitpunkt gingen gegen 20.30 Uhr bei der Polizei zahlreiche Notrufe ein. Dabei berichteten die Anrufer von einer schwer verletzten Person im Kassenbereich, wie die Behörden weiter erklärten. Die Rettungskräfte konnten den Angaben zufolge nur noch den Tod des Jugendlichen feststellen. Auf dem Parkplatz des Marktes in Lemgo bei Bielefeld nahmen Einsatzkräfte den 33-jährigen Tatverdächtigen fest, wie die Staatsanwaltschaft Detmold und die Polizei mitteilten. Eine Mordkommission ermittelt.
Der Verdächtige habe sich bei der Auseinandersetzung Verletzungen zugezogen, die unter Polizeibegleitung im Krankenhaus versorgt worden seien. Er kam in Polizeigewahrsam. Den ersten Erkenntnissen zufolge soll der Mann dem 16-Jährigen mit einem Messer die tödlichen Verletzungen zugefügt haben. Nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei setzte die Spurensicherung ihre Arbeit des Vorabends heute fort. Der Supermarkt blieb geschlossen. Auch dauerte die Auswertung der Videoüberwachung und der Zeugenaussagen noch an.
Haftbefehl wegen Mordes
Das Amtsgericht Detmold erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Mordes gegen den Tatverdächtigen. Nach Angaben eines Sprechers geht die Staatsanwaltschaft Detmold vom Mordmerkmal der Heimtücke aus. Möglicherweise sei der Jugendliche grundlos angegriffen worden. Die Obduktion der Leiche ist laut einer weiteren Mitteilung der Ermittler für Mittwoch geplant.
Lemgos Bürgermeister Markus Baier zeigte sich zutiefst erschüttert "von der schrecklichen Tat am gestrigen Abend. Solch eine Gewalt hat in unserer Stadtgemeinschaft keinen Platz. Mein tiefes Mitgefühl gilt der Familie und dem Freundeskreis des Opfers."
Weiter sagte Baier: "Allen Zeugen und Helfern, die diese furchtbare Situation miterleben mussten, wünsche ich viel Kraft. Ich hoffe, dass die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft dazu führt, dass der Täter schnellstmöglich eine gerechte Strafe erhält." Wegen der noch andauernden Ermittlungen und zum Schutz der Familie des Opfers wollte sich die Stadt Lemgo nicht weiter äußern.
Der Bezirksregierung Detmold als Schulaufsicht lagen bis zum Mittag keine Informationen über die Identität des Opfers vor. Sollte das Opfer eine Schule aus dem Regierungsbezirk besuchen, könne die Schule über die Krisendezernenten der Bezirksregierung und die regionale Schulberatungsstelle Unterstützungsangebote für die Schulgemeinschaft anfordern, teilte eine Sprecherin mit.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa