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"Honigpakete" bei Leistungsdruck US-Ärzte warnen Männer vor gefährlichen Potenzmitteln

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Manche Marken enthalten das Potenzmittel Tadalafil.

Manche Marken enthalten das Potenzmittel Tadalafil.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

In den USA greifen immer mehr junge Männer laut einem Bericht zu frei verfügbaren Potenzmitteln mit teils undurchsichtigen Inhaltsstoffen. Nach Ansicht von Experten stecken dahinter meist Unsicherheiten in Bezug auf die eigene Sexualität.

Ein Nahrungsergänzungsmittel, das als potenzsteigernd vermarktet wird, alarmiert Ärztinnen und Ärzte in den USA. Die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) hat eine Warnung für mehrere Marken sogenannter "Honigpakete" herausgegeben, weil versteckte Arzneimittelbestandteile im Produkt enthalten sein könnten, wie "USA Today" berichtet. Die Mittel seien insbesondere unter jungen, männlichen College-Studenten verbreitet.

Das große Problem ist nach Angaben von Medizinern, dass man bei der Einnahme nicht wisse, woraus sich die "Honigpakete" zusammensetzen. Einige Produkte enthalten dem Bericht zufolge natürliche Inhaltsstoffe, die harmlos sind, aber bis auf einen Placebo-Effekt keine Auswirkungen auf das Sexualleben hätten. Andere "Honigpakete" seien jedoch mit Tadalafil versetzt - ein äußerst wirksames Potenzmittel, das in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten zu schweren Nebenwirkungen bis zum Tod führen kann.

Auch von der gleichzeitigen Einnahme mit Alkohol rät Peter Leone von der Universität North Carolina dringend ab. "Ich würde mir Sorgen machen, dass bei Jugendlichen der Blutdruck sinkt, sie ohnmächtig werden oder ihnen schwindelig wird", sagte er "USA Today". Auch eine Überdosis sei möglich. "Ich bin sehr dafür, dass die Menschen guten Sex und sexuelles Vergnügen haben, aber ich bevorzuge sicherere Methoden dafür", so Leone.

"Keine Ahnung, was da drin ist"

Die Mittel sind in den USA demnach weit verbreitet. "Es ist verrückt. Man kann in jedem Spirituosengeschäft und in jeder Raststätte ein 'Honigpaket' kaufen und hat keine Ahnung, was da drin ist", sagte Jesse Mills von der Universität Kalifornien dem Blatt. Die Ungewissheit über die Inhaltsstoffe mache die Mittel gefährlich.

Auf Tiktok kursierten Videos mit Hunderttausenden Aufrufen, in denen sich College-Studenten über "Honigpakete" austauschen. Dabei sind Erektionsprobleme unter jungen Männern eigentlich nicht weitverbreitet, für die Einnahme von Potenzmitteln dürften viele keinen triftigen medizinischen Grund haben. Mills zufolge stecken sexuelle Unsicherheiten bei jungen Männern hinter dem Phänomen. Viele würden einen Druck im Schlafzimmer verspüren.

"Sie denken nicht an eine sexuelle Funktionsstörung", so Mills. "Sie denken darüber nach, wie kann ich besser sein als ich war oder besser als andere." Das sei eher ein interner Wettbewerb. Die Einnahme eines "Honigpakets" sei jedoch nicht die Lösung dafür. "Wenn ein Student bereits Schwierigkeiten hat, eine Erektion zu bekommen und sie für den Geschlechtsverkehr aufrechtzuerhalten, dann ist das ein großes gesundheitliches Problem, das angegangen werden muss", sagte Mills.

"Aber wenn sie denken, dass es ihnen nur hilft, länger durchzuhalten oder härter zu feiern, dann wird es wahrscheinlich nicht funktionieren, es sei denn, sie glauben wirklich daran - in diesem Fall funktioniert alles, denn der Placebo-Effekt ist unglaublich stark", sagte Millis. Der Mediziner empfiehlt jungen Männern, bei Fragen zur sexuellen Leistungsfähigkeit lieber einen Spezialisten zu konsultieren.

Quelle: ntv.de, mdi

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