Weltweite Schulschließungen Unesco hofft auf Bildungsrevolution
18.03.2020, 16:50 Uhr
Weltweit bleiben Klassenräume und Hörsäle leer.
(Foto: imago images/Karlheinz Egginger)
Wegen der Coronavirus-Pandemie sind in mehr als hundert Ländern Schulen und Hochschulen geschlossen. Die UN-Bildungsorganisation Unesco schätzt, dass nur noch jeder zweite Schüler und Student Zugang zu seiner Bildungseinrichtung hat. Die Krise ist auch eine Chance für die Bildungssysteme.
Weltweit muss fast jeder zweite Schüler oder Hochschüler wegen der Coronavirus-Pandemie zu Hause bleiben. Das teilte die UN-Bildungsorganisation Unesco in Paris mit. Damit hätten derzeit mehr als 850 Millionen junge Leute keinen Zugang zu ihren Bildungseinrichtungen. In mehr als einhundert Ländern bleiben demnach Schulen und Hochschulen vorerst geschlossen.
Dies sei eine "beispiellose Herausforderung" für das weltweite Bildungssystem, betonte die Unesco. Den Angaben zufolge haben 102 Länder vollständige Schließungen und elf weitere Teilschließungen angeordnet. In Deutschland ist in allen Bundesländern der Unterricht bis nach den Osterferien eingestellt, je nach Bundesland enden die Osterferien Mitte bis Ende April.
Russland zieht nach
Zuletzt hatte Russland angekündigt wegen des hochansteckenden Coronavirus seine Schulen zu schließen. Die Schüler werden vom kommenden Montag an drei Wochen lang in die verlängerten Frühlingsferien geschickt, sagte Bildungsminister Sergej Krawzow der Agentur Interfax. Einige Schulen haben aber bereits jetzt schon geschlossen, um eine Ausbreitung des neuartigen Virus einzudämmen.
Für Schüler solle die Möglichkeit bestehen, aus der Ferne das Lernen fortzusetzen, erklärte der Minister. Größere Verlage ermöglichen demnach im Internet einen kostenlosen Zugang zu Lernmaterialien. Im flächenmäßig größten Land der Erde gehen mehr als 16 Millionen Kinder und Jugendliche zur Schule. Bislang sind in Russland nach offiziellen Angaben mehr als 110 Corona-Fälle registriert. Für Schüler ohne Betreuungsmöglichkeit blieben die Schulen aber geöffnet, sagte Krawzow.
Briten zögern noch
Die britische Regierung gerät zunehmend unter Druck, weil sie sich weigert, Schulen zu schließen. Immer mehr Schuldirektoren klagen darüber, dass sie angesichts zahlreicher erkrankter Lehrer den Betrieb ohnehin kaum noch aufrecht halten könnten. Auch viele Schüler würden wegen der Ausbreitung der Krankheit inzwischen nicht mehr zum Unterricht kommen.
Eltern sind wütend und fragen sich, warum die Regierung einerseits dazu rät, soziale Kontakte einzuschränken, andererseits aber gegen die Schließung von Schulen ist. Mehr als 670.000 Menschen haben inzwischen eine Petition auf der Internetseite des Parlaments unterzeichnet, mit der die Regierung aufgefordert wird, endlich die Lehranstalten vorläufig dichtzumachen.
Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay erklärte, die Krise sei "eine Gelegenheit, Bildung zu überdenken, Fernunterricht auszubauen und die Bildungssysteme widerstandsfähiger, offener und innovativer zu machen".
Quelle: ntv.de, sba/dpa/rts