Explosionen erschüttern Tianjin "Wie Erdbeben": Druckwelle kilometerweit spürbar
13.08.2015, 05:19 Uhr
Mitten in der Nacht ist die chinesische Millionenstadt Tianjin taghell erleuchtet: Mehrere Explosionen sind der Grund, zerstören Häuser, Trümmer fliegen umher. Die Ursache ist noch unklar. Hunderte Menschen werden verletzt. Die Zahl der Toten steigt.
Die Zahl der Toten bei den gewaltigen Explosionen in der chinesischen Metropole Tianjin ist auf 44 gestiegen. Unter den Toten seien auch zwölf Feuerwehrleute, berichtet die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf Rettungskräfte. 520 Menschen wurden demnach ins Krankenhaus gebracht, 66 davon schweben in Lebensgefahr.
Am späten Mittwochabend sei in einem Lagerhaus ein Container mit Sprengstoff in die Luft geflogen, berichtet die Staatszeitung "People's Daily". Die Druckwelle war in der Millionenstadt nahe Peking kilometerweit zu spüren.
"Ich saß auf meinem Bett, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte. Dann vibrierten die Fenster. Es war wie ein Erdbeben. Ich bin schnell auf die Straße gelaufen, um mich in Sicherheit zu bringen", sagte der 27-jährige Lin Chen, der ungefähr zehn Kilometer von der Stelle der Explosionen entfernt wohnt. "Ich habe gehört, dass die Krankenhäuser voll mit Leuten sind. Es ist wirklich tragisch."
Ein Angestellter eines Krankenhauses sagte der "Beijing Times", die neuen Patienten seien zu viele, um sie zu zählen. In einem anderen Krankenhaus wurden laut der Zeitung 300 bis 400 Verletzte behandelt.
Enorme Explosionskraft
Laut Nachrichtenagentur Xinhua ereigneten sich die beiden Explosionen gegen 23.30 Uhr Ortszeit (18.30 Uhr MESZ) in einem Lagerhaus für Gefahrgut. Videos im Internetdienst Weibo zeigten, wie zwei ohrenbetäubende Explosionen die Hafenstadt im Norden des Landes erschütterten, während ein riesiger Feuerball den Nachthimmel erleuchtete.
Auf Fotos waren blutbedeckte Menschen auf der Straße zu sehen und Menschen, die in Decken gehüllte Kinder in Sicherheit brachten, doch konnte die Echtheit der Bilder nicht direkt bestätigt werden. Die chinesische Erdbebenwarte erklärte, die erste Explosion habe die Kraft von drei Tonnen TNT gehabt, während die zweite Explosion der Detonation von 21 Tonnen des Sprengstoffs entsprach.
Immer wieder Explosionen in Industrieanlagen
In den Medien hieß es, zwar sei das Feuer unter Kontrolle, doch würden zwei Feuerwehrleute vermisst. Tianjin liegt rund 140 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Peking. Eine Schnellbahnstrecke verbindet die beiden Städte in nur 30 Minuten. Mit 15 Millionen Einwohnern ist Tianjin eine der größten Städte des Landes. Die Stadt ist ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum und zählt mit Peking, Schanghai und Chongqing zu den vier Städten Chinas, die den Status einer Provinz genießen.
In China gibt es immer wieder Explosionen in Industrieanlagen: Erst im Juli kamen 15 Menschen ums Leben, während mehr als ein Dutzend weitere verletzt wurden, als in der nördlichen Provinz Hebei ein illegales Lagerhaus für Feuerwerkskörper in die Luft flog. Vor einem Jahr starben zudem mindestens 71 Menschen bei einer Explosion in einer Autoteilefabrik in Kunshan bei Schanghai. Grund für die Unglücke sind oft mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen und laxe Kontrollen durch die Behörden.
Quelle: ntv.de, nsc/bad/AFP/dpa