Panorama

Verteidiger bezweifelt Rollenverteilung Wilfried W. bestreitet gemeinsame Tötungen

Die Spurensicherung untersucht das Haus in Höxter-Bosseborn derzeit.

Die Spurensicherung untersucht das Haus in Höxter-Bosseborn derzeit.

(Foto: dpa)

Bisher scheinen die Machtverhältnisse im Folterfall von Höxter klar: Die Ex-Frau war Täterin, aber auch Opfer. Als Haupttäter gilt jedoch Wilfried W., dem die Frauen auf seine Partnerschaftsanzeigen antworteten. Dessen Verteidiger meldet sich nun zu Wort.

Eine Woche ist es her, dass die Misshandlungsfälle von Höxter aufgedeckt wurden. Seitdem sitzen die zwei mutmaßlichen Täter in Untersuchungshaft. Nun hat sich erstmals der Anwalt von Wilfried W. geäußert.

Dr. André Pott betonte gegenüber verschiedenen Medien, dass sein Mandant, den die Ermittler für den Haupttäter halten, die "gemeinsamen Tötungen bestreitet". Wilfried W. habe gegenüber der Polizei entsprechende Angaben gemacht. "Es wird sich zeigen, wie eindeutig die Indizien, wie belastbar die Angaben der Mitbeschuldigten sind", sagte Pott zur Rollenverteilung zwischen W. und seiner Ex-Frau. "Ich glaube, dass die Rollenverteilung quasi 100:0 zu Lasten meines Mandanten so nicht zutreffend ist." Er bezweifle auch, dass dies in einer Hauptverhandlung so bewiesen werde. Es werde zu überprüfen sein, wer bei den Taten welche Rolle eingenommen habe.

Angelika W. hatte den Ermittlern zufolge umfassend ausgesagt und dabei W. schwer belastet. Durch die Aussage der Frau kam ans Licht, dass das Paar bereits zwei Menschen auf dem Gewissen hat. Eine Frau war in der vergangenen Woche an den schweren Misshandlungen gestorben. Angelika W. hatte den Ermittlern außerdem gesagt, dass das Paar bereits 2014 eine Frau zu Tode gefoltert hatte. Die Leiche hatten Wilfried und Angelika W. zunächst tiefgefroren und später zerteilt und im Kamin verbrannt.

Anders als in den Medien

Pott beschreibt seinen Mandanten, als "von der Untersuchungshaft ergriffen". Man merke, dass ihn das mitnimmt. "Er weiß auch, dass sich das jetzt über eine längere Zeit hinziehen wird." Er habe Wilfried W. nicht als den "herrischen, befehlshaberischen Typ" erlebt, wie er in den Medien dargestellt werde. W. sei vielmehr ein ruhiger, passiver Mensch.

Man habe bisher vor allem Abläufe besprochen, noch lägen auch nicht alle Akten vor. Pott rechnet nach eigenen Angaben mit einer Mordanklage gegen W.. Man wolle sich nun erstmal einen Überblick verschaffen. Deshalb habe er W. geraten, vorläufig keine weiteren Angaben zu machen.

Am Mittwoch hatte eine Einsatzhundertschaft das Wohnhaus des Paares ausgeräumt, um weitere Spuren zu sichern. "Unsere Techniker können leere Räume einfach besser untersuchen. Wir müssen viel Müll rausschaffen", sagte ein Polizeisprecher. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung geht die Polizei nach. Hinweise auf weitere Opfer gab es zunächst keine.

Die nur wenig mehr als 500 Einwohner zählende Ortschaft im östlichsten Zipfel von Nordrhein-Westfalen - an der Grenze zu Niedersachsen - zeigt sich bestürzt über die Ereignisse. Ein fürs Wochenende geplantes Dorffest sagte der Heimatschützenverein wegen der Geschehnisse im Ort ab.

Quelle: ntv.de, sba

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