Kubas Hauptstadt Havanna zerfällt Zehntausende müssen umgesiedelt werden
14.11.2014, 22:08 Uhr
Tausende Wohnhäuser sind kaum noch bewohnbar.
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Kuba-Touristen bewundern vor allem den Charme der Hauptstadt Havanna. In Wirklichkeit sind die barocken und neoklassizistischen Gebäude so verrottet, dass sie baufällig und zum Teil unbewohnbar sind. Jetzt müssen Tausende Menschen umgesiedelt werden.
Das sozialistische Kuba kämpft seit vielen Jahren mit einer dramatischen Wohnungsnot: In der Hauptstadt Havanna müssten rund 130.000 Menschen aus provisorischen Unterkünften oder heruntergekommenen Wohnhäusern umgesiedelt werden, heißt es in einem Bericht, der in der Parteizeitung "Granma" veröffentlicht wurde.

Meist sind die Wohnungen unglaublich klein. Dennoch leben oft acht bis zehn Personen darin.
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Die 2,1-Millionen-Einwohner-Stadt hat seit langem große Infrastrukturprobleme. Ein Großteil der Bauten ist in einem miserablen Zustand, viele Häuser wurden seit 1959 nicht mehr saniert. In dicht bewohnten Stadtvierteln wie Centro Habana im Zentrum der Stadt sacken nach heftigen Regenfällen oft alte Villen in sich zusammen.
Hintergrund des allmählichen Verfalls der kubanischen Hauptstadt ist die sogenannte "Reforma Urbana", die Stadtreform, die während der Revolution von Fidel Castro im Lauf der 1960er Jahre durchgeführt wurde. Castro hatte es damals als Ausbeutung verstanden, Gebäude zu besitzen, zu vermieten oder auch Miete zu zahlen. Der Revolutionsführer verstaatlichte die Häuser und Wohnungen und überließ sie zu einem äußerst geringen Betrag den Bewohnern. Kauf oder Verkauf von Gebäuden war verboten, denn dies widersprach der sozialistischen Idee, der Gleichheit aller Menschen. Bewohner konnten ihre Wohnungen nur tauschen oder vererben.

Havannas Altstadt ist seit 32 Jahren als Weltkulturerbe anerkannt, ihr Verfall lässt sich dennoch kaum mehr aufhalten.
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Dieses Verbot wurde erst 2011 aufgehoben, doch die Wohnungsnot konnte das bislang nicht lindern. Zwar gibt es seitdem die zarten Anfänge eines Immobilienmarktes, der aber nur theoretisch besteht. Denn das Monatseinkommen eines Kubaners beträgt umgerechnet im Schnitt nur 15 Euro, während man für eine Wohnung 5000 bis 15.000 Euro bezahlen müsste.
Neubauten nur am Stadtrand
Statt die Innenstädte teuer zu sanieren, setzt der kubanische Staat auf den Neubau von Sozialwohnungen an den Rändern der Städte. Das nötige Geld oder die Baumaterialien stammen nicht selten aus Venezuela. Dennoch können viele Kubaner von den eigenen vier Wänden nur träumen. Die meisten Bürger, die sich überhaupt eine Wohnung leisten können, bekommen das Geld vom im Ausland lebenden Verwandten.
Dennoch konnten in der Altstadt von Havanna mit großer Mühe eine ganze Reihe von Gebäuden gerettet werden. Meist handelt es sich aber um historische Baudenkmäler, Kirchen, Klöster, Paläste und Arcaden. Geholfen haben Spenden internationaler Organisationen. Das Zentrum Havannas wurde vor mehr als 30 Jahren zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Am kommenden Sonntag feiert das 1519 gegründete Havanna sein 495-jähriges Stadt-Jubiläum.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa