Panorama

Angebliche Entführung Zweiter Verdächtiger im Fall Chloe gefasst

Chloe Ayling arbeitet als Model.

Chloe Ayling arbeitet als Model.

(Foto: Instagram/chloeayling)

Bei einem inszenierten Fotoshooting wird Chloe Ayling gekidnappt. Angeblich, um sie im Darknet als Sexsklavin anzubieten: ein Entführungsfall, der international Aufsehen erregt und voller Ungereimtheiten ist. Nun gibt es eine zweite Festnahme.

Im Fall eines mutmaßlich entführten britischen Models hat die britische Polizei einen zweiten Tatverdächtigen gefasst. Wie der britische "Guardian" berichtet, nahmen Ermittler der National Crime Agency den Bruder des polnischen Hauptverdächtigen fest. Demnach wurde Michal H. am Mittwoch in Tivildale in der Nähe von West Bromwich in Gewahrsam genommen. Er soll nun in London vor Gericht kommen.

Italien hatte nach dem 36-Jährigen mit europäischem Haftbefehl fahnden lassen, nachdem sein sechs Jahre jüngerer Bruder Lukasz H. bereits vergangene Woche in Italien gefasst worden war. Italienischen Ermittlern zufolge sollen sie Chloe Ayling bei einem inszenierten Fotoshooting am 11. Juli in Mailand entführt haben, um sie im Darknet als Sexsklavin anzubieten.

In dem Angebot hieß es, sie sei in Großbritannien geboren, in Italien entführt worden und werde in Deutschland gefangen gehalten. Die Auktion war für den 16. Juli geplant, das Mindestgebot wurde mit 300.000 US-Dollar angegeben.

Am 17. Juli brachen die Täter die Entführung ab und ließen Ayling in der Nähe des britischen Konsulats frei. Ihre Freilassung begründete die junge Frau damit, dass die Entführer von ihrem kleinen Kind erfuhren.  In einer Nachricht, die man bei dem Model fand, stand: "Du bist aufgrund der Großzügigkeit der Black-Death-Gruppe freigelassen worden. Das ist nicht persönlich, das ist geschäftlich. Es war ein Fehler, dich zu entführen. Vor allem, weil du eine junge Mutter bist." Die Ermittlungen der italienischen und britischen Polizei sind noch nicht abgeschlossen.

"Mehr als verständliche Zweifel"

Allerdings bestehen Zweifel, ob sich das Verbrechen tatsächlich so ereignet hat, wie bisher angenommen. Die italienischen Ermittler hinterfragen unter anderem, ob Ayling und ihr angeblicher Entführer Lukasz H. möglicherweise zusammenarbeiteten. Die Auktion im Darknet könnte auch fingiert worden sein, um Lösegeld von Aylings Agentur und der Familie zu erpressen.

Die britische Polizei verwies auf die Zuständigkeit der italienischen Behörden, betonte aber, noch behandle man den Fall als echte Entführung. Aylings italienischer Anwalt Francesco Pesce sagte dem britischen "Independent", die Ermittler hätten zunächst "mehr als verständliche Zweifel" an der Geschichte gehabt. In der Tat sei es schwer, zu glauben, dass jemand eine Person, die er mehrere Tage lang entführt hielt, in einem schwerbewachten Konsulat abliefert. Aber so sei es gewesen.

Britische Medien verweisen in ihrer Berichterstattung darauf, dass es vor dem Entführungsfall zu Ayling lediglich drei Suchergebnisse bei Google gegeben habe. Einmal sei sie Seite-3-Mädchen bei der "Sun" gewesen, einmal ging es darum, dass sie den Terroranschlag auf dem Pariser Champs-Élysées überlebt hatte, das dritte Ergebnis betraf einen Youtube-Prank. Auch die Zahl ihrer Instagram-Follower sei in den letzten Tagen erheblich angestiegen. Ayling war selbst mit der Information an die Öffentlichkeit gegangen, sie sei das entführte Model.

Quelle: ntv.de, dsi

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