Politik

Afghanistan-Liveticker +++ 05:37 Taliban: US-Abzugsdatum 31. August steht noch +++

Die ausländischen Streitkräfte in Afghanistan haben bislang die von ihnen gesetzte Frist für den Abzug zum 31. August offiziell noch nicht verlängert, sagt ein mit der Angelegenheit vertrautes Mitglied der Taliban der Nachrichtenagentur Reuters.

US-Präsident Joe Biden hatte vergangene Woche gesagt, dass die US-Truppen auch über den 31.August hinaus in Afghanistan bleiben könnten, um die Evakuierungen von US-Bürgern und Ortskräften sicher durchführen zu können.

Nun sagte Biden gestern auf eine entsprechende Frage, sollten andere G7-Staaten um eine längere Präsenz der US-Truppen am Kabuler Flughafen bitten, werde er antworten, "dass wir sehen werden, was wir tun können".

+++ 04:47 Briten haben fast 6000 Menschen gerettet +++
Die britischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums seit dem 13. August 5725 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. In Kabul seien gegenwärtig mehr als 1000 britische Militärangehörige im Einsatz.

+++ 03:16 Städtebund fordert internationale Lösung für Geflüchtete +++

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund dringt auf internationale Vereinbarungen zu Flüchtlingen aus Afghanistan. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der "Rheinischen Post", der Städte- und Gemeindebund plädiere für eine großzügige Aufnahme der für Deutschland tätigen afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien in Deutschland. Dies sei eine moralische und humanitäre Verpflichtung.

"Wir müssen allerdings davon ausgehen, dass über diesen Personenkreis hinaus viele Afghanen ihr Heil in der Flucht suchen werden", so Landsberg. Hier müsse es internationale Vereinbarungen mit den unmittelbaren Nachbarstaaten, gegebenenfalls aber auch Kontingente unter Einbeziehung der USA, Kanadas, Großbritanniens und der EU geben.

+++ 02:11 Islamische Staaten: Afghanistan darf keine Terror-Plattform werden +++
Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) hat sich besorgt über die humanitäre Lage in Afghanistan geäußert. Zudem appellierte der Zusammenschluss von mehr als 50 Ländern an die "künftige afghanische Führung" und die internationale Gemeinschaft, dafür zu sorgen, dass Afghanistan nie wieder als Plattform für Terroristen genutzt werde.

Die Abschlusserklärung eines Dringlichkeitstreffens der Organisation im saudi-arabischen Dschidda rief zudem "alle Parteien" auf, auf Gewalt zu verzichten, Sicherheit und Ordnung in der afghanischen Gesellschaft wiederherzustellen sowie einen dauerhaften Frieden herzustellen. Die OIC versteht sich als "die kollektive Stimme der muslimischen Welt“.

Die militant-islamistischen Taliban hatten vor rund einer Woche die Macht in Afghanistan übernommen. Wegen der massiv gestiegenen Zahl an Binnenflüchtlingen - nach UN-Angaben 300.000 allein in den vergangenen zwei Monaten - droht sich die humanitäre Lage in dem Land deutlich zu verschärfen.

+++ 01:04 Linke-Fraktionschefin für Aufnahme von Afghanistan-Flüchtlingen +++
Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Amira Mohamed Ali, befürwortet die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan. "Es ist noch völlig offen, wie viele Menschen fliehen werden. Als Deutschland haben wir nach 20 Jahren Militäreinsatz im Land jedoch eine Verantwortung, der wir gerecht werden müssen", sagte Mohamed Ali der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das beinhaltet demnach auch, "dass man Menschen nach Deutschland kommen lässt".

+++ 00:20 Große Mehrheit in USA hält Abzug für schlecht organisiert +++
Angesichts des Chaos in Afghanistan ist eine große Mehrheit der Amerikaner einer Umfrage zufolge unzufrieden mit dem Verlauf des von US-Präsident Joe Biden angeordneten Truppenabzugs. 74 Prozent der Befragten gaben an, die USA hätten den Rückzug schlecht gehandhabt, wie der Sender CBS mitteilte - obwohl 63 Prozent einen Abzug der amerikanischen Streitkräfte an sich befürworteten. Auch Bidens Zustimmungswerte nahmen deutlich ab: Nur noch 50 Prozent zeigten sich zufrieden damit, wie Biden seinen Job macht. Im vergangenen Monat waren es noch 58 Prozent, im März sogar 62 Prozent.

+++ 23:44 Scholz: "Es war kein sinnloser Einsatz" in Afghanistan +++
"Das war kein sinnloser Einsatz", verteidigt Vize-Kanzler Olaf Scholz bei "Bild.TV" das jahrelange militärische Engagement in Afghanistan. Dieses sei nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nötig gewesen. Alle hätten gedacht, die afghanische Armee sei jetzt aufgebaut und stabilisiert worden, um das Land zu verteidigen. "Sie hat es nicht getan". Es breche ihm das Herz, dass Afghanen nun im Chaos am Flughafen Kabul US-Soldaten teilweise sogar ihre Kinder übergäben, um sie in Sicherheit zu bringen.

+++ 23:18 Bundeswehr evakuiert 213 Menschen aus Kabul +++
Bei der Evakuierungsaktion der Bundeswehr ist ein weiterer Flieger mit 213 Schutzbedürftigen an Bord aus Kabul gestartet. Das teilte die Bundeswehr mit. Der Militärtransporter des Typs A400M machte sich auf den Weg ins usbekische Taschkent. Er hatte auf dem Hinflug Hilfsgüter zum Flughafen Kabul gebracht.

+++ 22:55 USA haben Sicherheitszone um Flughafen Kabul erweitert +++
Die USA haben nach Angaben von Präsident Joe Biden die Sicherheitszone um den Flughafen von Kabul vergrößert. Die Taliban hätten sich dabei kooperativ gezeigt, sagt Biden vor Journalisten.

+++ 22:27 Briten haben bereits mehr als 5000 Menschen ausgeflogen +++
Nach Angaben des britischen Botschafters in Afghanistan haben die britischen Behörden mehr als 5000 Menschen evakuieren können, davon allein 1000 in den letzten 14 Stunden. In einer Erklärung auf Twitter sagte Laurie Bristow, dass die "enormen Anstrengungen", die Evakuierten aus Afghanistan zu bringen, "an Fahrt gewinnen", aber dass es noch "eine Menge Arbeit zu tun" gebe.

+++ 21:14 Krisenstab-Beratungen mit Merkel zu Afghanistan +++
Die Lage in Afghanistan ist Thema von Krisenstab-Beratungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Kanzlerin ließ sich dazu nach dpa-Informationen direkt nach ihrer Rückkehr von einem Ukraine-Besuch mit einem Hubschrauber der Bundeswehr-Flugbereitschaft ins Kanzleramt fliegen. Die "Bild" berichtete, dass an den Beratungen auch Vizekanzler Olaf Scholz teilnehmen werde. Das Bundespresseamt äußerte sich am Abend auf Anfrage nicht dazu - das Auswärtige Amt ebenfalls nicht, es verwies auf das Kanzleramt.

+++ 20:48 Erdogan: Türkei wird keine afghanischen Ortskräfte der EU-Länder aufnehmen +++
Die Türkei wird nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan keine vor den Taliban geflohenen afghanischen Ortskräfte der EU-Länder aufnehmen. "Wir haben eine Anfrage erhalten, Ortskräfte einer EU-Mission in Afghanistan aufzunehmen", sagte Erdogan nach Angaben seiner Regierung in einem Telefonat mit EU-Ratspräsident Charles Michel. Die EU könne aber nicht von der Türkei erwarten, "die Verantwortung von Drittstaaten zu übernehmen".

+++ 20:25 Taliban kündigen Einsatz zur Eroberung von Widerstandshochburg an +++
Nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan wollen die radikalislamischen Taliban nun auch das als Widerstandshochburg bekannte Pandschirtal in ihre Gewalt bringen. "Hunderte Kämpfer" seien auf dem Weg in die Provinz Pandschir, "um sie unter Kontrolle zu bringen, nachdem örtliche Regierungsvertreter sich geweigert haben, sie friedlich zu übergeben", schrieben die Taliban auf Twitter.

+++ 20:10 Taliban-Sprecher: Al-Kaida nicht in Afghanistan +++
Einem Taliban-Sprecher zufolge ist die radikale Islamisten-Gruppe Al-Kaida in Afghanistan nicht vertreten. Man unterhalte zu ihr keine Beziehungen, sagt Mohammed Naim dem TV-Sender Al-Hadath.

+++ 19:49 Außenminister: Italien will 2500 Afghanen evakuieren +++
Italien will bei seiner Evakuierung früherer afghanischer Mitarbeiter und ihrer Familien insgesamt ungefähr 2500 Afghanen aus Kabul ausfliegen. Das sagte Außenminister Luigi Di Maio beim sogenannten Meeting di Rimini. Bei diesem Treffen mit katholischem Hintergrund sprechen Politiker, Geistliche, Verbände und Organisationen zu verschiedensten Themen. 1600 Menschen seien bereits über die Luftbrücke des italienischen Militärs aus Afghanistan geholt worden, erklärte der per Video zugeschaltete Di Maio weiter.

+++ 19:22 Russischer Botschafter: Taliban zu Dialog mit Gegnern bereit +++
Die Taliban sind nach Angaben des russischen Botschafters in Kabul zur Verhandlung mit ihren Gegnern in der letzten noch nicht eroberten afghanischen Provinz Pandschir bereit. Botschafter Dmitri Schirnow sagte im russischen Staatsfernsehen, die Taliban hätten ihn gebeten, den Anführern und den Menschen im Pandschir-Tal eine Botschaft zu überbringen. Die Taliban hofften, "eine friedliche Lösung für die Situation zu finden, zum Beispiel durch eine politische Vereinbarung. Die Taliban wollen kein Blutvergießen und sind zum Dialog bereit." Die Provinz Pandschir konnte von den Taliban auch während ihrer ersten Herrschaft zwischen 1996 und 2001 nicht erobert werden. Das lag neben dem erbitterten Widerstand der Nordallianz auch an der geografischen Lage - der Eingang zum Tal ist eng und gut zu verteidigen.

+++ 19:04 USA verpflichten private Airlines zu Hilfe bei Evakuierungen +++
Die USA ordnen eine Beteiligung ziviler Fluggesellschaften an ihrer Rettungsaktion für zehntausende Staatsbürger und Afghanen aus Kabul an. Wie das Pentagon mitteilt, aktivierte Verteidigungsminister Lloyd Austin in einem äußerst seltenen Schritt die sogenannte zivile Reserve-Luftflotte (CRAF). Demnach sollen 18 Passagierflugzeuge von US-Fluggesellschaften wie Delta und American Airlines die Armee beim Weitertransport von aus Kabul geretteten Menschen unterstützen.

+++ 18:43 Tadschiken-Anführer Massud: Wollen keinen Krieg +++
Der Tadschiken-Anführer Ahmad Massud hofft auf friedliche Gespräche mit den Taliban. "Wir wollen den Taliban klar machen, dass nur Verhandlungen uns weiterbringen", sagt er der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefongespräch aus seiner Hochburg im Pandschirtal. "Wir wollen nicht, dass ein Krieg ausbricht." Allerdings seien seine Kämpfer zum Widerstand bereit, sollten die Islamisten eine Invasion seiner Gebiete starten. Massud erklärte vergangene Woche, Teile der afghanischen Armee und deren Spezialkräfte hätten sich ihm angeschlossen. Massuds Vater hatte Angriffe der Taliban während deren Herrschaft von 1996 bis 2001 abgewehrt.

+++ 18:18 Islamische Staaten: Afghanistan darf nicht Terroristen-Plattform werden +++
Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) zeigt sich nach der Machtübernahme der Taliban besorgt über die politische Zukunft Afghanistans. Die "künftige Führung" des Landes und die internationale Gemeinschaft müssten sicherstellen, "dass Afghanistan nie wieder als Plattform oder Zufluchtsort für Terroristen genutzt wird und verhindern, dass terroristische Organisationen dort Fuß fassen", erklärt die Organisation in Dschidda. Die OIC äußert sich zudem besorgt über die humanitäre Lage in dem Land, in dem viele Menschen vor den Taliban auf der Flucht sind. Sie ruft ihre Mitgliedstaaten auf, Hilfsaktionen für die notleidenden Menschen zu unterstützen.

+++ 17:47 Deutschland bemüht sich um langfristige Ausreisen +++
Die Bundesregierung bemüht sich nach Angaben von Vizekanzler Olaf Scholz mit den USA um die Möglichkeit sicherer Ausreisen aus Afghanistan auch in Zukunft. "Unsere Bemühungen richten sich jetzt nicht nur darauf, dass wir diejenigen am Flughafen nach Deutschland kriegen, die jetzt Schutz brauchen", sagt der SPD-Kanzlerkandidat bei einem Wahlkampftermin in Potsdam. "Wir wollen auch erreichen zusammen mit den Amerikanern, dass eine Situation entsteht, wo die künftige Regierung zulässt, dass solche Ausreisen aus Afghanistan auch vielleicht über den zivilen Teil des Flughafens - das wäre das Schönste - zukünftig möglich sind."

+++ 17:27 Baerbock: Müssten über 50.000 Menschen aufnehmen +++
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock spricht von deutlich über 50.000 Personen, die aus Afghanistan evakuiert und nach Deutschland geholt werden müssten. Dabei seien Familienangehörige von Ortskräften, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten eingerechnet.

+++ 17:13 Tadschiken-Anführer: Ergeben uns den Taliban nicht +++
Ein Anführer der Tadschiken nordöstlich der afghanischen Hauptstadt Kabul will die von ihm kontrollierten Gebiete nicht an die Taliban abtreten, berichtet der in Dubai ansässige Fernsehsender Al-Arabija. Ahmad Massud ruft zur Bildung einer umfassenden Regierung auf, die das Land unter Beteiligung der Taliban regieren solle. Ein Krieg sei aber "unvermeidlich", wenn die Taliban den Dialog verweigern sollten, wird Massud vom Fernsehsender zitiert. Regierungstruppen aus verschiedenen Regionen seien im Pandschir-Tal zusammengezogen.

+++ 16:53 Bundeswehr-General beschreibt "heilloses Chaos" +++
Die Lage am Kabuler Flughafen gestaltet sich nach Angaben des Befehlshabers der Bundeswehr vor Ort "dramatisch". Die Schließung von Zugangstoren am Samstag habe unter den vor dem Flughafen ausharrenden Menschen zu Panik und "heillosem Chaos" geführt, sagt Brigadegeneral Jens Arlt in einer von der Bundeswehr organisierten Telefonschaltkonferenz mit Journalisten. Menschen seien "gedrängt, gequetscht, zum Teil heruntergetrampelt" worden.

+++ 16:33 Baerbock fordert Untersuchungsausschuss +++
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock spricht sich für einen Untersuchungsausschuss zum Afghanistan-Debakel aus. "Wir müssen das aufarbeiten", sagt die Parteichefin im ARD-Sommerinterview in einer Passage, in der es um die chaotischen Zustände rund um die Evakuierung ausländischer Staatsbürger und lokaler Mitarbeiter ausländischer Truppen und Organisationen aus Kabul ging. Der Ausschuss müsse kommen, unabhängig davon, wer die nächste Bundesregierung anführe. "Das, was an Desaster passiert ist, das können wir nicht einfach verschweigen", betont Baerbock. Es gehe darum, aus Fehlern zu lernen.

+++ 16:20 Bundeswehr fliegt weitere Menschen aus +++
Die Bundeswehr hat weitere 180 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Die Maschine des Typs A400M sei auf dem Weg in die usbekische Hauptstadt Taschkent, schreibt die Bundeswehr auf Twitter. Sie hob demnach um 14.33 Uhr deutscher Zeit in Kabul ab. Damit hat die Bundeswehr eigenen Angaben zufolge nun mehr als 2500 Menschen aus dem Konfliktgebiet gebracht. In einem weiteren Tweet heißt es, dass der nächste Flieger bereits auf dem Weg in Richtung Kabul sei, um weitere Menschen aus Afghanistan zu fliegen.

+++ 16:07 USA bestätigen "akute" Gefahr eines IS-Anschlags am Flughafen Kabul +++
Die US-Regierung bestätigt Medienberichte über die Gefahr eines Anschlags der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul oder in der Umgebung. "Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend", sagt der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, im Sender CNN. "Wir arbeiten intensiv mit unseren Geheimdiensten zusammen, um herauszufinden, woher ein Angriff kommen könnte." Man nehme die Warnungen "absolut todernst". Die Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.

+++ 15:54 Tausende demonstrieren für Aufnahme von Flüchtlingen +++
Tausende Menschen haben nach Angaben der Organisatoren für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan in Deutschland demonstriert. Protestaktionen gab es etwa in Berlin, Hamburg, Kiel, Siegen und Trier, wie die Organisation Seebrücke mitteilt. In Berlin zogen demnach tausende Menschen vor das Kanzleramt. "Alle deutschen Bundesländer haben sich in den letzten Tagen bereit erklärt, Menschen aus Afghanistan aufzunehmen", erklärt Maura Magni von der Seebrücke. "Es könnten also noch viel mehr hier ankommen. Wir fordern von der Bundesregierung, die Evakuierungen deutlich zu beschleunigen."

+++ 15:41 Briten können mehr Menschen ausfliegen +++
Der britische Evakuierungseinsatz in Kabul hat nach Angaben der britischen Regierung Fahrt aufgenommen. In den vergangenen 24 Stunden seien 1721 Menschen in acht Maschinen der Royal Air Force ausgeflogen worden, teilt ein Staatssekretär des Verteidigungsministeriums mit. Anders als am Vortag gelinge es nun besser, geordnete Schlangen zu bilden, die Wartenden auf den Flughafen zu bringen und die Flüge zu koordinieren. Das liege auch daran, dass die Taliban dies nicht blockierten. Die Regierung ruft daher berechtigte britische Staatsbürger und Ortskräfte wieder auf, zum Flughafen zu kommen. Die Lage könne sich zwar wieder ändern, aber wenn sie bleibe wie aktuell, könne man eine große Anzahl an Menschen ausfliegen.

+++ 15:25 Niederlande stocken Truppenkontingent auf +++
Die Niederlande verstärken ihren militärischen Rettungseinsatz in Afghanistan. Dafür seien weitere Soldaten nach Kabul aufgebrochen, teilt das Verteidigungsministerium in Den Haag mit. Sie sollen die 62 bereits vor Ort eingesetzten Militärangehörigen bei der Evakuierungsaktion unterstützen. Zu den Aufgaben gehöre der Schutz von Flugzeugen, von Evakuierten sowie des konsularischen Notfallteams, das unter Leitung des niederländischen Botschafters Ausreisen organisiert. Zur Anzahl der zusätzlich entsandten Militärs machte das Ministerium keine Angaben.

+++ 15:03 Johnson: G7-Sondergipfel am Dienstag +++
Der angekündigte Sondergipfel der G7-Staaten zur brisanten Lage in Afghanistan soll an diesem Dienstag stattfinden. "Ich werde die Staats- und Regierungschefs der G7 am Dienstag zu dringenden Gesprächen über die Lage in Afghanistan einberufen", twittert der britische Premierminister Boris Johnson. Großbritannien hat derzeit den Vorsitz in der Runde der führenden westlichen Industrienationen inne. Neben Deutschland und Großbritannien gehören auch Frankreich, Italien, Kanada, Japan und die USA dazu.

+++ 14:46 Scholz: Regierung hat ihr Land im Stich gelassen +++
Vizekanzler Olaf Scholz wirft der gestürzten afghanischen Regierung vor, ihr Land im Stich gelassen zu haben. Auch die Armee habe ihr Land nicht verteidigt, sagt der SPD-Kanzlerkandidat im ZDF. "Deshalb müssen wir jetzt handeln." Schutzbedürftige müssten noch aus dem Land geholt werden. Auch später müssten solche Personen noch sicher ausreisen können. "Das ist eine Frage, die gerade intensiv versucht wird zu erreichen." Zur Frage, ob der in die Kritik geratene Außenminister Heiko Maas auch der nächsten Regierung angehören wird, meidet Scholz derweil ein klares Bekenntnis. Erst müsse der Wähler entscheiden.

+++ 14:30 Taliban: Haben "Arbeitsbeziehung" mit US-Truppen +++
Die Taliban haben eigenen Angaben zufolge eine "Arbeitsbeziehung" mit den USA bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen in Kabul. Das sagt ein Mitglied der Kulturkommission der Taliban, Abdul Kahar Balchi, dem TV-Sender Al-Jazeera. Demnach seien die Posten außerhalb des Flughafengeländes, wo sich seit Tagen Tausende verzweifelte Menschen drängen, unter Kontrolle der Islamisten, jene innerhalb kontrollierten die US-Streitkräfte. "Sie stehen in ständigem Kontakt miteinander", sagt der Sprecher weiter.

+++ 14:13 Putin: Wollen keine als Flüchtlinge getarnten Kämpfer +++
Russlands Präsident Wladimir Putin kritisiert Bestrebungen westlicher Länder, Flüchtlinge aus Afghanistan in dessen Nachbarländern aufnehmen zu lassen. Russland wolle nicht, dass afghanische Kämpfer als Flüchtlinge getarnt auftauchten, sagt Putin der Nachrichtenagentur Ria zufolge. Der Afghanistan-Konflikt betreffe Russlands Sicherheit unmittelbar.

+++ 13:56 Deutscher General: Lage am Flughafen Kabul entspannt sich leicht +++
Die Lage am Kabuler Flughafen entspannt sich nach Worten des deutschen Brigadegenerals Jens Arlt etwas. Grund dafür sei, dass sich bei der Zuflucht suchenden Bevölkerung herumgesprochen habe, dass einige Tore zum Flughafen aus Sicherheitsgründen vorerst geschlossen blieben. Dies sei aber nur eine Momentaufnahme, sagt er.

+++ 13:39 Städtetag fordert rasche Info über Zahl der Flüchtlinge +++
Der Deutsche Städtetag verlangt von Bund und Ländern rasch konkrete und verlässliche Angaben über die Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge aus Afghanistan. "Die Städte sind bereit, die Geflüchteten aus Afghanistan aufzunehmen und ihnen ein gutes Ankommen zu ermöglichen", sagt Städtetagspräsident Burkhard Jung der "Rheinischen Post". Benötigt werde "eine konkrete verlässliche Aussage von Bund und Ländern zu den mit ziemlicher Sicherheit kommenden Flüchtlingen aus Afghanistan. Und das muss schnell gehen." Nur so gelinge die Akzeptanz in weiten Teilen der Bevölkerung. "Das alles muss dann auch auf der langen Strecke im Wesentlichen durch Bund und Länder finanziert werden."

+++ 13:22 Müller verteidigt Entwicklungshilfe-Stopp +++
Entwicklungsminister Gerd Müller verteidigt die Entscheidung, die Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan auszusetzen. Die Voraussetzungen - Sicherheit der Mitarbeiter und Achtung der Menschenrechte - seien derzeit nicht gegeben, sagt er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viele Nichtregierungsorganisationen seien aber weiter vor Ort und setzten humanitäre Projekte in eigener Verantwortung um, etwa zur Ernährungssicherung. "Wir sind mit ihnen intensiv im Austausch, wie die humanitäre Unterstützung der afghanischen Bevölkerung aufrechterhalten werden kann." Zugleich nennt Müller Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit den Taliban. "Entscheidend ist die Sicherheit aller Menschen in Afghanistan, die Einhaltung der Menschenrechte und die Rechte der Frauen. Daran werden wir die Taliban messen", sagt er.

+++ 13:05 NATO zu Flughafen-Chaos: Insgesamt mindestens 20 Tote +++
Im Chaos um und auf dem Flughafen von Kabul sind in den vergangenen sieben Tagen insgesamt mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahl berichtet ein NATO-Vertreter. "Unser Fokus ist die Evakuierung aller Ausländer so schnell wie möglich", sagt er.

+++ 12:44 Bundeswehr-Flieger evakuiert knapp 200 Menschen +++
Die Bundeswehr fliegt weitere 196 Menschen aus Afghanistan aus. Eine Transportmaschine A400M sei am um 11.19 Uhr deutscher Zeit vom Flughafen der Haupstadt Kabul in Richtung Usbekistan gestartet, teilt das Einsatzführungskommando via Twitter mit. "Die Lage dort ist nach wie vor sehr schwierig. Es wird alles getan, so viele Schutzbedürftige wie möglich pro Flug nach Taschkent auszufliegen." Insgesamt dürfte die Bundeswehr nach eigenen Zahlen nun mehr als 2300 Menschen evakuiert haben.

+++ 12:30 Taliban geben USA Schuld für Chaos +++
Die radikalislamischen Taliban haben die US-Streitkräfte für die chaotischen Szenen am Kabuler Flughafen verantwortlich gemacht. "Amerika, mit all seiner Macht und seinen Möglichkeiten", habe es nicht geschafft, "Ordnung auf dem Flughafen zu schaffen", sagt der hochrangige Taliban-Beamte Amir Chan Mutaki. "Im ganzen Land herrscht Frieden und Ruhe, nur am Flughafen von Kabul herrscht Chaos", fügt er hinzu.

+++ 12:13 Taliban dementieren Vergeltungspläne +++
Die Taliban treten Befürchtungen entgegen, dass es im Zuge der Machtübernahme zu Vergeltungsaktionen gegen Vertreter der bisherigen Regierung kommt. Ein Vertreter der Islamistischen Bewegung sagt, in den kommenden Tagen werde es Treffen mit früheren Gouverneuren und Behördenvertretern aus mehr als 20 der insgesamt 34 Provinzen geben. Dabei gehe es um deren Sicherheit und die Frage von Kooperationen. "Wir zwingen keinen früheren Regierungsvertreter, uns beizutreten oder seine Loyalität zu beweisen. Sie haben das Recht, das Land zu verlassen, wenn sie das wollen", sagt die Person, die namentlich nicht genannt werden will.

+++ 11:59 Menschen in Afghanistan kommen kaum noch an Bargeld +++
Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan geht den Menschen zunehmend das Bargeld aus. Einwohner Kabuls berichten, die Geldautomaten in der Stadt seien praktisch leer. Banken und auch der Geldwechslermarkt seien seit einer Woche geschlossen. "Alle in der Stadt beschweren sich mittlerweile, dass sie kein Geld abheben können", sagt ein Bewohner. Ein Mann sagt dem lokalen TV-Sender ToloNews, seine Bank habe zudem eine Obergrenze für Abhebungen eingeführt. Wenn denn ein Geldautomat doch noch befüllt sei, könne man nur 10.000 Afghani (rund 100 Euro) abheben. Viele drücke die Sorge, dass sie angesichts der aktuellen Krise überhaupt nicht mehr an ihr Geld kommen.

+++ 11:44 Afghanin bekommt Kind an Bord von US-Flieger +++
Eine afghanische Frau hat an Bord eines US-Evakuierungsflugzeugs ein Baby zur Welt gebracht. Ihre Wehen und zusätzliche gesundheitliche Beschwerden setzten auf dem Weg zum US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland ein, wie das Transportkommando der US-Luftwaffe mitteilt. Ihr Zustand habe sich verbessert, nachdem die C-17-Transportmaschine niedriger flog und der Luftdruck im Flugzeug sich dadurch erhöhte. Das Manöver habe geholfen, ihr Leben zu retten. Nach der Landung im pfälzischen Ramstein habe die Frau im Laderaum der Maschine mit Hilfe von Soldaten ein Mädchen zur Welt gebracht. Mutter und Kind gehe es gut.

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+++ 11:25 Pro Asyl: "US-Einsatz muss verlängert werden" +++
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl ruft Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu auf, sich bei US-Präsident Joe Biden für eine Verschiebung des Truppenabzugs aus Afghanistan einzusetzen. "Der US-Einsatz muss verlängert werden", fordert Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt. "Die verzweifelt vor dem Flughafen Ausharrenden brauchen eine Evakuierungsperspektive", sagt er mit Blick auf die dramatischen Zustände am Flughafen von Kabul. Offizielles Ziel der US-Regierung ist, dass die letzten US-Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abziehen. "Dieses Datum ist willkürlich gegriffen", kritisiert Burkhardt. "Die chaotischen Zustände, die nun zu weiteren Toten führten, sind auch eine Folge der Ankündigung, den Einsatz Ende August zu beenden", erklärt er.

+++ 10:59 Spanien nimmt Afghanen auf +++
Spanien stellt zwei Militärstützpunkte im Süden des Landes zur Erstaufnahme von Afghanen zur Verfügung, die für die US-Regierung gearbeitet haben. Das vereinbarten US-Präsident Joe Biden und der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez in einem Telefonat, wie die Regierung in Madrid mitteilt. Die Afghanen sollen dann von den Stützpunkten Moron de la Frontera nahe Sevilla sowie Rota nahe Cadiz in andere Länder gebracht werden.

+++ 10:41 Menschenmassen strömen weiterhin gen Flughafen +++
Ungeachtet großer Hitze und andauerndem Chaos kommen weiterhin Menschen in großen Mengen zu den Eingängen des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Das berichtet ein Augenzeuge. Die Person und seine Familie hätten sich um Mitternacht zum Flughafen aufgemacht in der Hoffnung, dass zu der Zeit weniger Menschen auf Einlass warten und sie näher an das Tor kommen könnten. Je länger der Tag dauere, desto mehr Menschen kämen aber hinzu. "Wir haben bisher nicht eine Stunde geschlafen", sagt die Person weiter. "Und jetzt brennt die Sonne auf uns nieder." An dem Eingang würden aktuell regelmäßig Personen von Briten aufgerufen und in den Flughafen eskortiert, sagt die Person. Die Menschen in der gedrängten Menge, die alle auf einen Evakuierungsflug ins Ausland hoffen, seien weiter aggressiv und würden auch immer wieder schreien.

+++ 10:24 Berichte: Mehrere Kinder im Gedränge vermisst +++
Im Gedränge der Tausenden Menschen am Flughafen Kabul in Afghanistan sind nach Berichten örtlicher Medien mehrere Kinder verloren gegangen. So kümmert sich einer Reportage des Fernsehsenders Ariana News zufolge eine Familie aus der Hauptstadt seit einer Woche um ein Kind im Grundschulalter, das es am Flughafen im Stacheldraht festhängend gefunden hatte. Bis heute seien die Eltern trotz vieler Bemühungen nicht auffindbar, sagt die Familie. Der etwa sechs Jahre alte Junge habe gesagt, er sei mit den Eltern zum Flughafen gefahren, um das Land zu verlassen. Sein Vater sei vorgegangen, dann sei er selbst aber hingefallen. Kurz darauf habe er beide Elternteile nicht mehr sehen können. Auch lokale Journalisten berichten in sozialen Medien, dass Menschen Fotos von vermissten Kindern am Flughafen anbringen.

+++ 10:09 Deutsche Entwicklungshilfeagentur zahlt Ortskräften Bleibe-Prämie +++
Die deutsche Entwicklungshilfeagentur GIZ versucht offenbar, ihre afghanischen Ortskräfte in Afghanistan zu halten. Das berichtet der "Spiegel". In einem internen Chat der Agentur offeriert der für Afghanistan zuständige GIZ-Leiter afghanischen Ortskräften, dass sie ein Jahresgehalt als Prämie bekommen, wenn sie in Afghanistan bleiben und weiter für die GIZ arbeiten. Dafür müssen sie allerdings auch schriftlich garantieren, dass sie sich nicht für das Ortskräfte-Schutzprogramm der Bundesregierung registrieren. Das Bundesministerium für Entwicklungshilfe bestätigt die Bleibe-Prämie. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin äußern mehrere GIZ-Ortskräfte Kritik an dem Angebot. Es sei einfach nur niederschmetternd, wie die Deutschen agierten, sagt eine afghanische GIZ-Mitarbeiterin am Telefon. Sie habe den Eindruck, der Bundesregierung gehe es vor allem darum, die Zahl der Menschen, die nach Deutschland kommen, möglichst niedrig zu halten. "Wir wollen kein Geld, sondern Sicherheit", so die Afghanin.

+++ 09:46 Video zeigt tödliches Chaos am Flughafen +++
Ein britisches Kamerateam dokumentiert die dramatischen Szenen rund um den Flughafen in Kabul. Unzählige Menschen, darunter viele Kinder, harren dort aus in der Hoffnung, Afghanistan verlassen zu können. Manche werden im Gemenge gequetscht, andere sind nach Stunden in der Hitze dehydriert und brechen zusammen. Der Reporter Stuart Ramsay ist fassunglos.

+++ 09:15 Sieben Menschen sterben bei Gedränge am Kabuler Flughafen +++
In Kabul sind im Gedränge rund um den Flughafen nach Angaben der britischen Regierung sieben Menschen ums Leben gekommen. "Unsere Gedanken sind bei den Familien von sieben afghanischen Zivilisten, die tragischerweise in der Menge in Kabul gestorben sind", heißt es in einem Statement des Verteidigungsministeriums. Zuvor hatte bereits ein Korrespondent des britischen Senders Sky News von chaotischen Szenen vor den Toren des Flughafens berichtet, bei denen Menschen am Samstag "gequetscht" worden seien. Viele seien dehydriert und verzweifelt gewesen.

+++ 08:48 UN-Programm warnt vor "humanitärer Katastrophe" +++
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen warnt angesichts der Entwicklung in Afghanistan vor einer "humanitären Katastrophe". Die Afghanistan-Direktorin des Programms, Mary-Ellen McGroarty, fordert eine enge Abstimmung innerhalb der internationalen Gemeinschaft. "Andernfalls wird sich eine ohnehin schon schreckliche Situation zu einer absoluten Katastrophe entwickeln", sagt die UN-Vertreterin der britischen Sonntagszeitung "The Observer". Das WFP schätzt, dass von den etwa 38 Millionen Menschen in Afghanistan heute schon 14 Millionen nicht genug zu essen haben. Das Land wird auch von einer schweren Dürre geplagt.

+++ 08:15 Australien fliegt 300 Personen aus Kabul aus +++
Australien fliegt in der Nacht zum Sonntag mehr als 300 Personen aus Kabul aus. Darunter seien nicht nur Australier und Afghanen mit Visa, sondern auch Neuseeländer, Amerikaner und Briten, sagte Premierminister Scott Morrison.

+++ 07:53 Deutsche Botschaft in Kabul beschloss Evakuierung offenbar auf eigene Faust +++
Die Verantwortlichen der deutschen Botschaft in Kabul sollen ihre Evakuierung auf eigene Faust eingeleitet haben. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertraute Menschen berichtet, habe die Bundesregierung Warnungen vor Ort zunächst nicht ernst genug genommen. Das Auswärtige Amt sagt der "Welt am Sonntag" hingegen, man habe immer einvernehmlich mit der Botschaft gehandelt. Über das Wochenende habe man in "engstem Kontakt" über die Evakuierungsvorbereitungen gestanden. Am Freitag sei auch die Einschätzung der Botschaft so gewesen, dass zwar die Sicherheit nicht mittel- oder langfristig zu gewährleisten sei, kurzfristig aber schon. Während die Vorbereitungen zur Evakuierung bereits liefen, seien die "Zeitlinien dafür am Samstag durch die rapide Verschlechterung der Lage immer kürzer" geworden. Als die Botschaft um die sofortige Evakuierung gebeten habe, habe man "unverzüglich grünes Licht" gegeben.

+++ 07:29 Humanitäre Helfer wollen Afghanistan mehrheitlich nicht verlassen +++
Der Großteil der humanitären Helfer will seine Arbeit in Afghanistan auch nach der Machtübernahme der Taliban fortsetzen. Alle Organisationen der Vereinten Nationen, wie etwa das Flüchtlingshilfswerk, wollen nach Informationen der "Welt am Sonntag" weiter in dem krisengebeutelten Land bleiben. Nach Angaben des UN-Informationsbüros in Genf handle es sich dabei um etwa 300 ausländische und rund 3000 einheimische Mitarbeiter. "In vielen Provinzen wurden wir von den Taliban gebeten, dass wir bleiben und unsere nachweislich erfolgreiche Arbeit für Kinder fortsetzen", so das Kinderhilfswerk UNICEF. Laut Einschätzung des UN-Büros in Kabul in dem "WamS"-Bericht wollen auch die meisten der über 150 nichtstaatlichen Hilfsorganisationen vor Ort bleiben. Dies betreffe mehrere Tausend Mitarbeiter.

+++ 07:04 Kanzler Kurz gegen Aufnahme von Flüchtlingen in Österreich +++
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz ist gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan in seinem Land. Dazu werde es in seiner Amtszeit nicht kommen, sagt er dem TV-Sender Puls 24. Österreich habe bereits früher einen unverhältnismäßig großen Beitrag zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan geleistet. In einer Statistik des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR werden Österreich mehr als 40.000 afghanische Flüchtlinge zugerechnet. Das ist die zweithöchste Zahl in Europa nach Deutschland mit 148.000. Kurz fordert laut vorab veröffentlichten Interview-Auszügen, dass die aus Afghanistan fliehenden Menschen in der Region bleiben sollten. So hätten Turkmenistan und Usbekistan bislang nur ganz wenige aufgenommen.

+++ 06:37 Deutsche Rüstungsgüter für 419 Millionen Euro nach Afghanistan +++
Die Bundesregierung hat seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan vor knapp 20 Jahren den Export von Kriegswaffen und anderen Rüstungsgütern für mehr als 400 Millionen Euro in das Land genehmigt. Der weitaus größte Teil wurde an die Streitkräfte der NATO-Verbündeten, an Botschaften oder an die Vereinten Nationen geliefert, darunter Panzer, gepanzerte Fahrzeuge sowie Handfeuerwaffen wie Gewehre und Maschinenpistolen. An afghanische Sicherheitskräfte ging nur ein geringer Teil. Das geht aus den jährlichen Rüstungsexportberichten der Regierung und einer aktuellen Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hervor.

+++ 06:12 Augenzeugen berichten: Taliban kontrollieren Zugang zum Flughafen +++
Augenzeugen berichten, die Taliban hätten eine Art Ordnung rund um den Flughafen von Kabul hergestellt. Sie verhinderten Menschenansammlungen rund um den Flughafen und sorgten für ordentliche Warteschlangen außerhalb der Flughafentore. Am frühen Morgen gebe es schon lange Menschenschlangen, aber kein Durcheinander oder Gewalt. Seit dem vergangenen Sonntag sind nach Aussagen von NATO-Offiziellen und der Taliban am Flughafen zwölf Menschen erschossen oder zu Tode getrampelt worden.

+++ 05:51 Bericht: Warnung vor IS-Anschlag auf Flughafen in Kabul +++
Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf ungenannte US-Verteidigungsquellen von der Gefahr eines Anschlags der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf den Kabuler Flughafen und dessen Umgebung. Das US-Militär bemühe sich daher, Amerikanern, anderen Ausländern und afghanischen Mitarbeitern der US-Regierung "alternative Routen" zum Flughafen aufzuzeigen. Die Taliban seien sich der Bemühungen bewusst und stimmten sich mit den US-Vertretern ab. Die Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind tief verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.

+++ 05:22 Trump: Bidens Abzug aus Afghanistan ist totale Kapitulation +++
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat den Rückzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan als die größte außenpolitische Demütigung in der Geschichte der Vereinigten Staaten bezeichnet. "Dies ist kein Rückzug. Das war eine totale Kapitulation", rief Trump vor Anhängern in Cullman im Bundesstaat Alabama. Trump machte erneut US-Präsident Joe Biden für den Fall Afghanistans an die radikal-islamischen Taliban verantwortlich. Der Abzug der USA, der den Zusammenbruch auslöste, war allerdings noch von seiner eigenen Regierung mit den Taliban ausgehandelt worden.

+++ 04:49 Griechenland baut Grenzmauer - Land will Flüchtlinge abschrecken +++
Griechenland hat nach eigenen Angaben eine 40 km lange Mauer an der Grenze zur Türkei fertiggestellt und ein Überwachungssystem installiert, um zu verhindern, dass Asylsuchende nach der Übernahme Afghanistans durch die Taliban versuchen, nach Europa zu gelangen. Darüber berichtet der "Guardian". Der griechische Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrisochoidis, erklärte, das Land habe Maßnahmen ergriffen, um eine Wiederholung der Szenen von vor sechs Jahren zu verhindern. "Unsere Grenzen werden sicher und unantastbar bleiben." Die griechische Regierung erklärte letzte Woche, sie werde keine Flüchtlinge nach Europa einreisen lassen und die Menschen zurückweisen. "Unser Land wird kein Tor nach Europa für illegale afghanische Migranten sein", sagte der Minister für Migration, Notis Mitarachi, in einer Erklärung.

+++ 04:18 Taliban-Führer trifft in Kabul ein - Vorbereitung von Regierungsverhandlungen +++
Fast eine Woche nach der Eroberung der Hauptstadt scheinen die Taliban der Bildung einer Regierung näher zu kommen, wie die "New York Times" berichtet. Einer ihrer Anführer, Mullah Abdul Ghani Baradar, traf in Kabul, um Gespräche mit dem ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai und anderen Politikern aufzunehmen. "Die Verhandlungen sind im Gange", sagte Ahmadullah Waseq, stellvertretender Vorsitzender des Taliban-Komitees für kulturelle Angelegenheiten in der Zeitung. Er bestätigte die Ankunft Baradars in der Hauptstadt. Im Moment, so Waseq, würden sich die Taliban-Mitglieder vor allem untereinander austauschen, um die Verhandlungen vorzubereiten. "Dann werden wir mit anderen Parteien sprechen, um eine inklusive Regierung zu bilden, die für alle Afghanen akzeptabel ist", fügte Waseq hinzu. "Es ist nicht klar, wann wir eine neue Regierung haben werden, aber wir versuchen, sie so bald wie möglich anzukündigen.

+++ 03:38 US-Fluglinien sollen bei Evakuierung helfen +++
Die US-Regierung warnt amerikanische Fluglinien, sie könnten angewiesen werden, sich an der Evakuierung der Flüchtenden aus Afghanistan zu beteiligen. Zwei Offizielle, die anonym bleiben wollten, sagten, man habe den Fluglinien am Freitag eine Warnung geschickt. Die Maschinen der Fluglinien würden jedoch nicht nach Afghanistan fliegen, sondern die Evakuierten von Stützpunkten im Nahen Osten und in Deutschland abholen.

+++ 02:55 EU-Kommission: Staaten müssen sich auf Fluchtwelle vorbereiten +++
Die Europäische Kommission ruft die EU-Länder auf, sich auf mögliche Fluchtbewegungen aus Afghanistan vorzubereiten. "Wir sollten nicht die gleichen Fehler wie 2015 machen. Wir sollten nicht warten, bis die Menschen an den EU-Außengrenzen stehen", sagt die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson der "Welt am Sonntag" laut einem Vorabbericht. Man müsse die Afghanen innerhalb des Landes und in den Nachbarländern der Region unterstützen. Die schwedische Politikerin ruft alle EU-Länder auf, ihre Quoten für Umsiedlungen von Flüchtlingen innerhalb des UNHCR-Programms zu erhöhen. "Die EU-Kommission ist bereit, solche Programme zu koordinieren und zusätzliche Finanzhilfen bereitzustellen."

+++ 02:15 Erdogan gegen "zusätzliche Belastung" durch afghanische Flüchtlinge +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert und über die Lage in Afghanistan gesprochen. Wie die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer mitteilte, waren sich die Bundeskanzlerin und Präsident Erdogan einig, "dass die Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan weiterhin höchste Priorität hat". Nach Angaben der türkischen Regierung wies Erdogan in dem Telefonat aber auch darauf hin, dass die Türkei im Falle einer verstärkten Fluchtbewegung aus Afghanistan diese "zusätzliche Belastung" nicht tragen könne. "Eine neue Migrationswelle ist unausweichlich, wenn in Afghanistan und im Iran nicht die erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden", sagte Erdogan demnach. "Die Türkei, die bereits fünf Millionen Flüchtlinge (aufgenommen) hat, kann keine zusätzliche Belastung von Migranten tragen."

+++ 01:30 Ex-Premier Blair hält Motive für US-Abzug für "idiotisch" +++
Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat dem Westen vorgeworfen, Afghanistan im Stich gelassen zu haben. "Das Imstichlassen von Afghanistan und seines Volkes ist tragisch, gefährlich, unnötig, nicht in ihrem Interesse und nicht in unserem", schrieb Blair auf der Website seines Instituts. Die US-Motive für den Truppenabzug aus dem Land bezeichnete der Ex-Premier, während dessen Amtszeit Großbritannien an der Seite der USA in den Afghanistan-Krieg gezogen war, als "idiotisch": "Wir taten das in Gefolgschaft eines idiotischen politischen Slogans über ein Ende der "Forever Wars" - als ob unser Einsatz 2021 auch nur entfernt mit unserem Einsatz vor 20 oder zehn Jahren vergleichbar gewesen wäre." Der Abzug aus Afghanistan lasse "jede Dschihadistengruppe auf der ganzen Welt jubeln", schrieb Blair weiter. Russland, China und der Iran würden ihre Vorteile aus dem Schritt ziehen.

+++ 01:02 Borrell: Rettung aller Ortskräfte bis Ende August "unmöglich" +++
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hält es für unmöglich, bis Ende August alle Ortskräfte der USA und anderer Nato-Staaten aus Afghanistan auszufliegen. "Die Amerikaner wollen bis Ende des Monats 60.000 Menschen ausfliegen. Das ist mathematisch unmöglich", sagte Borrell. Er machte die strengen Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen des US-Militärs am Kabuler Flughafen mitverantwortlich für die schleppende Evakuierung. Die EU habe sich bei der US-Regierung bereits darüber "beschwert", berichtete der EU-Chefdiplomat. "Das Problem ist der Zugang zum Flughafen", sagte Borrell. Er schloss sich zugleich den Forderungen mehrerer Nato-Staaten an, den Evakuierungseinsatz des US-Militärs am Kabuler Flughafen über Ende August hinaus zu verlängern.

+++ 00:18 FDP-Chef Lindner fordert Afghanistan-Untersuchungsausschuss +++
FDP-Chef Christian Lindner hat einen Afghanistan- Untersuchungsausschuss gefordert. Dort müsse in der nächsten Legislaturperiode alles auf den Tisch kommen, "was nicht funktioniert hat", sagte Lindner der "Bild am Sonntag". "Auch, welche systematischen Schwächen wir bei diesen Einsätzen haben. Das muss aufgeklärt und neu konzipiert werden." Auch die "Fehleinschätzung" des Bundesnachrichtendienstes (BND) zur Lage in Afghanistan müsse Konsequenzen haben, sagte Lindner. "Er muss gegebenenfalls neu aufgestellt werden."

+++ 23:37 Bundeswehr fliegt weitere 20 Menschen aus - Maschine in Taschkent gelandet +++
Die Bundeswehr hat weitere 20 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Eine Transportmaschine vom Typ A400M "mit 20 evakuierten Menschen an Bord" sei um 22.00 Uhr (MESZ) in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gelandet, teilte die Bundeswehr am späten Samstagabend im Onlinedienst Twitter mit. Die Bundeswehr hat somit seit dem Beginn ihrer Evakuierungsflüge mehr als 2100 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen.

+++ 22:59 KSK bringt Menschen zum Flughafen +++
Das Kommando Spezialkräfte greift nun offenbar gezielt ein und bringt Menschen zum Flughafen in Kabul. Das twitterte der Grünen-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Erik Marquardt. Weil die Straßen vor dem Flughafen von den Taliban kontrolliert werden, ist es vielen nicht möglich, zum Evakuierungsflugzeug zu gelangen. Erst einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass die Bundeswehr über einen erweiterten Einsatz des KSK nachdenkt. Laut "Spiegel" sollen KSK-Hubschrauber eingesetzt werden, um Schutzsuchende direkt im Stadtgebiet oder aus anderen von den Taliban eingenommenen Regionen abzuholen und sicher zum Flughafen zu bringen.

+++ 22:07 Bericht: Menschen am Flughafen Kabul zu Tode gequetscht +++
Im Gedränge am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einem Medienbericht zufolge mehrere Tote gegeben. Aufnahmen des britischen Fernsehsenders Sky News zeigten wie Soldaten mindestens drei Leichen mit weißer Plane abdeckten. Woran die Menschen starben, war zunächst unklar. Auch mehrere Verletzte waren zu sehen. Der Sky-News-Reporter Stuart Ramsay, der selbst am Flughafen war, berichtete, im Gedränge seien mehrere Menschen "gequetscht" worden. Rettungskräfte eilten von einem Verletzten zum anderen. Ramsay sagte, die am Flughafen wartenden Menschen seien "dehydriert und in Panik". Er filmte auch Soldaten, die Wartende zur Abkühlung mit einem Wasserschlauch nass spritzten.

+++ 21:45 US-Luftwaffe: Bislang 2300 Menschen nach Ramstein ausgeflogen +++
Die US-Luftwaffe hat nach eigenen Angaben inzwischen rund 2300 Menschen aus Afghanistan nach Ramstein ausgeflogen. Seit Freitagabend seien im Rahmen des Einsatzes "Operation Allies Refuge" 17 C-17-Maschinen auf dem Flugplatz gelandet, heißt es in einer Erklärung.

+++ 21:31 Wegen IS: US-Regierung sucht nach anderen Routen für Evakuierung +++
Die US-Regierung sucht nach Wegen, ihre Bürger nicht mehr über den Flughafen von Kabul, sondern über andere Routen aus Afghanistan zu bringen. Es gebe eine potenzielle, gegen Amerikaner gerichtete Bedrohung durch den afghanischen Ableger der Terrororganisation Islamischer Staat, die die Route zum Flughafen noch gefährlicher mache, erfuhr die Nachrichtenagentur AP aus US-Regierungskreisen. Eine Gewährsperson sagte, dass kleine Gruppen US-Bürger sowie möglicherweise auch andere Zivilisten Instruktionen bekommen könnten, um sich etwa an einen bestimmten Ort zu begeben, wo Soldaten sie dann abholen könnten.

+++ 21:03 Flagge der USA weht über Flughafen Kabul +++
Über dem noch von US-Streitkräften kontrollierten Flughafen Kabul weht Militärangaben zufolge immer noch die Flagge der Vereinigten Staaten. "Die Flagge weht weiterhin und die Mission dauert an", sagte US-Generalmajor William Taylor im Pentagon. Am Flughafen arbeite auch weiterhin US-Botschaftspersonal. Bei der US-Botschaft im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul war am vergangenen Sonntag die Flagge der Vereinigten Staaten eingeholt worden. Der Schritt markierte den Abschluss der Evakuierung der diplomatischen Vertretung. Nach derzeitiger Planung wollen die USA ihre Evakuierungsmission am 31. August beenden. Dann sollen auch die letzten US-Soldaten aus Afghanistan abziehen.

+++ 20:24 Laschet: Oppositionsruf nach Ausreise afghanischer Helfer war richtig +++
Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat angesichts der Entwicklung in Afghanistan eingeräumt, dass die Bundesregierung besser auf frühe Oppositionsforderungen gehört hätte, einheimische Ortskräfte schnell in Sicherheit zu bringen. "Der Ansatz, schon vor Wochen sie herauszuholen, war richtig. Und da hätte man auch mal der Opposition recht geben können", sagte der CDU-Vorsitzende im Sat.1-Sommerinterview.

+++ 20:11 EU-Außenbeauftragter: Rettung aller Ortskräfte bis Ende August "unmöglich" +++
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hält es für unmöglich, bis Ende August alle Ortskräfte der USA und anderer Nato-Staaten aus Afghanistan auszufliegen. "Das ist mathematisch unmöglich", sagte Borrel nun. Borrell machte die strengen Sicherheitsvorkehrungen des US-Militärs am Kabuler Flughafen mitverantwortlich für die dramatische Situation. Borrell sagte, die EU habe sich bei den USA über die strengen Sicherheitsvorkehrungen "beschwert". Afghanische Ortskräfte der EU, die das Land verlassen wollen, hätten Schwierigkeiten auf das Flughafengelände zu gelangen.

+++ 19:57 Russland und Türkei wollen sich in Afghanistan-Frage abstimmen +++
Russland und die Türkei wollen sich nach Kremlangaben wegen der Lage in Afghanistan enger miteinander abstimmen. "Die Präsidenten haben eine Verstärkung der bilateralen Koordination bei der afghanischen Thematik vereinbart", teilte der Kreml in Moskau nach einem Telefonat von Staatschef Wladimir Putin mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan mit. Beide Seiten hätten die Bedeutung von Stabilität und gesellschaftlichem Frieden in dem Land hervorgehoben. Vorrangige Aufgabe sei der Kampf gegen den Terrorismus und gegen den Drogenhandel, hieß es in der Kreml-Mitteilung. Russland führt seit langem Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban, die die Macht in Afghanistan übernommen haben. Die Bewegung ist in Russland zwar als Terrororganisation verboten, allerdings will Moskau die Entwicklung beobachten und dann über eine mögliche Anerkennung der neuen Führung in Kabul entscheiden.

+++ 19:33 AKK: "Unsere Lageeinschätzung war falsch" +++
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat eine massive Fehleinschätzung der Bundesregierung angesichts des Vormarschs der Taliban in Afghanistan eingeräumt. "Noch zu Beginn der letzten Woche hat niemand in der internationalen Gemeinschaft damit gerechnet, dass Kabul bereits am Ende der Woche kampflos fallen würde", schrieb Kramp-Karrenbauer in einem Brief an Abgeordnete des Bundestags. "Unsere Lageeinschätzung war falsch, unsere Annahmen über die Fähigkeiten und die Bereitschaft zum afghanischen Widerstand gegen die Taliban zu optimistisch." Ähnlich hatten sich Außenminister Heiko Maas und Kanzlerin Angela Merkel am 16. August geäußert, dem Tag nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban.

+++ 19:14 US-Streitkräfte: Eingangstore am Flughafen Kabul sind geöffnet +++
Bei der Evakuierungsmission in Afghanistan fertigen die US-Streitkräfte am Flughafen Kabul an den verschiedenen Eingängen nach eigenen Angaben weiterhin Menschen ab. Eingangstore seien in den vergangenen 24 Stunden nur kurzfristig geschlossen worden, damit "die richtigen Leute" passieren konnten, sagte US-Generalmajor William Taylor im Pentagon. Nicht erklären konnten Taylor und Pentagon-Sprecher John Kirby, warum die US-Botschaft in Kabul US-Bürgern heute geraten hatte, nicht zum Flughafen zu fahren. Kirby verwies aber darauf, dass die Lage rund um den Flughafen nicht stabil sei und sich ständig ändere. Kirby sagte weiter, es gebe "eine geringe Anzahl" von Amerikanern, die auf dem Weg zum Flughafen in den vergangenen Tagen von Taliban drangsaliert oder geschlagen worden seien.

Alle früheren Entwicklungen lesen Sie hier.

Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.

Quelle: ntv.de, mau/jpe/mmo/als/AFP/dpa/rts

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