Politik

Nach Nervendrama mit Hamas 17 weitere Geiseln sind in Freiheit, wieder Deutsche dabei

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Freigelassenen werden vom Roten Kreuz über den Grenzübergang Rafah gebracht.

Die Freigelassenen werden vom Roten Kreuz über den Grenzübergang Rafah gebracht.

(Foto: REUTERS)

Nach einem stundenlangen Nervenkrieg übergibt die radikal-islamische Hamas eine zweite Gruppe von Geiseln an das Rote Kreuz. 13 israelische und vier ausländische Geiseln sind inzwischen wieder in Israel. Unter ihnen ist eine deutsch-israelische Familie, die aus dem Kibbutz Be'eri entführt wurde. Auch eine Verschleppte vom Supernova-Festival ist frei.

Mit sieben Stunden Verzögerung hat die islamistische Hamas eine zweite Gruppe von Geiseln freigelassen. Das Rote Kreuz brachte am Abend 13 Israelis sowie vier thailändische Staatsbürger über die Grenze nach Ägypten, wie das israelische Militär mitteilte. Inzwischen befinden sie sich wieder auf israelischem Staatsgebiet. Bei den freigelassenen Israelis handelt es sich um acht Minderjährige und fünf Frauen. Außenministerin Annalena Baerbock gab in der Nacht auf X bekannt, dass erneut vier deutsche Doppelstaatler darunter seien. Schon gestern waren vier Deutsch-Israelis freigekommen.

Der Konvoi mit den freigelassenen Geiseln fuhr nach Armeeangaben zunächst zum nahe gelegenen israelischen Grenzübergang Kerem Schalom. Dort überprüften Sicherheitsvertreter die Namensliste. Laut der Zeitung "Haaretz" sind inzwischen alle israelischen Freigelassenen identifiziert. Zwölf von ihnen wurden aus dem Kibbutz Be'eri verschleppt, unter anderem die dreijährige Yahel Shoham, genannt Yuli, der achtjährige Nave, ihre Mutter, die 38 Jahre alte Adi Shoham und deren Mutter, die 67 Jahre alte Shoshan Haran. Bei ihnen soll es sich um deutsche Staatsbürger handeln. Die Männer der Familie hatte die Hamas bei ihrem Massaker getötet. Mit der 21-jährigen Maya Regev kommt erstmals auch eine der Geiseln frei, die vom Supernova-Festival gekidnappt wurden.

Am frühen Morgen berichtete die "Times of Israel", die Familien der vier thailändischen Männer seien informiert worden. Sie würden im Shamir-Krankenhaus betreut. Laut dem Premierminister von Thailand, Srettha Thavisin, ist ihr Gesundheitszustand gut. Sie wollten "duschen und ihre Familien anrufen", teilte er auf X mit. Laut dem thailändischen Außenministerium befinden sich noch 18 Landsleute in Gefangenschaft der Hamas.

Schon am Freitag waren 24 Geiseln freigekommen: 13 Israelis sowie 11 Ausländer. Auch die jetzt Freigelassenen sollen nach einer ersten medizinischen Untersuchung zunächst in Krankenhäuser in Israel geflogen werden. Dort werden sie auch ihre Familien treffen.

Im Gegenzug wurden am Abend 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen. Sie seien in Ost-Jerusalem sowie im Westjordanland von ihren Familien empfangen worden, berichten palästinensische Medien. Demnach handelte es sich um sechs Frauen sowie 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren. Am Abend hatten Dutzende auf die Freilassung vor einem israelischen Gefängnis nördlich von Jerusalem gewartet, wobei es zu Tumulten gekommen sein soll. Palästinensischen Angaben zufolge waren israelische Soldaten gegen die Wartenden mit Tränengas und Gummigeschossen vorgegangen. Sanitätern zufolge wurden vier Menschen verletzt.

Katar musste Hamas zum Einlenken bringen

Nur wenige Stunden vor der Freilassung der Geiseln hatte die Hamas eine Übergabe in letzter Minute überraschend gestoppt. Als Grund nannte die Terrororganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geisel-Deals verstoßen habe. Sie warf Israel unter anderem vor, nicht ausreichend Hilfslieferungen in den nördlichen Teil des Gazastreifens ermöglicht zu haben. Israel wies das zurück und drohte mit einer Aufkündigung des Abkommens, das von Katar vermittelt wurde. US-Präsident Joe Biden schaltete sich persönlich ein und telefonierte mit dem Emir von Katar sowie mit dem Außenminister des Emirats. Nach dem Telefonat hätten hochrangige Regierungsbeamte engen Kontakt zu den Israelis, Katarern und Ägyptern gehalten, "um die Hürden für die Umsetzung zu überwinden", hieß es vonseiten des Nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung. Nachdem Katar eingeschritten war, lenkte die Hamas am späten Abend ein.

Mehr zum Thema

Das Abkommen für eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass im Gegenzug für jede Geisel aus Israel drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Am Tag zuvor waren so bereits 39 palästinensische Häftlinge freigekommen. Nach Informationen der "Times of Israel" hat Katar Israel inzwischen die Liste mit den Namen der Geiseln übermittelt, die als nächstes freigelassen werden sollen. Ihre Familien seien bereits informiert worden.

Die Kampfpause soll mindestens vier Tage dauern. Gemäß der Vereinbarung sollen in dieser Zeit insgesamt 50 Geiseln freigelassen werden. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte. Etwa 240 Menschen hatte die Hamas bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt. 195 sind noch in der Gewalt der Terrororganisation.

Quelle: ntv.de, mau/ino/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen