Politik

Afghanistan-Liveticker +++ 22:20 Luftwaffe für Evakuierung auf Flughafen Kabul gelandet +++

Die Luftwaffe ist unter schwierigen Bedingungen auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul gelandet. Ein Transportflugzeug vom Typ A400M setzte zur Evakuierung deutscher Staatsbürger auf der zeitweise wegen chaotischer Zustände gesperrten Rollbahn auf, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montagabend aus Sicherheitskreisen erfuhr.

+++ 22:10 Biden verteidigt Truppenabzug aus Afghanistan +++
US-Präsident Joe Biden verteidigt die Entscheidung, Truppen aus Afghanistan abgezogen zu haben. "Ich stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung", sagt Biden bei einer Ansprache an die Nation. Es sei nie die Aufgabe gewesen, eine Nation in Afghanistan aufzubauen, sondern den Terrorismus zu bekämpfen. US-Soldaten sollten nicht in einem Krieg sterben, den afghanische Soldaten nicht bereit sind zu kämpfen, so Biden. Die USA werde schnellstmöglich auf Terrorismus in Afghanistan reagieren, sofern es notwendig werde.

+++ 21:58 US-Militär will Flughafen in Kabul weiter sichern +++
Das US-Militär versucht weiterhin, die Landebahn auf dem Flughafen in Kabul zu sichern, um Evakuierungsflüge zu gewährleisten. Für die Evakuierung des eigenen Botschaftspersonals hatten die USA ein Zeitfenster von 72 Stunden angesetzt. Auch für die 14 Tage danach habe das US-Außenministerium der Bundesregierung wohl einen offen Flughafen zugesagt. Das erfuhr RTL/ntv aus Kreisen des Auswärtigen Amtes.

+++ 21:30 Großbritannien schickt 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul +++
Im Zuge der Evakuierung von britischen Staatsbürgern und afghanischen Helfern will London 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul schicken. Das teilt das britische Verteidigungsministerium mit, nachdem in der vergangenen Woche bereits 600 militärische Kräfte nach Afghanistan entsandt wurden. Die Soldaten sollen dabei helfen, die verbliebenen britischen Staatsbürger und afghanischen Helfer des britischen Militärs möglichst schnell aus dem Land zu holen.

+++ 21:09 Zweites deutsches Flugzeug kreist über Kabul +++
Ein zweites Flugzeug zur Evakuierung kreist nach Angaben der Bundeswehr noch über Kabul. Eine Landung sei "aufgrund einer großen Anzahl von Personen auf der Landebahn derzeit noch nicht möglich", heißt es auf Twitter.

+++ 20:56 Maas rechnet mit baldiger Räumung der Landebahn in Kabul +++
Außenminister Heiko Maas rechnet damit, dass die US-Streitkräfte auf dem Flughafen Kabul die Landebahn in den nächsten Stunden räumen werden, so dass wieder Flugzeuge zur Evakuierung von Menschen landen können. Derzeit sei dies nicht der Fall, sagt der SPD-Politiker in der ARD. Es sei mit den USA vereinbart, dass US-Militärflugzeuge auch Deutsche aus Kabul ausfliegen würden. Deutsche Flugzeuge wiederum würden neben afghanischen Ortskräften auch Bürger anderer Staaten mit an Bord nehmen können, wenn sie landen könnten, hatten Verteidigungs- und Außenministerium zuvor betont.

+++ 20:45 Macron: Afghanistan darf nicht wieder "Refugium für den Terrorismus" werden +++
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnt vor einem Wiedererstarken des internationalen Terrorismus. "Afghanistan darf nicht wieder zu dem Refugium für den Terrorismus werden, das es einmal war", sagt Macron in einer Fernsehansprache in seiner Sommerresidenz Fort de Brégançon am Mittelmeer. Dafür müssten sich Russland, die USA und Europa gemeinsam einsetzen, forderte er. Macron kündigte zudem eine gemeinsame EU-Initiative mit Deutschland gegen die erwartete Flüchtlingskrise an.

+++ 20:12 Deutscher Rettungsflieger muss wegen Spritmangel abdrehen +++
Eine erste Bundeswehrmaschine hat nach Angaben von Generalleutnant Markus Laubenthal nicht am Flughafen von Kabul landen können. Sie sei schließlich nach Taschkent in Usbekistan abgedreht, sagt Laubenthal im ZDF. Die Maschine muss in Taschkent nachtanken. Eine andere Maschine soll die A400M ersetzen, um die nächstmögliche Gelegenheit zur Landung zu nutzen.

+++ 19:53 Taliban erobern zivilen Bereich des Flughafens in Kabul +++
Während die Evakuierungen im militärischen Abschnitt des Flughafens in Kabul weiterhin stocken, bringen die Taliban den zivilen Bereich unter ihre Kontrolle. Das berichtet NBC-News-Reporter Richard Engel.

Satellitenbilder zeigen Tausende Menschen auf der Landebahn.

Satellitenbilder zeigen Tausende Menschen auf der Landebahn.

(Foto: dpa)

+++ 19:43 Größte Afghanistan-Fahne des Landes eingeholt +++
In der afghanischen Hauptstadt Kabul wird nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban die größte Fahne des Landes mit der Landesflagge eingeholt. Das zeigen Fernsehbilder. Die Fahne ist ein Geschenk Indiens und war erstmals 2014 am Wasir-Akbar-Khan-Hügel gehisst worden, einer Anhöhe im Zentrum der Stadt. Sie galt als eine Art Wahrzeichen, war ein beliebtes Fotomotiv und konnte von weitem gesehen werden. Am Wasir-Akbar-Khan-Hügel ist auch der ehemalige Präsident Burhanuddin Rabbani begraben, der 2011 bei einem gezielten Selbstmordanschlag getötet worden war. Auf dem Hügel gibt es zudem ein Schwimmbad mit Sprungturm, das von den Sowjets erbaut worden war. Zur Zeit der Taliban-Herrschaft hatten diese den Sprungturm und das Schwimmbad für Exekutionen genutzt. Es war unklar, ob dort demnächst eine Taliban-Flagge gehisst werden sollte.

+++ 19:28 Merkel dämpft Hoffnungen auf Aufnahme von Ortskräften +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel dämpft die Hoffnungen auf die Aufnahme afghanischer Ortskräfte in Deutschland. Merkel kündigt an, dass Deutschland alles tun werde, um einheimische Ortskräfte aus Kabul in Sicherheit zu bringen; zugleich räumt sie ein: "Das haben wir leider nicht mehr in der Hand." Ob die Evakuierungen ausgeführt werden können, hänge "von der Lage in Kabul ab".

+++ 19:11 Virtueller G7-Gipfel geplant +++
Der britische Premierminister Boris Johnson plant seinem Büro zufolge ein virtuelles Treffen der sieben führenden Industriestaaten (G7) zur Lage in Afghanistan. Dies habe Johnson in einem Gespräch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt. Zur G7 gehören neben Großbritannien und Frankreich auch Deutschland, die USA, Italien, Japan und Kanada.

+++ 19:03 UK: Sanktionen hängen vom Verhalten der Taliban ab +++
Großbritanniens Außenminister macht Sanktionen gegen ein von den Taliban regiertes Afghanistan vom Verhalten der Islamisten abhängig. Seine Regierung prüfe, welche Zusagen man mit Blick auf Flüchtlinge machen werde, sagt Dominic Raab weiter.

+++ 18:49 Taliban erhalten keinen Zugriff auf Guthaben in den USA +++
Die radikalislamischen Taliban werden nach Angaben eines US-Regierungsvertreters keinen Zugriff auf Guthaben in den USA erhalten. "Zentralbankreserven der afghanischen Regierung, die in den USA liegen, werden den Taliban nicht zur Verfügung gestellt", sagt der US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) belaufen sich die Reserven der afghanischen Zentralbank Ende April auf 9,4 Milliarden Dollar (acht Milliarden Euro). Ein Großteil des Geldes befinde sich außerhalb Afghanistans, hieß es. Wie groß die Summe ist, die in den USA gelagert wird, ist noch unklar. Washington könnte auch die Auszahlung von Hilfsgeldern etwa des IWF oder der Weltbank für Afghanistan blockieren. Der IWF hatte im Juni die letzte Rate eines 370 Millionen Dollar schweren Kredits an Afghanistan freigegeben, mit dem die Wirtschaft des Landes in der Corona-Krise angekurbelt werden sollte.

+++ 18:28 US-Militär: Flughafen Kabul gegenwärtig gesperrt +++
Am Flughafen von Kabul finden nach US-Angaben aus Sicherheitsgründen gegenwärtig keine Starts oder Landungen statt. Es sei unklar, wann diese wieder aufgenommen würden, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Er bestätigt eine Reuters-Meldung, wonach US-Sicherheitskräfte zwei Menschen getötet haben. Es gebe keine Hinweise darauf, dass es sich dabei um Taliban gehandelt habe, sagt der Sprecher. Ein US-Soldat sei verwundet worden.

+++ 18:16 Turkish Airlines fliegt 324 Menschen aus Kabul aus +++
Mit einem Flug von Turkish Airlines sind dem staatlichen Sender TRT Haber zufolge 324 Menschen aus Kabul nach Istanbul ausgeflogen worden. Die Passagiere berichten, wie sie bis zu drei Stunden an Bord der Maschine warten mussten, während Soldaten Zivilisten von der Startbahn vertrieben. Einige verbrachten nach eigenen Angaben die Nacht am Flughafen.

+++ 17:55 Deutscher Rettungsflieger darf nicht in Kabul landen +++
Der Transportflieger vom Typ A400M darf nicht am Flughafen in Kabul landen. Die Maschine habe keine Landeerlaubnis, berichtet die "Bild"-Zeitung. Grund soll das Chaos auf der Landebahn sein. Erst, wenn US-Soldaten die Bahn freigeräumt haben, können sie landen. Solange kreise das Flugzeuge über dem Flughafen. Die Maschine war am frühen Montagmorgen vom Fliegerhorst Wunstdorf aus gestartet. Sicherheitskreisen zufolge soll es zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent hin- und herfliegen, um so viele Menschen wie möglich zu evakuieren.

+++ 17:49 Russischer UN-Botschafter: Panik ist sinnlos +++
Russlands UN-Botschafter sagt vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, es sei sinnlos, in Panik zu verfallen. Ein größeres Blutbad unter der Zivilbevölkerung sei vermieden worden, erklärt Wassili Nebensja weiter. Seine Regierung werde "unabhängig von der sich entwickelnden Lage" mit den Taliban interagieren.

+++ 17:31 UN berichtet über massive Menschenrechtsverstöße +++
UN-Generalsekretär Antonio Guterres spricht vor dem Sicherheitsrat in New York von "erschreckenden Berichten über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen im ganzen Land". Besonders betroffen seien demnach Frauen und Mädchen. Der Sicherheitsrat müsse "alle verfügbaren Mittel nutzen, um die weltweite terroristische Bedrohung in Afghanistan zu bekämpfen".

+++ 17:24 Maas: "Haben die Lage falsch eingeschätzt" +++
Bundesaußenminister Heiko Maas gesteht in einem Statement zur Situation in Afghanistan Fehler durch die Bundesregierung ein. "Wir haben die Lage falsch eingeschätzt", sagt Maas. Man müsste das jetzt einfach so zugeben. Man habe nicht erwartet, dass das afghanische Militär nicht in der Lage sei, sich den Taliban entgegenzustellen. "Die Bilder aus Kabul, vor allem vom Flughafen, sind außerordentlich schmerzhaft", so Maas.

+++ 17:17 Taliban durchsuchen Safehouses für Ortskräfte +++
Nach Angaben von Ortskräften suchen die Taliban in Kabul intensiv nach afghanischen Helfern der dort ehemals stationierten interantionalen Truppen. Die radikalislamistische Miliz sei in einem der Safehouses gewesen, in dem Ortskräfte zuvor untergebracht worden waren. Das teilt der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerks Afghanischer Ortskräfte, Marcus Grotian, auf Facebook mit. "Diese waren leer, weil wir vor 4 Stunden die Safehouses aufgelöst haben", schreibt Grotian.

+++ 16:51 US-Soldaten töten zwei bewaffnete Männer am Flughafen Kabul +++
US-Soldaten töten auf dem Flughafen von Kabul zwei bewaffnete Männer. Inmitten von Tausenden Menschen, die sich dort friedlich aufhielten, hätten zwei Männer ihre Waffen "auf bedrohliche Weise geschwungen", sagte ein Vertreter des Pentagon. Das berichtet das Pentagon. Insgesamt sollen sieben Menschen bei dem Aufruhr ums Leben gekommen sein, darunter auch Personen, die vom startenden amerikanischen Transportflugzeug in die Tiefe gestürzt sind.

+++ 16:35 Evakuierungsflüge aus Kabul sollen wieder aufgenommen werden +++
Die militärischen Evakuierungsflüge am Flughafen in Kabul sollen nach US-Angaben in Kürze wieder aufgenommen werden. Dies sagt ein Regierungsvertreter in Washington. Die Flüge waren wegen der chaotischen Lage an dem Airport vorübergehend ausgesetzt worden.

+++ 16:30 Trumps Ex-Berater Bolton: Afghanistan fällt zurück ins Mittelalter +++
Afghanistan wird infolge der Machtübernahme durch die Taliban nach Ansicht des früheren nationalen Sicherheitsberaters John Bolton "zurück ins 15. Jahrhundert" fallen. Die militant-islamistischen Taliban seine eine Gruppe des "mittelalterlichen, religiösen Fanatismus", sagt Bolton dem Radiosender NPR. Die Taliban hätten kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft und würden schon bald wieder islamistischen Terrorgruppen Schutz bieten, warnt er. Der Republikaner Bolton war unter Ex-Präsident George W. Bush US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, dem früheren Präsidenten Donald Trump diente er zeitweise als nationaler Sicherheitsberater.

+++ 16:20 Scholz: Erwägen auch Helfer von Medien zu evakuieren +++
Die Bundesregierung erwägt laut Vize-Kanzler Olaf Scholz über sogenannte Ortskräfte hinaus weitere Personen aus Afghanistan zu evakuieren. Als Beispiele nennt er Zivilisten, die mit Medien zusammengearbeitet hätten. Die genaue Zahl werde momentan ermittelt. "Es geht also um konkrete Namen plus Familien."

+++ 15:53 Belgien will vier Flieger zum Evakuieren schicken +++
Das belgische Verteidigungsministerium kündigt an, vier Flugzeuge nach Afghanistan zu schicken, um sich an der Evakuierung von Menschen auf dem Flughafen Kabul zu beteiligen. Das geht aus Angaben der zuständigen Ministerin Ludivine Dedonder hervor, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtet. Afghanische Dolmetscher und andere Menschen, die für belgische Interessen gearbeitet hätten, könnten sich bei den belgischen Behörden melden, hieß es. Da diese Menschen häufig auch bei anderen Nationen beschäftigt gewesen seien, werde es auch die Möglichkeit geben, ein Visum für ein anderes Land zu beantragen.

+++ 15:34 Massud-Sohn ruft zu Widerstand gegen Taliban auf +++
Der Sohn einer Symbolfigur des afghanischen Widerstands ruft zum Kampf gegen die radikalislamischen Taliban auf: Ahmed Massud, Sohn des früheren Kriegsherrn Ahmed Schah Massud, schreibt in einem Gastbeitrag für die französische Zeitschrift "La Règle du jeu", er wolle verhindern, dass "die Tyrannei in Afghanistan triumphiert". Ahmed Massud ruft Afghanen "aller Regionen und aller Stämme" auf, sich ihm anzuschließen und gegen die Taliban zu kämpfen. Die Widerstandskräfte sollten sich im Pandschirtal rund 150 Kilometer nördlich von Kabul versammeln, "die letzte freie Region in unserem im Todeskampf liegenden Land". Trotz des "absoluten Debakels" der Taliban-Machtergreifung sei noch "nicht alles verloren". Ahmed Massud appellierte an die Weltgemeinschaft, den Kampf zu unterstützen. Ahmed Massuds Vater hatte in den 1980er Jahren gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans gekämpft, von 1996 bis 2001 bekämpfte er dann die Taliban. Am 9. September 2001 wurde er von zwei Selbstmordattentätern des Terrornetzwerks Al-Kaida getötet - zwei Tage vor den Anschlägen in den USA, die zu dem internationalen Militäreinsatz in Afghanistan führten.

+++ 15:13 Usbekische Luftabwehr schoss afghanische Militärmaschine ab +++
Das Sonntagnacht über Usbekistan abgestürzte afghanische Militärflugzeug ist von der Luftabwehr abgeschossen worden. Das teilt das usbekische Verteidigungsministerium nach Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA mit. Das Flugzeug habe versucht, in den usbekischen Luftraum einzudringen. Der Pilot habe sich mit dem Schleudersitz retten können. Das Nachrichtenportal Gazeta.uz hatte von dem Absturz berichtet.

+++ 14:54 Scholz: In Afghanistan beginnt wieder islamistische Diktatur +++
Vize-Kanzler Olaf Scholz nennt die Machtübernahme der Taliban eine "große Tragödie". Jetzt ende ein Demokratisierungsprozess und es beginne die islamistische Diktatur der Taliban wieder. "Das ist wirklich eine dramatische Entwicklung", sagt der SPD-Kanzlerkandidat in Berlin. Es gehe um Leben und Tod. Die Nachbarländer, in die viele Afghanen nun fliehen dürften, müssten nun unterstützt werden.

+++ 14:31 Laschet: "Größtes Debakel der Nato seit ihrer Gründung" +++
Angesichts der Machtübernahme der Taliban wertet CDU-Chef Armin Laschet den Einsatz in Afghanistan als gescheitert. "Es ist evident, dass das Engagement nicht erfolgreich war." Er bezeichnet die Situation als "das größte Debakel der Nato seit ihrer Gründung". Ohne die USA sei die Handlungsfähigkeit Europas nicht gegeben. Der Westen habe nun die moralische Verpflichtung, denen zu helfen, die sich in den vergangenen Jahre für uns eingesetzt haben, sagt Laschet. Es bedürfe einer schnellen europäischen und transatlantischen Antwort. Wie schon CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, warnt Laschetvor einem unkontrollierten Flüchtlingszuzug. "Wir dürfen die Fehler von 2015 nicht wiederholen". Man müsse allen Organisationen so helfen, dass sich Menschen nicht erst auf weg nach Deutschland und Europa machen.

+++ 14:09 China zu "freundlichen Beziehungen" mit den Taliban bereit +++
China erklärt sich nach der Eroberung von Kabul durch die Taliban zu "freundlichen Beziehungen" mit den neuen Machthabern in Afghanistan bereit. "China respektiert das Recht des afghanischen Volkes, unabhängig sein eigenes Schicksal zu entscheiden und ist bereit, (...) freundliche und kooperative Beziehungen mit Afghanistan" zu unterhalten, erklärt Außenamtssprecherin Hua Chunying in Peking. China und Afghanistan teilen eine 76 Kilometer lange Grenze.

+++ 13:57 Menschen blockieren Rollfeld: Flugzeuge in Kabul können nicht starten +++
Zurzeit starten keine Evakuierungsflugzeuge auf dem Flughafen Kabul, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes vor Journalisten in Berlin. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Als Grund nannte er, dass Menschen, die aus dem Land fliehen wollen, aus Verzweiflung die Start- und Landebahnen blockieren.

+++ 13:37 Pakistan hilft anderen Staaten bei Evakuierungen +++
Pakistan hilft anderen Staaten bei der Evakuierung von Diplomaten und Ortskräften. Dazu gehörten 431 afghanische Mitarbeiter der dänischen Botschaft, twittert der pakistanische Außenminister Schah Mahmud Kureschi.

+++ 13:32 Taliban haben überall in Kabul Posten bezogen +++
Die militant-islamistischen Taliban haben nach ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan überall in der Hauptstadt Kabul Polizeistationen und andere Behördengebäude besetzt. Das sagten Bewohner der Stadt der Deutschen Presse-Agentur. Auch fuhren bewaffnete Kämpfer in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte in manchen Straßen, wie Bewohner weiter berichteten.

+++ 13:17 Russische Botschaft: Präsident Ghani floh mit Autos und Hubschrauber voller Geld +++
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani ist nach Angaben der russischen Botschaft in Kabul mit vier Wagen und einem Hubschrauber voller Geld aus dem Land geflohen. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA. Ghani habe demnach noch Geld zurücklassen müssen, da nicht alles hineingepasst hätte. "Vier Autos waren voll mit Geld. Sie versuchten, einen weiteren Teil des Geldes in einen Hubschrauber zu stopfen, aber es passte nicht alles hinein. Und ein Teil des Geldes blieb auf der Rollbahn liegen", zitiert RIA Botschaftssprecher Nikita Ischtschenko.

+++ 13:04 "Taliban gehen von Tür zu Tür" - Hilfsorganisation löste Unterkünfte für Ortskräfte auf +++
Eine von Bundeswehrsoldaten gegründete Hilfsorganisation löst nach eigenen Angaben ihre Unterkünfte für afghanische Helfer in Kabul auf, damit die Häuser nicht zu Todesfallen werden. "Safehouses gerade aufgelöst, Taliban gehen von Tür zu Tür, wenn Rettung noch kommt, wird sie zu spät sein", sagt der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerkes Afghanische Ortskräfte, Marcus Grotian. "It’s over."

+++ 12:45 Auswärtiges Amt: Zeitfenster für Evakuierungen unklar +++
Das Auswärtige Amt gibt keine Prognose ab zu der Frage, wie lange Evakuierungen aus Kabul noch möglich seien. Die Lage sei sehr unübersichtlich, sagt ein Ministeriumssprecher in Berlin. Derzeit gebe es am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt wegen der chaotischen Zustände keine Flugbewegungen. Auch der Zugang zum Flughafen sei unübersichtlich.

+++ 12:20 Taliban sammeln Waffen von Zivilisten in Kabul ein +++
In der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Taliban-Kämpfer damit begonnen, Waffen von Zivilisten einzusammeln. Die Menschen benötigten diese Waffen nicht mehr zu ihrem persönlichen Schutz, sagt ein Taliban-Vertreter dazu. "Wir verstehen, dass die Menschen die Waffen für ihre persönliche Sicherheit behalten haben. Jetzt können sie sich sicher fühlen. Wir sind nicht hier, um unschuldigen Zivilisten zu schaden", sagt der Islamist zu Reuters.

+++ 12:07 Bundesregierung will "so viele Ortskräfte wie möglich" ausfliegen +++
Angesichts der Entwicklung in Afghanistan räumt die Bundesregierung der Evakuierung bedrohter Menschen aus Kabul oberste Priorität ein. Wichtigstes Ziel sei es im Moment, die letzten deutschen Staatsbürger sowie "so viele der afghanischen Ortskräfte wie möglich außer Landes und in Sicherheit zu bringen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel werde laufend informiert. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer von der CDU sagte wegen der Entwicklung in Afghanistan alle Termine für diese Woche ab.

+++ 11:30 Merkel spricht von "bitteren Stunden" in Afghanistan +++
Kanzlerin Angela Merkel von der CDU hat angesichts der aktuellen Entwicklung in Afghanistan mit dem Vormarsch der militant-islamistischen Taliban von "bitteren Stunden" gesprochen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur machte Merkel in einer Sitzung des CDU-Präsidiums deutlich, wie wichtig die gerade angelaufene Aktion der Bundeswehr zur Rettung von deutschen Staatsangehörigen, Angehörigen der Botschaft und Ortskräften sei. Demnach wies sie ausdrücklich auch auf die Tatsache hin, dass die Sicherung des Flughafens in Kabul nur mit Unterstützung von US-Truppen möglich sei. Dadurch werde deutlich, was man könne und was nicht, sagte Merkel nach diesen Informationen offenbar auch mit Blick auf die Möglichkeiten der Bundeswehr.

+++ 11:21 Menschen klammern sich an Tragflächen - Videos zeigen dramatische Szenen +++
Die Angst vieler Afghanen vor den Taliban ist groß: In den sozialen Netzwerken kursieren immer mehr Videos und Fotos, die die große Verzweiflung zeigen und für Entsetzen sorgen. Menschen klettern über die meterhohen Betonwände am Flughafen in Kabul, auf dem Rollfeld herrscht Chaos, US-Soldaten geben Schüsse ab, mehrere Menschen sterben. Nur ein Bruchteil von den Tausenden von Menschen schafft es in einen Flieger, andere haben nicht so viel Glück. Sie versuchen, sich im Fahrwerk zu verstecken oder sich an den Tragflächen festzuhalten:

Im Netz ist auf mehreren Aufnahmen auch zu sehen, dass Menschen sich nach dem Start nicht mehr am Flugzeug festhalten können und aus vielen Metern Höhe herabstürzen. Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden. Aus Pietätsgründen zeigt ntv diese Videos und Fotos bewusst nicht.

+++ 11:01 Afghanisches Militärflugzeug in Usbekistan abgestürzt +++
Ein afghanisches Militärflugzeug ist in der vergangenen Nacht in Usbekistan nahe der Grenze zu Afghanistan abgestürzt. Das Nachrichtenportal Gazeta.uz berichtet unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle, zwei Mitglieder des afghanischen Militärs würden in einem Krankenhaus in Termez behandelt. Gestern hatte die usbekische Regierung mitgeteilt, es seien 84 afghanische Soldaten festgenommen worden, die die Grenze überschritten hätten und um medizinische Hilfe baten.

+++ 10:43 Weiteres Bundeswehr-Flugzeug auf dem Weg nach Kabul +++
Ein zweites Transportflugzeug der deutschen Luftwaffe ist auf dem Weg nach Kabul. Es soll deutsche Staatsbürger und afghanische Helfer ausfliegen, sagt ein Luftwaffensprecher. Ein erstes Transportflugzeug vom Typ A400M ist am frühen Morgen vom Fliegerhorst Wunstorf aus gestartet. Sicherheitskreisen zufolge soll es zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent hin- und herfliegen, um so viele Menschen wie möglich zu evakuieren. Wie die "Bild" berichtet, soll sogar bereits ein drittes Flugzeug der Bundeswehr nach Afghanistan gestartet sein.

+++ 10:36 Lufthansa prüft Hilfe bei Rettungsflügen aus Afghanistan +++
Die Lufthansa prüft eine Beteiligung an den Evakuierungen aus Afghanistan. "Lufthansa prüft derzeit in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt, wie sie die Bundesregierung bei der Evakuierung von deutschen Staatsangehörigen und lokalen Kräften zeitnah unterstützen kann", sagt ein Konzernsprecher. Überflüge über Afghanistan hat der Konzern, zu dem neben der Lufthansa unter anderem die Fluglinien Swiss und Austrian Airlines, wie viele andere Airlines ausgesetzt. "In der Folge verlängert sich unter anderem die Flugzeit auf Flügen nach Indien um bis zu eine Stunde."

+++ 10:24 Taliban schalten Musiksender ab und streichen TV-Serien aus dem Programm +++
Afghanische Medien und Fernsehsender arbeiten nur noch sehr eingeschränkt. Die beliebten Fernsehkanäle ToloNews oder Ariana etwa senden nicht mehr live. Gestern zeigten sie bereits praktisch nur Wiederholungen. Reine Musik-Kanäle sind momentan in Kabul Bewohnern zufolge nicht mehr zu empfangen. Auch Programme mit Frauen werden nur eingeschränkt gezeigt. Türkische Serien, die bereits vor der Taliban-Übernahme von konservativen Afghanen als nicht mit afghanischen Werten übereinstimmend kritisiert wurden, seien auch aus den Programmen genommen worden.

+++ 10:12 Große Wut auf geflohenen Präsidenten Ghani in sozialen Medien +++
Viele Afghanen drücken in sozialen Medien große Wut über den geflüchteten Präsidenten Aschraf Ghani aus. Er habe Afghanistan zerstört, durch ihn seien Tausende Kinder nun vaterlos, er habe dem Land jegliche Sicherheit genommen und schließlich dem Feind übergeben, schrieb die Sängerin Sedika Madadgar auf Facebook. Er werde als das "schmutzigste Tier" in die Geschichte des Landes eingehen. Eine junge Frau schrieb auf Facebook, dass wegen Ghani nun ihre Familie Bücher und Musikinstrumente verbrennen müsse, mit denen auch so viele Kindheitserinnerungen verbunden seien. Wieder andere teilten Bilder von Ghani und versahen diese lediglich mit Schimpfwörtern.

+++ 10:03 Russischer Botschafter will mit Taliban sprechen +++
Der russische Botschafter in Kabul will morgen mit einem Vertreter der Taliban über die Sicherheit der Gesandtschaft sprechen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Interfax. Der russische Sonderbeauftragte für Afghanistan, Samir Kabulow, kündigt beim Radiosender Ekho Moskvy an, einige der russischen Diplomaten würden evakuiert.

+++ 09:47 Neues Afghanistan-Mandat soll mehrere Hundert Bundeswehr-Soldaten umfassen +++
Für den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan plant die Bundesregierung ein Parlamentsmandat für "einige Hundert Soldaten". Dies teilte die Regierung am Sonntagabend bei einer Unterrichtung von Bundeskanzlerin Angela Merkel von der CDU für die Spitzen der Bundestagsfraktionen mit, wie die Nachrichtenagentur AFP heute von Teilnehmern erfuhr. Am Mittwoch solle das Kabinett die Vorlage verabschieden, in der kommenden Woche dann der Bundestag in einer Sondersitzung abstimmen.

+++ 09:30 Laschet verlangt breit angelegte Luftbrücke aus Afghanistan +++
CDU-Chef Armin Laschet hat eine breit angelegte Luftbrücke der Bundeswehr verlangt, die neben Deutschen und Ortskräften etwa auch Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan holt. Es sei wichtig, dass die Bundeswehr ihre Luftbrücke so lange wie möglich aufrecht erhalte, sagte der Unions-Kanzlerkandidat beim Eintreffen zu Beratungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. "Diese Luftbrücke darf sich nicht nur beziehen auf Ortskräfte, nicht nur auf deutsche Staatsangehörige, die noch in Afghanistan sind, sondern muss auch aktive Frauen-, Menschenrechtlerinnen, Aktivistinnen, Bürgermeisterinnen und andere umfassen. Das muss im Mandat mit vermerkt sein", sagte Laschet.

+++ 09:24 Tschechischer Evakuierungsflug aus Afghanistan in Prag gelandet +++
Ein erster Evakuierungsflug der tschechischen Armee aus Afghanistan ist in Prag gelandet. An Bord seien tschechische Staatsbürger sowie afghanische Ortskräfte einschließlich ihrer Ehepartner und Kinder gewesen, teilte Außenminister Jakub Kulhanek bei Twitter mit. Insgesamt habe es sich um 46 Personen gehandelt, die nun in Tschechien in Sicherheit seien. Die Evakuierungsbemühungen würden fortgesetzt. Im Laufe des Tages sollte erneut ein Krisenstab zusammengekommen. Die tschechische Botschaft in Kabul war bereits am Samstag geräumt worden.

+++ 09:16 Bericht: Mindestens drei Tote am Flughafen in Kabul +++
Mindestens drei Menschen sollen am Flughafen von Kabul erschossen worden sein, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Demnach starben die Menschen vor dem Terminal des "Hamid Karzai International Airports". Das US-Militär hatte zuvor mehrere Warnschüsse abgegeben, um Tausende Afghanen davon abzuhalten, das Rollfeld zu stürmen. Ob dabei Menschen gestorben sind, ist unklar. Wie die Zeitung schreibt, würden die Evakuierungsflüge auf einem anderen Rollfeld in einem militärischen Bereich des Flughafens stattfinden. Die amerikanischen Soldaten haben die Kontrolle über die Flughafensicherheit übernommen, um ausländische Diplomaten sicher aus dem Land zu bringen. Für eine Stellungnahme stand das US-Einsatzkommando dem Bericht zufolge noch nicht zur Verfügung.

Update: Augenzeugen am Flughafen haben gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass mindestens fünf Menschen bei den chaotischen Zuständen dort getötet wurden.

Mehr zur Lage am Flughafen in Kabul lesen Sie hier.

+++ 09:02 Grünen-Außenexperte Nouripour: Bundesregierung hat versagt +++
Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour hat der Bundesregierung Versagen in der Afghanistan-Krise vorgeworfen. Man habe keine Notfallpläne gemacht und deshalb seien jetzt Tausende Menschen in Lebensgefahr, sagt er im ARD-Morgenmagazin. Die Bundesregierung habe jahrelang Zeit gehabt, einen Plan zu schmieden für diesen Augenblick und dies sei ausgeblieben. "Und jetzt sind Tausende von Menschen und ihre Familien dort gestrandet und sind in Lebensgefahr und damit hat die Bundesregierung versagt." Nouripour rief die Bundesregierung dazu auf, auch die Ortskräfte aus Afghanistan zu holen. Es gehe jetzt nicht darum, wie man Afghanistan rette. "Afghanistan ist verloren, zumindest vorerst." Es gehe darum, möglichst vielen Menschen zu helfen und die Chance zum Überleben zu geben, weil sie bedroht seien und weil sie Deutschland geholfen hätten.

+++ 08:41 Briten lehnen erneuten Militäreinsatz in Afghanistan ab +++
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace lehnt einen erneuten Kampfeinsatz gegen die Taliban ab. "Wir werden nicht zurückgehen", sagt er dem Sender Sky News. "Ich habe zur Kenntnis genommen, dass die Taliban das Land kontrollieren", erklärt er.

+++ 08:25 Kommerzielle Flüge am Flughafen Kabul gestrichen +++
Der Flughafen Kabul habe eine Mitteilung herausgegeben, derzufolge keine kommerziellen Flüge mehr stattfänden. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. In der Mitteilung würden die Menschen demnach aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen. Unzählige Menschen sind seit gestern zum Flughafen gefahren und versuchen, auf Flüge zu kommen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigen. Auch die Fluglinien reagieren auf die Entwicklungen in Afghanistan: Die Fluglinie Emirates hat mittlerweile die Flüge nach Kabul eingestellt, wie aus einer Mitteilung auf der Website der Fluglinie hervorgeht.

+++ 07:58 Taliban-Vertreter: "Die Lage ist friedlich" +++
Die Lage in Afghanistan ist nach Angaben eines Taliban-Vertreters ruhig. "Die Lage ist friedlich", sagt er und beruft sich auf Meldungen aus verschiedenen Landesteilen. Es gebe keine Zusammenstöße zwischen den Taliban und Sicherheitskräften der ehemaligen Regierung oder Zivilisten.

+++ 07:15 US-Soldaten geben Warnschüsse auf Kabuler Flughafen ab +++
US-Soldaten haben am Flughafen von Kabul Schüsse in die Luft abgegeben, um eine riesige Menschenmenge auf dem Rollfeld unter Kontrolle zu bringen. "Ich habe sehr viel Angst. Sie feuern viele Schüsse in die Luft", sagte ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP. Nach der Einnahme von Kabul durch die radikalislamischen Taliban haben sich Tausende Afghanen in der Hoffnung auf eine Möglichkeit zur Flucht am Flughafen versammelt.

Ein Video, das die BBC-Journalistin Nicola Careem auf Twitter veröffentlicht hat, zeigt Menschen auf den Start- und Landebahnen des Kabuler Flughafens, die verzweifelt versuchen, in eines der Flugzeuge zu gelangen, auf die Gangway klettern:

+++ 06:59 Bundeswehrmaschine zu Evakuierung nach Kabul gestartet +++
Die Bundeswehr ist zur Evakuierung mit einem ersten Transportflugzeug nach Afghanistan aufgebrochen, um deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. Am niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf startete am Montagmorgen eine Maschine des Typs A400M nach Kabul.

+++ 06:25 Trump fordert US-Präsident Biden zum Rücktritt auf +++
Nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul hat Ex-US-Präsident Donald Trump seinen Nachfolger Joe Biden zum Rücktritt aufgefordert. Es sei an der Zeit, dass Biden "in Schande" zurücktrete "für das, was er in Afghanistan zugelassen hat", erklärte Trump am Sonntag. Er kritisierte zudem Biden Einwanderungs-, Wirtschafts- und Energiepolitik. Unter Trump hatten 2018 in Doha in Katar die ersten direkten Gespräche zwischen der US-Regierung und den Taliban begonnen. Die Gespräche mündeten am 29. Februar 2020 in eine Vereinbarung, in der ein Zeitplan für den Abzug der US-Truppen abgesteckt wurde. Der Abzug verzögerte sich zwar zwischenzeitlich, begann dann aber unter Trumps Nachfolger Biden im Mai. Parallel zu den USA zogen auch die anderen NATO-Truppen aus Afghanistan ab, darunter die Bundeswehr.

+++ 05:41 Große Airlines meiden afghanischen Luftraum +++
Große Fluggesellschaften wie United Airlines, British Airways und Virgin Atlantic erklären, sie würden den Luftraum Afghanistans nicht mehr überfliegen. Grund sei die aktuelle Entwicklung im Land. Die Airlines sind nach dem Abschuss eines Verkehrsflugzeugs über der Ukraine im Jahr 2014 und dem Abschuss einer Maschine im Iran im Jahr 2020 bei Flügen über Konfliktzonen vorsichtiger geworden.

+++ 05:23 Taliban: Ausländische Militärs müssen Afghanistan verlassen +++
Alle ausländischen Streitkräfte müssen Afghanistan verlassen, bevor mit dem Umbau der Regierung begonnen werde, sagt ein Taliban-Führer, der namentlich nicht genannt werden will, der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Es sei aber noch zu früh, um zu sagen, wie man die Regierung übernehmen werde. Er fügte hinzu, die Taliban-Kämpfer in Kabul seien gewarnt worden, Zivilisten nicht zu verängstigen. Zudem solle den Bürgern erlaubt werden, ihre normalen Tagesaktivitäten wieder aufzunehmen.

+++ 04:49 Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Kabul hat begonnen +++
Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr aus der afghanischen Hauptstadt Kabul hat begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. An Bord der Maschine waren auch vier Angehörige der Schweizer Vertretung in Afghanistan.

+++ 04:23 Evakuierung der US-Botschaft in Kabul abgeschlossen +++
Die Evakuierung der US-Botschaft in Kabul ist nach Angaben des Außenministeriums abgeschlossen. Das gesamte Botschaftspersonal befinde sich auf dem Gelände des Flughafens von Kabul, dessen Umgebung vom US-Militär gesichert werde, erklärte das Ministerium. Von dort soll früheren Angaben nach ein Großteil des Personals ausgeflogen werden. Offen war, welche und wie viele Mitarbeiter noch in Kabul bleiben sollten.

+++ 04:08 Washington: US-Militär hat Kabuler Flughafen gesichert +++
US-Soldaten haben nach Angaben der Regierung in Washington den Flughafen der afghanischen Hauptstadt und seine Umgebung gesichert. Die Evakuierung der US-Botschaft in Kabul sei nun abgeschlossen, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Das gesamte Botschaftspersonal befinde sich nun auf dem Gelände des internationalen Hamid-Karsai-Flughafens, "dessen Umgebung vom US-Militär gesichert ist".

+++ 03:28 60 Länder fordern Offenhaltung von Airport und Grenzen +++
Mehr als 60 Länder fordern in einer gemeinsamen Erklärung, Afghanen und andere Staatsbürger, die das Land verlassen wollen, müsse die Ausreise erlaubt werden. Auch Flughäfen und Grenzübergänge müssten geöffnet bleiben, teilt das US-Außenministerium mit. Die Forderung sei unter anderem von den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Japan, Italien, Südkorea, Australien und Katar unterzeichnet worden. Die Machthaber in Afghanistan trügen die Verantwortung für den Schutz von Menschenleben und Eigentum sowie die sofortige Wiederherstellung von Sicherheit und bürgerlicher Ordnung. Das afghanische Volk verdiene es, in Sicherheit und Würde zu leben. Die internationale Gemeinschaft stehe bereit, ihnen zu helfen.

+++ 03:12 Pentagon: Mehrere Hundert Zivilisten aus Afghanistan ausgeflogen +++
Die US-Streitkräfte haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums die Flugverkehrskontrolle auf dem Flughafen von Kabul übernommen. Dabei würden sie von afghanischen Helfern unterstützt, erklärte der Sprecher des Ministeriums, John Kirby. Der kommerzielle Flugverkehr laufe weiter, auch wenn es zwischendurch zu Unterbrechungen und Verzögerungen gekommen sei. Mehrere Hundert Botschaftsmitarbeiter und private US-Bürger wurden dem Ministerium zufolge bisher aus Afghanistan ausgeflogen. "Wir konzentrieren uns weiterhin auf die uns zugewiesene Aufgabe: den sicheren Abzug des zivilen Personals aus der US-Botschaft und aus dem Land zu erleichtern und den Betrieb am Flughafen zu schützen", teilte Kirby mit.

+++ 02:54 US-Außenministerium: Fast alle Mitarbeiter am Flughafen +++
Wie das US-Außenministerium bekanntgab, wurde die Flagge an der US-Botschaft in Kabul inzwischen eingeholt. Fast alle Botschaftsmitarbeiter seien inzwischen am Flughafen, darunter auch der amtierende Botschafter Ross Wilson. Wilson hält demnach Kontakt zu US-Außenminister Antony Blinken. Die USA haben zur Absicherung der Evakuierungsaktion zusätzliche Soldaten an den Flughafen entsandt. Deren einzige Aufgabe sei, die Aktion zu "unterstützen" und "die Flugsicherung zu übernehmen", erklärte das State Department. Am Montag und in den Folgetagen sollen demnach "tausende" in Afghanistan lebende US-Bürger, Ortskräfte der US-Vertretung in Kabul sowie deren Familien und andere "besonders gefährdete" Afghanen ausgeflogen werden.

+++ 02:35 Republikaner greifen Biden für "verpfuschten" Afghanistan-Abzug an +++
US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Kreuzfeuer führender Republikaner. Der "verpfuschte Abzug" aus Afghanistan und die "hektische Evakuierung" von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein "beschämendes Versagen der amerikanischen Führung", sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell. Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, "diese Katastrophe zu vermeiden". Die prominente Republikanerin Liz Cheney erklärte: "Was wir gerade in Afghanistan erleben, ist das, was passiert, wenn sich Amerika aus der Welt zurückzieht." Der damalige Präsident Donald Trump und Biden würden dafür die Verantwortung tragen, sagte sie dem Sender ABC. Die Verbündeten der USA würden sich fragen, ob sie überhaupt auf die Vereinigten Staaten zählen könnten, sagte Cheney. Sie ist die Tochter des früheren Vize-Präsidenten Dick Cheney. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Terrorgruppe Al-Kaida in Afghanistan wieder auftauche, schrieb der republikanische Senator Lindsey Graham auf Twitter. "Präsident Biden scheint sich der terroristischen Bedrohung, die von einem von den Taliban regierten Afghanistan ausgeht, nicht bewusst zu sein."

+++ 02:18 USA kündigen Maßnahmen zur Sicherung des Kabuler Flughafens an +++
Die USA haben Maßnahmen zur Sicherung des Kabuler Flughafens angekündigt. Das US-Außenministerium teilte mit, die US-Regierung ergreife gerade "eine Reihe von Maßnahmen", um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt zu sichern und die "sichere Abreise" von Mitarbeitern der USA und verbündeter Staaten in Zivil- und Militärflugzeugen zu ermöglichen. Die USA, Deutschland und weitere westliche Staaten hatten zuvor ihre Botschaften in Kabul geräumt und ihre Mitarbeiter an den Flughafen gebracht, um sie auszufliegen.

+++ 01:51 Medienbericht: USA reduzieren Flüge für Ortskräfte +++
Die USA haben die Zahl der Flüge von Kabul in die USA für afghanische Ortskräfte reduziert. Das berichtete eine CNN-Journalistin auf Twitter. Demnach habe die US-Regierung der Evakuierung des amerikanischen Personals aus dem Land Vorrang eingeräumt. Der vorerst letzte Flug mit afghanischen Ortskräften und deren Familien nach Virginia habe Afghanistan bereits verlassen. Unklar sei noch, wie lange die Flugpause andauern werde.

+++ 01:25 Außenexperte: Entwicklung war so nicht vorhersehbar +++
Der Außenexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte im ZDF auf die Frage, warum die Evakuierungen so spät kämen: "Die amerikanischen Geheimdiensten (haben) am Dienstag glaube ich noch verkündet, sie gingen davon aus, dass 30 bis 90 Tage noch reichen würden, um Kabul zu halten. Dann würde die Stadt erst fallen." Er glaube, die Entwicklung sei so nicht vorhersehbar gewesen, sagte Kaim.

+++ 00:49 Ex-US-Verteidigungsminister: Sind in Afghanistan vom Weg abgekommen +++
Der ehemalige US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat dem US-Militäreinsatz in Afghanistan ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. "Wir haben die Kultur nie verstanden, wir haben die Religion nie verstanden, das Stammesdenken, die Geschichte", sagte der Republikaner Hagel dem Sender CNN. "Man ist zum Scheitern verurteilt, wenn man das nicht versteht. Und wenn man 20 Jahre lang als Besatzungsmacht an einem Ort bleibt, werden die Dinge nicht gut ausgehen (...), weil man am Ende von vielen Menschen als Besatzer angesehen wird." Hagel betonte zwar, dass die USA viele gute Dinge getan hätten, um ein besseres Land zu schaffen. Allerdings sagte er auch: "Ich glaube, wir sind vom Weg abgekommen und haben nicht wirklich verstanden, was wir da machen."

+++ 00:31 Sprecher: Taliban wollen Beziehungen zur Staatengemeinschaft +++
Ein Taliban-Sprecher sagt dem Sender Al Dschasira, man wünsche sich Beziehungen zur internationalen Staatengemeinschaft. "Wir bitten alle Länder und Organisationen, sich mit uns zusammenzusetzen, um alle Probleme zu lösen", sagt Politbüro-Sprecher Mohammed Naeem. Er fügt hinzu, die Taliban respektierten die Rechte von Frauen und Minderheiten sowie die Meinungsfreiheit, wenn sie der Scharia entsprächen.

+++ 00:15 Mützenich: Müssen vier- bis fünfstellige Zahl an Menschen retten +++
Aus Afghanistan müssen nach den Worten von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich in nächster Zeit unter Umständen mehr als zehntausend Menschen in Sicherheit gebracht werden. "Ich rechne mit einer hohen vierstelligen bis fünfstelligen Zahl an Menschen, die wir in den nächsten Tagen und Wochen evakuieren müssen", sagte Mützenich der "Rheinischen Post". Dazu zähle er deutschen Staatsbürger, einheimische Helfer der Alliierten und andere gefährdete Personen wie Menschen, die sich für Frauenrechte eingesetzt haben und Fachleute von Nichtregierungsorganisationen.

Alle früheren Entwicklungen lesen Sie hier.

Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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