25 tote Demonstranten Ägypten zieht Bilanz zum blutigen Jahrestag
26.01.2015, 16:33 Uhr
Der Innenminister hat das harte Vorgehen der ägyptischen Polizei gegen Demonstranten verteidigt.
(Foto: REUTERS)
Vier Jahre ist es her, dass Zehntausende Ägypter das Ende der Mubarak-Ära einläuteten. Seither knallt es an jedem 25. Januar. In diesem Jahr reagiert das Nachfolge-Regime besonders hart - und lässt gleichzeitig die Mubarak-Brüder frei.
Zum vierten Jahrestag der Revolution in Ägypten sind nach neuesten offiziellen Angaben 25 Menschen ums Leben gekommen. Das gab das Gesundheitsministerium bekannt. Weitere 97 seien verletzt worden. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Demonstranten.
Menschenrechtler reagierten empört. "Vier Jahre seit der Revolution - und immer noch ermordet die Polizei routinemäßig Demonstranten", bilanzierte Sarah Leah Whitson von der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch. Die Organisation verlangte eine von der ägyptischen Justiz unabhängige Aufklärung der Todesfälle. Bislang würden Vergehen der Polizei nicht ausreichend verfolgt. Seit 2011 seien nur drei Polizisten für die Tötung von Demonstranten bei der Revolution inhaftiert worden.
Auf einer Pressekonferenz verteidigte Innenminister Mohammed Ibrahim das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte. Einige Kräfte in Ägypten sowie Kräfte aus dem Ausland würden den Frieden im Land stören.
Am 25. Januar 2011 hatte in Ägypten der Aufstand gegen den Langzeitherrscher Husni Mubarak begonnen. Das Datum fällt auf den landesweit gefeierten "Tag der Polizei" und gilt daher als Feiertag. Versammlungen zum Gedenken an die 2011 getöteten Demonstranten wurden am Sonntag jedoch aus Sicherheitsgründen verboten. Der Tahrir-Platz, einst Hauptort der Demonstrationen, war von Samstagabend bis Montagmorgen gesperrt. Bei den Protesten gegen Mubarak starben im Januar und Februar 2011 mehr als 800 Menschen.
Der Mubarak-Clan kommt derweil frei
Obwohl die Demonstrationen zum Sturz von Mubarak führten, fühlen sich viele Ägypter um ihre Revolution betrogen. Ein Gericht hatte zunächst im vergangenen November ein Verfahren gegen Ex-Diktator Mubarak über die Mitschuld an der Tötung von Demonstranten eingestellt.
Vergangene Woche wurden auch langjährige Haftstrafen gegen Mubarak und seine Söhne aufgehoben. Zumindest die Söhne Alaa und Gamal sind nun bereits auf freiem Fuß, wie aus Justizkreisen in Kairo verlautete. Zwar läuft gegen sie noch ein Verfahren wegen Korruption. Ein Gericht hatte jedoch im vergangenen Monat entschieden, dass die beiden Männer bereits die maximal zulässige Untersuchungshaft von 18 Monaten hinter Gittern verbracht hätten. Mubarak selbst ist weiterhin in einem Militärkrankenhaus untergebracht, der 86-Jährige kann jedoch jederzeit frei kommen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts