Devisenhändler der DDR Alexander Schalck-Golodkowski ist tot
22.06.2015, 09:30 Uhr
Schalck-Golodkowski war 1998 zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Berühmt wird Alexander Schalck-Golodkowski wegen eines Kredits, den er ausgerechnet dem Bayern Franz Josef Strauß abverhandelt. Damit überlebt die DDR vermutlich ein paar Jahre länger. Bayern wird auch sein Alterssitz - dort stirbt der Ex-Wirtschaftsfunktionär nun.
Der frühere DDR-Devisenhändler und SED-Wirtschaftsfunktionär Alexander Schalck-Golodkowski ist tot. Das teilt sein Verlag Edition Ost mit. Auch seine Witwe bestätigte den Tod des 82-Jährigen. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, starb Schalck-Golodkowski am Sonntagabend in seinem Haus am Tegernsee. Er litt seit Jahren an Prostatakrebs.
Der Funktionär war im Rang eines Staatssekretärs Chef der mächtigen "Kommerziellen Koordinierung" (KoKo) in der DDR. Er beschaffte für das Regime von Staatschef Erich Honecker Milliardensummen an Devisen und war damit eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der Wirtschaft der DDR. Während der letzten drei Jahre ihres Bestehens war er Mitglied des SED-Zentralkomitees.
Schalck-Golodkowski wurde am 3. Juli 1932 im Berliner Stadtteil Treptow geboren. Nach einer Feinmechanikerlehre arbeitete der Sohn eines russischstämmigen Vaters zunächst in einem Außenhandelsbetrieb und wechselte schon mit Anfang zwanzig ins Ministerium der DDR für Außenhandel und innerdeutschen Handel. Parallel dazu holte er sein Abitur nach und studierte. Damit begann die steile DDR-Karriere des Berliners.
Bewährungsstrafen nach der Wende
Ab Mitte der 1970er Jahre arbeitete Schalck-Golodkowski als Staatssekretär im Ministerium. Berühmt wurde er im Nachhinein, als nach dem Zusammenbruch der DDR bekanntwurde, dass er 1983 erfolgreich über einen Milliardenkredit in D-Mark mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß verhandelt hatte. Das bewahrte die DDR damals vor der Pleite.
In der Nacht zum 3. Dezember 1989 suchte Schalck-Golodkowski in West-Berlin Schutz. Nach der Wende stellte er sich der bundesdeutschen Justiz und kam für einige Wochen in Untersuchungshaft. Mitte der 1990er Jahre wurde er wegen illegaler Waffengeschäfte und Embargovergehens zu Bewährungsstrafen verurteilt.
Schalck-Golodkowski lebte bis kurz vor seinem Tod zurückgezogen mit seiner zweiten Ehefrau Sigrid in Rottach-Egern am Tegernsee. Interviews verweigerte er seit dem Jahr 2000. Mit der DDR hatte er abgeschlossen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa