Plädoyer von Parlamentariern Ärzte sollen Suizid begleiten können
08.11.2014, 12:45 Uhr
Die Kampagne "Mein Ende gehört mir!" setzt sich für das Recht auf Letzte Hilfe ein - ein Recht, das "garantiert, dass wir unser Leben in Würde beschließen können".
(Foto: picture alliance / dpa)
Darf man todkranken Menschen bei der Selbsttötung helfen? Der Bundestag wird kommende Woche darüber debattieren, jenseits aller Parteizugehörigkeiten. Die SPD-Abgeordnete Reimann wirbt dafür, Ärzten Suizid-Hilfe zu erlauben - unter bestimmten Voraussetzungen.
Die SPD-Vize-Fraktionsvorsitzende Carola Reimann geht davon aus, dass ein von einem Arzt begleiteter Suizid organisierte Sterbehilfe eindämmen kann. Wenn der assistierte Suizid durch einen vertrauten Arzt ermöglicht werde, dann würden sich Sterbevereine von selbst erledigen, sagte Reimann. "In einer solchen Grenzsituation müsste sich keiner an eine anonyme Organisation wenden oder gar noch in die Schweiz fahren."
Reimann gehört einer Gruppe von Koalitionsabgeordneten an, die für die Zulassung ärztlicher Hilfe bei der Selbsttötung werben und dafür sieben Voraussetzungen formuliert haben: Unter anderem müsse der Sterbende volljährig und voll einsichtsfähig sein. Es müsse sich um eine unheilbare Krankheit handeln, die unumkehrbar zum Tode führe. Der Patient müsse zudem erkennbar leiden und umfassend über andere, besonders palliative Behandlungsmöglichkeiten beraten worden sein.
Suizid kann so auch vermieden werden
Reimann sagte, die Vorschläge der Gruppe seien "eng begrenzt" auf einen vertrauten Arzt. Dem Sterbenden gebe es eine große Sicherheit, die Möglichkeit des Medikaments zu haben. Dies könne gerade zu einer Suizidvermeidung führen. Vielen Patienten sei umgekehrt bewusst, dass der Wunsch nach Sterbehilfe auch für den Arzt eine belastende Gewissensentscheidung sei. Zum Teil bestehe bei den Patienten andererseits eine gewisse Hemmung, den Arzt auf den eigenen Sterbewunsch anzusprechen. "Eine große Zahl der Ärzte kann sich das aber vorstellen", sagte Reimann.
Die krebskranke Amerikanerin Brittany Maynard habe bei ihrem assistierten Suizid kürzlich die Öffentlichkeit offensiv gesucht. Dies wirke in Deutschland sehr befremdlich. "Sterben ist in Deutschland ein ganz privates Feld", sagte die SPD-Politikerin. Sie erhofft sich von der viereinhalbstündigen Debatte am kommenden Donnerstag im Bundestag eine möglichst starke Wirkung in der Öffentlichkeit. Damit könnten Sterbebegleitung oder Hospiz-Bewegung mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Quelle: ntv.de