Politik

Baku warnt vor "Politisierung" des ESC Aserbaidschan lässt wegsperren

Schon jetzt wurden hunderte Menschen in Baku festgenommen.

Schon jetzt wurden hunderte Menschen in Baku festgenommen.

(Foto: dpa)

In zwei Tagen schaut die Welt auf Aserbaidschan. Dann findet zum ersten Mal der Eurovision Song Contest in einem Land statt, dessen Diktatur damit unfreiwillig zu Glanz verholfen wird. Viele junge Aserbaidschaner nutzen die Aufmerksamkeit, um auf die Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land hinzuweisen. Die Regierung zeigt indes volle Härte.

Zwei Tage vor dem Finale des Eurovision Song Contest ist die Polizei in Aserbaidschan gegen oppositionelle Demonstranten vorgegangen. Bis zu 35 Menschen seien bei einem nicht genehmigten Protest am Sitz des Staatsfernsehens in der Hauptstadt Baku festgenommen worden, sagte eine Oppositionssprecherin westlichen Medienvertretern. Zwei der Festgenommenen hielten demnach ein Plakat in die Höhe, auf dem sie freie Medien forderten. Das staatliche Fernsehen berichtet stets umfangreich über die Reden von Präsident Ilham Alijew, der seit langem die Opposition in seinem Land unterdrückt.

Der deutsche Teilnehmer Roman Lob posiert in Baku vor den Flame Towers.

Der deutsche Teilnehmer Roman Lob posiert in Baku vor den Flame Towers.

(Foto: dapd)

Die Führung des vorderasiatischen Landes wandte sich gegen eine "Politisierung" des Eurovision Song Contest. Hintergrund war ein Treffen der schwedischen Teilnehmerin Loreen mit Menschenrechtsaktivisten am Mittwoch. Ein Vertreter des Präsidentenbüros in Baku forderte die European Broadcasting Union (EBU), die das Finale des Wettbewerbs verantwortet, solche "politisierten Aktionen" zu unterbinden und einzuschreiten.

Allerdings hatte die Regierung in Baku um vergangenen Oktober der EBU schriftlich zugesichert, dass wenigstens für die ausländischen Gäste in der Zeit des ESC Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit gelten wird. Im Februar bestätigte EBU-Sprecher Sietse Bakker auf Nachfrage von n-tv.de, dass die Regeln der Veranstaltung "Texte, Reden, Gesten politischer oder ähnlicher Natur" verbieten. Er machte jedoch zugleich deutlich, dass dies nur für die Auftritte auf der Bühne gilt - abseits der Bühne will die EBU den Teilnehmern keinen Maulkorb umhängen.

ai kritisiert die Unterdrückung

Amnesty International kritisierte vor dem Finale die Menschenrechtslage in Aserbaidschan. Die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit seien auch im vergangenen Jahr systematisch eingeschränkt worden, hieß es im Menschenrechtsbericht der Organisation. Mit einer "millionenschweren PR-Kampagne" versuche die aserbaidschanische Regierung, das Land "als modern und demokratisch darzustellen", erklärte Amnesty. Allerdings sehe die Realität anders aus.

Aserbaidschan ist Gastgeber des Eurovision Song Contest, bei dem am Samstag der Industriemechaniker Roman Lob für Deutschland im Finale antritt. Während die Staatsführung im Vorfeld des Wettbewerbs den Druck auf Regierungskritiker verschärfte, versucht die Opposition, das große Medieninteresse an dem Land auf die Beschränkung der Bürgerrechte zu lenken.

Quelle: ntv.de, dpa

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