Vor Gerichtsgebäude in Istanbul Attentäter schießt auf Journalist Dündar
06.05.2016, 16:46 Uhr
Beim Prozess gegen den regierungskritischen Journalisten Can Dündar in der Türkei fallen Schüsse. Der Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet" sei unverletzt geblieben, berichtet eine Anwältin. Er ist der Spionage angeklagt.
Beim Prozess gegen regierungskritische Journalisten in der Türkei ist ein Anschlag auf den angeklagten Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, verübt worden. Dündar sei unverletzt geblieben, berichtete eine Anwältin. Auf ihn sei vor dem Gerichtsgebäude in Istanbul geschossen worden. Zu dem Anschlag kam es, als das Gericht gerade über das Urteil in dem Prozess beriet.
Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete, verletzte er dabei einen Fernsehjournalisten an der Wade. Der Schütze legte dann die Waffe nieder und ergab sich der Polizei. Dündar sagte, als er vor dem Gericht auf die Urteilsverkündung gewartet habe, sei es zu dem Attentat gekommen. "Ich habe nur gesehen, dass er die Waffe auf mich richtet", sagte der Journalist. Ein Augenzeuge berichtete dem Sender CNN Türk, nach den Schüssen sei Panik ausgebrochen.
Hintergrund der Anklage ist die Berichterstattung der "Cumhuriyet" aus dem vergangenen Jahr über angebliche Waffenlieferungen der Türkei an Extremisten in Syrien. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte Anzeige gegen Dündar und Gül erstattet. Sowohl Erdogan als auch der türkische Geheimdienst MIT wurden als Nebenkläger zugelassen.
Dündar verteidigt Berichterstattung
Dündar hatte vor Verhandlungsbeginn in Istanbul die Veröffentlichungen verteidigt und gleichzeitig Vorwürfe gegen die türkischen Behörden erhoben. "Eigentlich ist das Thema dieser Berichterstattung, das was hier getan wurde, eine Straftat ist, und die Verantwortlichen dieser Straftat müssen verurteilt werden", sagte er. Die Anklage war international als Schlag gegen die Pressefreiheit in der Türkei gewertet worden.
Der Prozess hatte unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit am 25. März begonnen. Schon am ersten Verhandlungstag wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen, was zu scharfer Kritik führte.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP