Islamistischer Anschlag bei Lyon Attentäter war Geheimdiensten bekannt
26.06.2015, 19:27 Uhr
In der Nähe der französischen Stadt Lyon wird ein Terroranschlag auf eine Gasfabrik verübt. Die Attentäter enthaupten zunächst einen Mann und fahren mit dessen Fahrzeug auf das Gelände. Schon kurze Zeit später meldet die Polizei erste Festnahmen.
Knapp ein halbes Jahr nach dem islamistischen Angriff auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" ist Frankreich erneut Ziel eines Anschlags geworden. Der Täter fuhr mit einem Lieferwagen auf das Gelände einer Fabrik bei Lyon im Südosten des Landes und brachte Gasbehälter zur Explosion. Unmittelbar danach wurde dort ein abgetrennter Kopf gefunden, der Polizeikreisen zufolge in ein Transparent mit arabischen Schriftzeichen eingehüllt war. Der mutmaßliche Angreifer wurde verhaftet. Sein Motiv war zunächst unklar.
Ermittlerkreisen zufolge handelte es sich bei dem Enthaupteten um den Chef des Angreifers. Sie hätten zusammen eine Lieferung zustellen sollen. Der Täter habe seinen Vorgesetzten getötet, enthauptet und dann allein die Gasfabrik in Saint-Quentin Fallavier angesteuert, hieß es weiter. Bei dem Verdächtigen handele es sich um einen 35-jährigen muslimischen Berufskraftfahrer aus einem Vorort von Lyon.
Täter bereits vom Staatsschutz überwacht
Präsident Francois Hollande sprach von einem Terroranschlag. Der Festgenommene sei den französischen Geheimdiensten bekannt. Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte, der Festgenommene sei nicht vorbestraft. Er sei aber in der Vergangenheit vom Staatsschutz überwacht worden, weil die Gefahr einer Radikalisierung bestanden habe.
Die Polizei habe inzwischen auch mutmaßliche Komplizen festgenommen. Medienberichten zufolge war darunter auch die Frau des Verdächtigen. Bei der Explosion in der Fabrikanlage wurden der Attentäter und zwei weitere Menschen leicht verletzt. Extremistengruppen bekannten sich zunächst nicht zu der Tat.
Hollande sagte mit Verweis auf den Angriff auf ein Hotel im tunesischen Touristenort Sousse, alle Länder müssten bei der Terror-Bekämpfung zusammenarbeiten. Bei dem Angriff wurden am Freitag mindestens 28 Urlauber getötet, darunter auch Deutsche.
Die Fabrik in Saint-Quentin Fallavier gehört dem US-Industriegaskonzern Air Products. Konzernchef Seifi Ghasemi stammt aus dem Iran. Das schiitisch geprägte Land ist ein Gegner der Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS), deren Kämpfer eine radikale Strömung des sunnitischen Glaubens durchsetzen wollen. Frankreich, das sich am Kampf gegen den IS im Irak beteiligt, gilt seit langem als Anschlagsziel der Extremisten. Laut Ministerpräsident Manuel Valls wurden allein seit den Pariser Anschlägen im Januar bis April fünf weitere vereitelt.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts