Zahl der Toten steigt auf 25 Attentäter waren Tunesier
19.03.2015, 08:12 Uhr
An jeder Ecke in Tunis stehen Soldaten. Der Anti-Terror-Kampf soll jetzt verschärft werden.
(Foto: AP)
Mutmaßlich islamistische Terroristen haben im Urlaubsland Tunesien 17 Urlauber und weitere Menschen ermordet. Die Regierung teilt mit, dass die erschossenen Attentäter Tunesier waren. Unklar ist, ob sie etwas mit dem IS zu tun hatten.
Bei den zwei getöteten Attentätern des Terroranschlags im Nationalmuseum in Tunis handelt es sich um Tunesier. Das erklärte der tunesische Ministerpräsident Habib Essid nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts, wie lokale Medien berichten. Einzelheiten zu den Attentätern nannte Essid nicht.
Die beiden Männer waren bei einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften ums Leben gekommen. Zuvor hatten sie - nach neuesten Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums - 23 Menschen bei einem Angriff im Nationalmuseum getötet, unter ihnen 20 Touristen. 47 Menschen wurden verletzt. Es war der schwerste Terroranschlag in Tunesien seit Beginn des arabischen Aufstands vor mehr als vier Jahren.
Nach drei weiteren Tätern wird laut Essid gefahndet. Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Unklar ist, ob die Attentäter in Verbindung mit Terrorgruppen standen. Die Tunesier stellen nach Schätzungen die größte Gruppe unter den ausländischen Kämpfern in den Konflikten in Syrien und im Irak. Rund 1500 bis 3000 Tunesier sollen sich dort extremistischen Gruppen wie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben.
Opfer kamen aus aller Welt
Tunesiens Präsident Béji Caïd Essebsi kündigte einen "gnadenlosen" Kampf gegen den Terror an. Er sagte, das Land werde "bis zum letzten Atemzug" gegen seine Gegner kämpfen. "Diese grausamen Minderheiten jagen uns keine Angst ein", sagte der tunesische Staatschef an die Adresse der Angreifer gerichtet. "Ich möchte, dass das tunesische Volk versteht, dass wir uns in einem Krieg gegen den Terrorismus befinden."
Die Angreifer hatten das Museum am Mittwochmittag gestürmt. Neben den Touristen starben ein Busfahrer und ein Polizist sowie die beiden nun identifizierten Angreifer. Unter den ausländischen Todesopfern sind Tunis zufolge mehrere Japaner, Italiener und Kolumbianer sowie Touristen aus Frankreich, Polen und Spanien. Ob, wie von der tunesischen Regierung angegeben, auch ein Deutscher unter den Toten ist, ist immer noch unklar. Es könne nicht ausgeschlossen werden, Gewissheit gebe es aber noch nicht, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Bei einem der Opfer steht die Nationalität noch nicht fest.
Nach Angaben des französischen Präsidenten François Hollande waren unter den Todesopfern zwei Franzosen. Er sprach von einem "furchtbaren Attentat" und übermittelte den betroffenen Familien sein Mitgefühl und Tunesien seine Solidarität. Die Regierungen in Japan und Italien bestätigten jeweils drei Todesopfer, Spanien sprach von zwei getöteten Landsleuten. Auch zwei kolumbianische Touristen, eine Mutter und ihr Kind, kamen ums Leben.
Nach Angaben von Regierungschef Essid waren die Angreifer in Militäruniformen gekleidet und mit Kalaschnikows bewaffnet. Sie eröffneten demnach das Feuer auf die Touristen, während diese aus ihren Bussen stiegen, und jagten ihnen dann in das Innere des Gebäudes hinterher. Dieses liegt direkt neben dem Parlament.
Attentat weltweit verurteilt
Unter anderem die USA, die EU, Frankreich und Deutschland verurteilten den Angriff auf das Schärfste. Die Bundesregierung erklärte, der Angriff habe "ohne Zweifel der jungen tunesischen Demokratie" gegolten. Der UN-Sicherheitsrat zeigte sich ebenfalls entsetzt und forderte, dass die Verantwortlichen der "unbeschreiblichen Terrorakte" sowie deren Finanzierer zur Rechenschaft gezogen werden.
In Tunesien hatte Ende 2010 der sogenannte Arabische Frühling seinen Anfang genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten machte Tunesien eine demokratische politische Entwicklung durch, die international vielfach gewürdigt wurde. Allerdings erlebte auch die bewaffnete Dschihadistenbewegung seit der Revolution einen Aufschwung.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP