Jeb Bush und die CDU "Aus dem US-Wahlkampf halten wir uns raus"
10.06.2015, 11:03 Uhr
Bush und Merkel am 9. Juni bei der Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrates.
(Foto: REUTERS)
Wenige Tage vor der Verkündung seiner Kandidatur für das US-Präsidentenamt spricht Jeb Bush auf einer Veranstaltung des CDU-Wirtschaftsrates und trifft die Kanzlerin. Bietet die CDU dem Republikaner eine Bühne für seinen Wahlkampf? Franz-Josef Jung weist diese Vorwürfe zurück.
Jeb Bush ist gestern beim CDU-Wirtschaftstag aufgetreten. Wie hat er Ihnen gefallen und halten Sie ihn für einen guten Präsidentschaftskandidaten?
Franz-Josef Jung: Er hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen und eine klare deutsche Positionierung eingenommen. Ich halte es für gut, wenn derartige Verbindungen wie zum Wirtschaftstag bestehen. Aber aus dem US-Wahlkampf halten wir uns natürlich heraus.
Bush sammelt schon Spenden für seine Präsidentschaftskandidatur. Im Vorfeld seines Auftritts gab es Kritik, der Wirtschaftsrat biete ihm eine Bühne. Können Sie das nachvollziehen?
Zu der Kritik möchte ich eigentlich gar nichts sagen. Ich finde: Wenn führende amerikanische Politiker hier herkommen und beim Wirtschaftstag Position beziehen, dann stärkt das die transatlantische Freundschaft.
Aber Bush ist zurzeit doch gar kein amtierender Politiker. Er ist Privatmann. Erst ab Montag könnte er wieder Politiker sein, wenn er seine Präsidentschaftskandidatur erklären sollte.
Er war Gouverneur von Florida. Von daher gehört er zu den prominenten Politikern Amerikas.
Im US-amerikanischen Wahlkampf zeichnet sich ein mögliches Duell Hillary Clinton gegen Jeb Bush ab. Wen von den beiden würden Sie lieber im Weißen Haus sehen?
Wie ich schon gesagt habe: Wir greifen nicht in den Wahlkampf ein. Natürlich ist die CDU mit den Republikanern verbunden, auch in der Internationalen Demokratischen Union. Aber es steht ja noch gar nicht konkret fest, wer Kandidat wird. Das müssen wir abwarten.
Wie nah steht der Konservatismus der Republikaner dem der CDU?
Wir sind christliche Demokraten und sind in einer gemeinsamen Parteienfamilie. Aber inhaltlich gibt es teilweise unterschiedliche Positionen. Außerdem kann man das amerikanische Parteiensystem nicht mit dem deutschen vergleichen.
Unter den republikanischen Kandidaten sind auch einige Mitglieder der radikalen Tea-Party-Bewegung, zum Beispiel Ted Cruz und Rand Paul. Haben Sie die Sorge, dass einer von ihnen US-Präsident werden könnte?
Ich glaube eher nicht, dass einer von der TeaParty Kandidat wird. Der Präsidentschaftsbewerber muss die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung gewinnen, von daher darf die Positionierung nicht so einseitig sein, wie das bei der TeaParty der Fall wäre.
Aufgrund der NSA-Affäre durchlebt das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA schwierige Zeiten. Welche Bedeutung hat die US-Wahl 2016 für die transatlantischen Beziehungen?
Der G7-Gipfel hat gerade deutlich gemacht, dass wir ein gutes freundschaftliches Verhältnis haben. Das gilt auch, wenn es in der einen oder anderen Frage unterschiedliche Bewertungen gibt. Wir sind auf die guten transatlantischen Beziehungen angewiesen und dafür müssen wir uns auch entsprechend stark machen.
Mit Franz-Josef Jung sprach Christian Rothenberg
Quelle: ntv.de