Hinrichtung von Deutsch-Iraner Auswärtiges Amt bestellt Leiter der iranischen Botschaft ein
29.10.2024, 11:12 Uhr Artikel anhören
Der Leiter der iranischen Botschaft muss jetzt zu Gesprächen ins Auswärtige Amt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach der Hinrichtung des Doppelstaatsbürgers Djamshid Sharmahd, bestellt das Auswärtige Amt den Leiter der iranischen Botschaft ein. Der Iran verteidigt die Hinrichtung daraufhin und bestellt selbst den deutschen Botschafter in Teheran ein. Danach beruft Baerbock ihn zu Gesprächen zurück nach Berlin.
Das iranische Außenministerium hat den deutschen Botschafter Markus Potzel in Teheran einbestellt. Grund sei, dass deutsche Beamte sich in die iranische Justiz eingemischt hätten, meldete die halboffizielle iranische Nachrichtenagentur Student. Im Auswärtigen Amt in Berlin wurde die Einbestellung auf Abteilungsleiterebene auf Anfrage bestätigt.
Das Auswärtige Amt hatte zuvor den Leiter der iranischen Botschaft in Berlin einbestellt, um gegen die Hinrichtung des deutsch-iranischen Doppelstaatsbürgers Djamshid Sharmahd zu protestieren. "Wir haben unseren scharfen Protest gegen das Vorgehen des iranischen Regimes übermittelt & behalten uns weitere Maßnahmen vor", teilte das Ministerium auf X mit.
Potzel habe zudem am frühen Vormittag den iranischen Behörden eine "dringliche Demarche" überbracht, um auf das Schärfste gegen die Ermordung von Sharmahd zu protestieren, hieß es im deutschen Außenministerium. Außenministerin Annalena Baerbock habe zudem den deutschen Botschafter Markus Potzel im Anschluss zu Konsultationen nach Berlin zurückberufen.
Irans Regierung verteidigt die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd. Dieser sei verantwortlich für einen Terroranschlag mit 14 Toten, schrieb Außenminister Abbas Araghtschi auf der Plattform X: "Ein deutscher Pass bietet niemandem Straffreiheit, geschweige denn einem terroristischen Verbrecher." "Ihre Regierung ist mitschuldig am andauernden israelischen Völkermord", schrieb er weiter an Baerbock gerichtet. "Schauen Sie sich um. Selbst Ihre eigenen Landsleute spotten über Ihre arroganten Menschenrechtsansprüche."
Scholz und Merz verurteilen scharf
Am Montag hatte Irans Justiz Sharmahds Hinrichtung bekannt gegeben. Er war im Frühjahr 2023 in einem umstrittenen Prozess nach Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt worden. Angehörige und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen gegen ihn vehement zurück.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Baerbock hatten die Hinrichtung bereits am Montag scharf verurteilt. Scholz nannte die Tötung bei X einen Skandal, die Bundesregierung habe sich immer wieder intensiv für die Freilassung Sharmahds eingesetzt. Baerbock teilte mit, die Tötung Sharmahds "zeigt erneut, was für ein menschenverachtendes Regime in Teheran herrscht". Teheran sei immer wieder unmissverständlich klargemacht worden, "dass die Hinrichtung eines deutschen Staatsangehörigen schwerwiegende Folgen haben wird".
Oppositionschef Friedrich Merz forderte, den iranischen Botschafter aus Deutschland auszuweisen. "Die Herabstufung der diplomatischen Beziehungen auf die Geschäftsträgerebene ist angezeigt", schrieb Merz bei X. Er sprach von einem "scheußlichen Verbrechen". Merz hatte die politische Patenschaft für Sharmahd übernommen.
Die Tochter von Sharmahd forderte Beweise für den Tod ihres Vaters und eine "schwere Strafe" für den Iran. In einem Beitrag auf X erklärte Gazelle Sharmahd, sie warte darauf, die US- und die Bundesregierung zu sprechen und zu prüfen, ob diese Beweise für die Hinrichtung ihres Vaters haben. Sie forderte die "sofortige Rückkehr meines Vaters (tot oder lebendig)".
Quelle: ntv.de, vr/dpa/rts