"Erhebliche Sicherheitsvorfälle" BKA ermittelt nach Cyber-Angriff
13.05.2017, 12:15 Uhr
Das BKA übernimmt die Ermittlungen.
(Foto: picture alliance / Arne Dedert/d)
Eine Cyber-Attacke legt weltweit zahlreiche Rechner lahm. Auch die Deutsche Bahn ist betroffen. Jetzt übernimmt das Bundeskriminalamt BKA die Ermittlungen. Innenminister de Maizière warnt vor einer "sehr angespannten Cyber-Bedrohungslage".
Nach der Cyber-Attacke unter anderem auf die Deutsche Bahn hat das Bundeskriminalamt BKA die Ermittlungen übernommen. Das teilte das Bundesinnenministerium mit. Zugleich gab das Ministerium Entwarnung für die Computernetzwerke der Bundesregierung.
"Die Regierungsnetze sind von dem Angriff nicht betroffen", teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit. Der "hochprofessionelle Schutz" durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) habe sich ausgezahlt, so der CDU-Politiker.
De Maizière sprach von "erheblichen Cyber-Sicherheitsvorfällen". Auch wenn die Attacke besonders schwerwiegend sei, füge sie sich "in die sehr angespannte Cyber-Bedrohungslage" an und sei nicht die erste ihrer Art.
Von dem Angriff am Freitag sind Tausende Unternehmen, Einzelpersonen und Behörden in Dutzenden Ländern betroffen. Die Angreifer setzten im Betriebssystem Windows eine Schadsoftware ein, die Computerdaten verschlüsselt und nur gegen Geld wieder freigibt.
Institutionen sollen sich beim BSI melden
Derzeit ist noch unklar, wie viele Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen in Deutschland durch den Angriff beeinträchtigt wurden. Das Bundesinnenministerium bestätigte, dass die Deutsche Bahn und der Logistikkonzern Schenker Opfer der Attacke geworden seien. "Um einen möglichst vollständigen Überblick über die Lage zu bekommen, rufen wir betroffene Institutionen auf, Vorfälle beim BSI zu melden", erklärte BSI-Präsident Arne Schönbohm.
Auch in Dutzenden anderen Ländern kam es zu Cyber-Attacken. Betroffen waren unter anderem das britische Gesundheitssystem, der spanische Telekomriese Telefónica sowie das russische Innenministerium.
Die Grünen kritisierten die Bundesregierung: "Das Agieren der Großen Koalition in dieser Frage ist unverantwortlich", sagte Konstantin von Notz, der netzpolitische Sprecher der Partei im Bundestag. Die Bundesregierung habe auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz das Ankaufen solcher Sicherheitslücken erlaubt und finanziert. Der Cyber-Angriff mache deutlich, dass auch die Stromversorgung, die Finanzmärkte oder Stadtwerke in Deutschland und Europa bedroht seien. "Die Bundesregierung muss endlich aufhören, nur über Cyberstrategien zu reden."
Nach Ansicht der Grünen ist die Cyber-Attacke "maximal ernstzunehmen". "Solche Attacken auf Krankenhäuser und andere Infrastrukturen sind lebensgefährlich" so Notz.Sicherheitslücken würden auch von westlichen Geheimdiensten zur Informationsgewinnung bewusst offengehalten und nun von Kriminellen und feindlich gesinnten Diensten ausgenutzt.
G7 fordern gemeinsames Vorgehen
Die führenden westlichen Industrieländer (G7) warnten daraufhin vor steigenden Gefahren durch Cyber-Kriminalität. Die G7-Finanzminister und Notenbankchefs forderten ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen der Staatengemeinschaft und der privaten Wirtschaft gegen Angriffe auf IT-Systeme. "Wir erkennen an, dass Cyber-Vorfälle eine wachsende Bedrohung für unsere Volkswirtschaften darstellen und dass angemessene (...) Reaktionen erforderlich sind", heißt es in der G7-Abschlusserklärung nach zweitägigen Beratungen in der italienischen Hafenstadt.
Maximale Ergebnisse im Kampf gegen Cyber-Attacken könnten nur erreicht werden, wenn die Bedrohungen im weltweiten Datenraum insgesamt angegangen werden, heißt es weiter. Die G7 riefen internationale Organisationen und Regierungen auf, mit der Privatwirtschaft Gegenmaßnahmen auszuloten. Dazu seien auch länder- und sektorübergreifende Abstimmungen erforderlich.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa/rts