Politik

Taliban nähern sich Kabul Berlin: Deutsche sollen Afghanistan verlassen

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In weniger als einer Woche haben die Taliban zehn Provinzhauptstädte erobert.

(Foto: AP)

Die Sicherheitslage in Afghanistan spitzt sich zu. Mittlerweile stehen die Taliban weniger als 150 Kilometer vor Kabul. Das Auswärtige Amt fordert Bundesbürger zur zügigen Ausreise auf. Außenminister Maas stellt unterdessen klar, bei einem Sieg der Islamisten alle Finanzhilfen an das Land einzustellen.

Angesichts des rasanten Eroberungszugs der islamistischen Talibankämpfer in Afghanistan fordert Deutschland seine Bürger dringend zur zügigen Ausreise aus dem Krisenland auf. Vor dem Hintergrund der deutlich verschlechterten Sicherheitslage im gesamten Staatsgebiet, inklusive der Hauptstadt Kabul, rate die Botschaft allen deutschen Staatsangehörigen dringend zur schnellstmöglichen Ausreise per Linienflug, heißt es in einer vom Auswärtigen Amt versandten Nachricht.

Die deutsche Botschaft in Kabul wies ausdrücklich darauf hin, dass sie aufgrund ihrer eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten und begrenzten Kapazitäten keine Garantie dafür geben könne, dass auch bei einer weiteren Verschärfung der Sicherheitslage, die möglicherweise auch die Einstellung des kommerziellen Flugverkehrs nach sich ziehen könnte, die konsularische Betreuung gewährleistet werden könne.

Eine Reisewarnung für Afghanistan besteht bereits seit Langem. Ende März wurde bereits eine Ausreiseaufforderung ausgesprochen, die mit der nun versandten Aufforderung noch einmal unterstrichen wird, wie es in der Nachricht heißt. Auch die USA, Großbritannien und andere Länder haben ihre Bürger in den vergangenen Wochen zur schnellstmöglichen Ausreise aufgerufen.

Taliban erobern Provinzhauptstadt Gasni

Mittlerweile ist auch die wichtige Provinzhauptstadt Gasni im Südosten des Landes in die Hand der Taliban geraten. Das bestätigten drei Provinzräte. Die strategisch wichtige Stadt liegt weniger als 150 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt. Zwei Provinzräte machten dem Gouverneur der gleichnamigen Provinz Vorwürfe. Er habe ein geheimes Abkommen mit den Taliban geschlossen und so die Stadt praktisch an die Islamisten ausgeliefert. Der Gouverneur und der Polizeichef hätten Gasni-Stadt in Richtung Kabul verlassen.

Mit Gasni sind innerhalb weniger als einer Woche zehn Provinzhauptstädte an die Islamisten gefallen. Der überwiegende Teil davon liegt im Norden des Landes. Gasni liegt von all den gefallenen Städten Kabul am nächsten.

Bundesaußenminister Heiko Maas hat unterdessen angekündigt, dass Deutschland im Falle einer Machtübernahme der Taliban seine finanziellen Hilfen einstellen werde. "Wir werden keinen Cent mehr nach Afghanistan geben, wenn die Taliban komplett übernommen haben, die Scharia einführen und dieses Land ein Kalifat wird", sagte der Minister im ZDF. Deutschland zahle jedes Jahr 430 Millionen Euro, Afghanistan sei "ohne internationale Hilfe nicht lebensfähig".

Angesichts der immensen Gebietsgewinne der Taliban verwies Maas auf die Entscheidung der USA, sich aus Afghanistan zurückzuziehen: "Das hat bedeutet, dass alle anderen NATO-Streitkräfte auch das Land verlassen müssen, denn ohne die amerikanischen Fähigkeiten (...) kann keiner alleine dort seine Soldatinnen und Soldaten sicher hinschicken." Die deutsche Regierung habe mit einem längeren Einsatz gerechnet, könne sich aber "nicht außerhalb der NATO bewegen".

Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP

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