Politik

"Clinton ist korrupt" Bernie-Fans stimmen Trump zu

Für Trump-Anhänger ist Hillary Clinton eine Lügnerin. Sanders-Fans sehen das genauso.

Für Trump-Anhänger ist Hillary Clinton eine Lügnerin. Sanders-Fans sehen das genauso.

(Foto: REUTERS)

Was haben Wähler von Donald Trump und Anhänger von Bernie Sanders gemeinsam? Ihre Abneigung gegenüber Hillary Clinton. Selbst die Wortwahl unterscheidet sich kaum.

"Richtig!", ruft Ash. Ein Fernsehsender zeigt Ausschnitte aus einer Rede von Donald Trump. "Stimmt genau", murmelt der New Yorker. Der Grund für die Zustimmung? Der republikanische Präsidentschaftskandidat bezeichnet die Wahlen als manipuliert und ist der Meinung, dass die demokratische Gegenkandidatin Hillary Clinton korrupt und kriminell ist.

Trotz aller Zustimmung: Ash, der eigentlich anders heißt, wird keinesfalls Trump wählen, sondern die chancenlose Grüne Jill Stein. Denn er ist ein liberaler Großstädter, der für die Standards in diesem Land als links gilt. Doch für ihn gibt es einen Menschen, den er fast noch weniger mag als Trump: Hillary Clinton.

Das liegt daran, dass der 40-Jährige sich in den Vorwahlen stark für Clintons Gegenkandidaten Bernie Sanders engagiert hat. Auf dem Senator aus dem Bundesstaat Vermont lagen die Hoffnungen vieler Progressiver, für die Clinton das Establishment verkörpert. Es entstand eine regelrechte Bewegung, Sanders setzte sich in einigen Bundesstaaten gegen Clinton durch – doch am Ende gewann die Favoritin die Kandidatur der Demokraten.

Für die Hardcore-Bernie-Unterstützer gibt es dafür einen wesentlichen Grund: Die Führung der demokratischen Partei hat sich unfair auf die Seite von Clinton gestellt. Viele von ihnen kündigten an, bei den Präsidentschaftswahlen deshalb keinesfalls für Clinton zu stimmen. Und einige von ihnen halten Wort.

Auch Slavoj Zizek würde Trump wählen

Ihre Abneigung ist nur wenig kleiner als die Abneigung der Trump-Wähler. Auch sie bezeichnen Clinton als korrupt, kriminell, unehrlich, prinzipienlos und elitär. Für sie ist Clinton eine Vertreterin des Establishments, das nur seine eigenen Interessen im Blick habe.

Aus ihrer Sicht das Allerschlimmste: "Clinton unterstützt die Freihandelsabkommen TPP mit Asien und TTIP mit Europa", sagt Ash. Ihre öffentliche Distanzierung nimmt er ihr nicht ab. Wie Trump werfen die "Berniecrats" Clinton vor, durch Freihandel Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern – nach Mexiko, nach Asien.

Es gibt noch eine wesentliche Gemeinsamkeit zu Trump: das Misstrauen gegenüber den Medien. Wie Trump sind viele Sanders-Unterstützer davon überzeugt, dass die "Mainstream-Medien" einseitig zu Gunsten von Clinton berichten – und damit im Interesse des Establishments. Sie informieren vor allem durch soziale Medien – und vertrauen dem staatlichen russischen Sender RT mehr als der "New York Times".

Aber wäre es nicht trotzdem besser, Clinton zu wählen, um Trump zu verhindern? Zumal Sanders höchstpersönlich zur Wahl von Clinton aufgerufen hat? Nein. Denn das etwas kleinere Übel ist aus ihrer Sicht immer noch ein ausreichend großes Übel. Großen Einfluss auf sie hat der linke Philosoph Slavoj Zizek. Der hatte in einem Interview gesagt, er würde Trump wählen. Begründung: Aus seiner Sicht kann nur aus der Erschütterung des Systems etwas Neues entstehen.

Noam Chomsky, eigentlich eine weitere Ikone der Linken, findet dagegen wenig Gehör. Er weist darauf hin: Der Unterschied zwischen einem größeren und einem kleineren Übel ist, dass das man mit der Wahl des letzteren eben weniger Übel anrichtet. Das lassen Hardcore-Bernie-Unterstützer nicht gelten.

Quelle: ntv.de

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