Politik

Prinzipienlos oder pragmatisch? Clinton polarisiert ihre Wähler

Unterstützer sagen, sie erledigt die Dinge: Hillary Clinton.

Unterstützer sagen, sie erledigt die Dinge: Hillary Clinton.

(Foto: imago/Bildbyran)

Ist Hillary Clinton lediglich ein kleineres Übel als Donald Trump? Davon sind selbst viele ihre Wähler überzeugt. Doch es gibt auch Amerikaner, die Clinton sehr viel zutrauen.

Nach rund 240 Jahren ist es heute womöglich so weit. Hillary Clinton steht kurz davor, erste US-Präsidentin zu werden. So historisch das auch wäre, Jubelstürme wird es trotzdem nicht geben.

Denn Clinton ist in den USA nicht sonderlich beliebt. Selbst viele ihrer Wähler sehen in ihr ein Produkt des Establishments – prinzipienlos, machtbesessen, elitär. Für sie ist Clinton lediglich das kleinere Übel. Und so werden viele Amerikaner sie nur deshalb wählen, weil ihnen vor der Alternative graust: Donald Trump.

Das ändert nichts daran, dass viele Amerikaner Hillary Clinton aus Überzeugung wählen. Sie beeindruckt vor allem, wie viele Hindernisse Clinton überwunden hat, um so weit zu kommen: In den Vorwahlen setzte ihr Bernie Sanders unerwartet stark zu. Viele sogenannte Berniecrats verachten sie noch immer mehr als Donald Trump. Die E-Mail-Affäre bot ihren Gegnern eine willkommene Angriffsfläche. Und in Donald Trump hat sie einen populistischen Gegner, der die in den USA traditionell vergifteten Wahlkämpfe in neue Dimensionen führte.

Während Gegner von links und rechts in Clinton eine Karriere-Politikerin sehen, ist ihr Werdegang für viele ihrer Wähler exakt der Grund, ihr die Präsidentschaft zuzutrauen: Anwältin, First Lady, Senatorin, Außenministerin. Sie hat nach Überzeugung vieler Amerikaner ausreichend Erfahrung und außerdem bewiesen, dass sie das Zeug zur Präsidentin hat.

"Sie ist eine Kämpferin"

"Sie kann Dinge erledigen", ist der Satz, mit dem Clinton hier am häufigsten beschrieben wird. Oder wie es Trump am Ende der zweiten Fernseh-Debatte ausdrückte: "Sie gibt nicht auf. Ich respektiere das. Sie ist eine Kämpferin."

Das sehen viele Amerikaner genauso. Sie wissen, dass eine Niederlage Trumps die politische Blockade der Republikaner nicht beenden wird, die Obamas zwei Amtszeiten prägte. Clinton wolle dem Leben der Amerikaner alle Farbe und Freude nehmen, sagte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Und Senator John McCain kündigte an: Er werde dafür kämpfen, dass jeder Kandidat abgelehnt wird, den Clinton für den Obersten Gerichtshof vorschlägt.  Das politische Klima wird vergiftet bleiben.

Und dieser republikanischen Herausforderung wollen viele Amerikaner Clinton entgegensetzen. Sie hoffen, dass sie durchsetzungsfähiger ist als Obama und mehr seiner Pläne verwirklicht als er selbst.

Dafür spricht, dass sie als Senatorin von New York auch von republikanischer Seite geschätzt wurde. Bernie-Sanders-Anhänger werfen Clinton auch in diesem Zusammenhang gerne Prinzipienlosigkeit vor. Andere sehen darin allerdings gesunden Pragmatismus und weisen darauf hin, dass Politik die Kunst des Machbaren sei.

Dass Clinton die erste Präsidentin werden kann, spielt für viele ihrer Wähler beiderlei Geschlechts kaum eine Rolle. "Es ist an der Zeit, dass eine Frau dieses Land führt, und wird irgendwann passieren", so einen Satz hört man häufig. Doch dann folgt fast immer:

"Aber darum geht es nicht. Es geht darum, ob eine Person fähig ist oder nicht."

Quelle: ntv.de

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