"Händler des Todes" in der Duma? Bout tritt ultranationalistischer Partei bei
12.12.2022, 22:05 Uhr
Viktor Bout muss seine Karriere als Waffenhändler mutmaßlich nicht revitalisieren.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Viktor Bout ist nach eigenen Aussagen ein stolzer Russe. Kein Wunder also, dass der frühere Waffenhändler nach seiner Freilassung durch die USA in Russland einer ultranationalistischen Partei beitritt, die offen für Invasionen wirbt. Kandidieren will der 55-Jährige allerdings vorerst nicht.
Der russische Waffenhändler Viktor Bout strebt nach seiner Freilassung durch die USA womöglich eine Karriere in der Politik an. Der auch als "Händler des Todes" bekannte 55-Jährige ist der Kreml-nahen Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR) beigetreten. Die Partei gilt trotz ihres Namens weder als liberal noch demokratisch, sondern vertritt seit ihrer Gründung 1991 ultranationalistische bis rechtsextreme Positionen. Beispielsweise setzt sie sich dafür ein, die früheren Mitgliedstaaten der Sowjetunion anzugreifen und zu erobern.
Seinen Mitgliedsausweis erhielt Bout von Parteichef Leonid Sluzki. "Ich möchte Viktor für seine Entscheidung danken und heiße ihn herzlich in der besten Partei des heutigen Russlands willkommen", erklärte der prominente russische Außenpolitiker nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS in seiner Begrüßungsrede. "Willkommen im Klub."
Die LDPR wurde 1991 vom Kommunisten und Antisemiten Wladimir Schirinowski gegründet. Nach Meinung von Beobachtern gehört sie der sogenannten russischen Systemopposition an. Diese Parteien sitzen im russischen Parlament, arbeiten aber mit dem Kreml zusammen und stehen in der Regel loyal zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Duma? "Im Moment nicht"
Durch seine Parteimitgliedschaft steht Bout theoretisch ebenfalls der Gang in die russische Duma offen. Das Unterhaus des russischen Parlaments verfügt über insgesamt 450 Sitze. Bei der letzten Parlamentswahl im September 2021 hatte die LDPR 40 Mandate erhalten. Noch hat der frühere Waffenhändler nach eigenen Angaben aber keine Ambitionen, für die Duma oder ein anderes politisches Amt zu kandidieren. "Im Moment nicht", lautete seine Antwort auf eine entsprechende Frage von russischen Journalisten.
Parteichef Sluzki zufolge soll Bout allerdings zeitnah zu einer Sitzung des außenpolitischen Ausschusses der Duma und zu einer Fraktionssitzung der LDPR eingeladen werden. Sluzki steht auch dem außenpolitischen Ausschuss vor.
Porträt von Putin in der Zelle
Die USA hatten Bout am vergangenen Freitag im Gegenzug für die US-amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner freigelassen. Der berüchtigte Waffenhändler ist international auch als "Händler des Todes" bekannt und wurde 2011 in New York zu 25 Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung äußerte er seine Unterstützung für den russischen Angriff auf die Ukraine. "Hätte ich die Möglichkeit und die nötigen Fertigkeiten, würde ich als Freiwilliger (an die Front) gehen", sagte der 55-Jährige am Sonntag beim russischen Staatssender RT. Er könne "nicht verstehen", warum die massive Offensive Moskaus im Nachbarland nicht bereits 2014 stattgefunden habe. "Ich weiß, dass wir gewinnen werden", fügte er hinzu.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs erklärte Bout auch, er sei "stolz darauf, Russe zu sein." Er habe während seiner Haftzeit in den USA "stets" ein Porträt Putins in seiner Zelle gehabt, sagte der frühere Waffenhändler anerkennend über den russischen Präsidenten. Noch scheint es aber kein Gespräch zwischen den beiden berühmten Russen gegeben zu haben: "Nicht, dass ich wüsste", erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow auf Nachfrage.
Quelle: ntv.de, chr