Große Mehrheit im Unterhaus Brexit-Gesetz nimmt erste Hürde
01.02.2017, 21:27 Uhr
Über zwei Tage diskutierte das britische Unterhaus über das Brexit-Gesetz - mehr als 100 Abgeordnete ergriffen das Wort.
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Der Brexit rückt näher: Mit einer großen Mehrheit treibt das britische Unterhaus die entsprechende Gesetzgebung voran. Bis März sollen beide Parlamentskammern abschließend abgestimmt haben.
Das britische Brexit-Gesetz hat eine erste Hürde im Parlament genommen. Die große Mehrheit der Abgeordneten stimmte Details zu, die das weitere Prozedere im Parlament betreffen. Premierministerin Theresa May will sich mit dem Gesetz von den Abgeordneten die Vollmacht für den Scheidungsantrag von der Europäischen Union geben lassen.
Zwei Tage lang hatten die Parlamentarier in Marathon-Sitzungen über den Entwurf diskutiert, fast 100 Redner kamen zu Wort. Weitere Beratungen und eine dritte Lesung im Unterhaus sind in der kommenden Woche geplant. Dann steht auch die nächste, entscheidende Abstimmung an. Danach kommt der Gesetzesentwurf in das Oberhaus. Er soll bis zum 7. März beide Kammern des Parlaments passieren.
Labour fordert Änderungen
Führende Politiker der oppositionellen Labour-Partei machten deutlich, dass sie dem Gesetz zustimmen werden, kündigten aber weitere Änderungsanträge an. Bis spätestens Ende März will May Brüssel über den Austrittswunsch ihres Landes informieren. Erst dann können die Verhandlungen über den EU-Austritt beginnen.
In dem kurzen Gesetzentwurf, der dem Parlament vorliegt, heißt es: "Die Premierministerin darf die Absicht des Vereinigten Königreichs zum Austritt aus der EU, gemäß Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union, bekannt geben." May reagiert damit auf eine Entscheidung des höchsten britischen Gerichts, wonach das Parlament das letzte Wort über die Austrittserklärung haben muss.
Kein Verbleib in Zollunion
May veröffentlicht an diesem Donnerstag einen Plan für den Ausstieg aus der EU. Sie hatte vor zwei Wochen in einer Grundsatzrede einen "harten Brexit" angekündigt. Die Regierungschefin wird Großbritannien auch aus dem europäischen Binnenmarkt führen. Damals versprach sie, noch einen genaueren Plan zu ihrer Verhandlungsstrategie vorzulegen.
Die britische Regierung scheint sich derweil nach einem Bericht der "Welt" von dem Plan zu verabschieden, mit den EU-Partnern Sondervereinbarungen für einen Verbleib in der europäischen Zollunion zu finden. Der britische Staatssekretär für Handelsbeziehungen, Lord Price, habe in einem Interview auf die Frage, ob er Kompromisse hinsichtlich der Zollunion sehe, geantwortet: "In den vergangenen Wochen habe ich meine Amtskollegen aus etlichen EU-Staaten getroffen ... Die meisten haben mir klar gesagt: Rosinenpickerei gibt es nicht. Wir haben die Botschaft verstanden."
Quelle: ntv.de, mli/dpa