Mobilfunk in Afghanistan gehackt Bundeswehr führte Cyber-Offensive durch
23.09.2016, 07:52 Uhr
Die Bundeswehreinheit CNO: Aktiv in Afghanistan?
(Foto: dpa)
Um eine Deutsche zu befreien, setzt die Bundeswehr einem Medienbericht zufolge im Jahr 2015 Hacker ein. So gelingt es, Zugriff auf das System eines afghanischen Mobilfunknetzbetreibers zu bekommen. Das Verteidigungsministerium will sich nicht dazu äußern.
Die Bundeswehr hat erstmals eine offensive Cyber-Operation durchgeführt, berichtet der "Spiegel". Bereits im Herbst 2015 habe sich die Einheit Computernetzwerkoperationen (CNO) in die internen Netze eines afghanischen Mobilfunkbetreibers gehackt, um Informationen über den Entführungsfall einer deutschen Entwicklungshelferin in dem Land zu erlangen. Dies sei das erste Mal gewesen, dass die CNO-Einheit offensiv aktiv wurde. Das Bundesverteidigungsministerium wollte demnach auch ein Jahr später keinen Kommentar zu der Cyber-Operation abgeben. Über CNO-Einsätze, so ein Sprecher, würden ausschließlich die verantwortlichen Ausschüsse wie das geheim tagende Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) unterrichtet.
Die Entwicklungshelferin war vor dem Büro der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kabul entführt worden. Für den Notfall war eine Einheit des Kommandos Spezialkräfte (KSK) nach Kabul berufen worden, um die Frau gewaltsam zu befreien. Dem Bericht zufolge soll die CNO im Fall der entführten Frau auf die Bitte des Krisenstabs gehandelt haben. Zwar konnten Verhandlungen mit den Entführern geführt werden, um jedoch abzusichern, dass die Vereinbarungen eingehalten werden, habe man die Dienste des CNO in Anspruch genommen.
Experten sprechen nicht von Cyber-Angriff
Über die Kundenwebsite des Mobilfunkbetreibers soll die CNO Zugriff auf die Positionsdaten der Entführer erhalten haben. Somit konnten sie feststellen, ob sie sich gemeinsam mit der Geisel noch in Afghanistan aufhielten und zur Übergabe erscheinen. Experten werten die Maßnahme nicht als Cyber-Angriff, da kein Schaden im System des Betreibers angerichtet wurde.
Die Einheit CNO mit Sitz in der Tomburg-Kaserne in Rheinbach bei Bonn gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren. Ihr gehören 80 IT-Fachleute an. Diese würden Cyber-Angriffe und Gegenattacken ausschließlich in Laborbedingungen durchspielen, teilte die Bundeswehr dem Bericht zufolge mit.
Erklärtes Ziel von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist es, die Fähigkeiten der Bundeswehr zur Abwehr von Cyber-Angriffen zu verbessern. Im Vorjahr war ein vertrauliches Strategiepapier dazu bekannt geworden, in dem es nicht nur um den Schutz der eigenen Infrastruktur geht, sondern auch um Angriffe.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa