Politik

Waffelbacken mit Soldaten Bundeswehr umgarnt Kita-Kinder

Ein Soldat spielt mit Kindern in einer Kasernen-Kita in Lüneburg.

Ein Soldat spielt mit Kindern in einer Kasernen-Kita in Lüneburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bundeswehr buhlt offensiv um Nachwuchs. In vielen deutschen Gemeinden gibt es eine enge Kooperation mit Kindertageseinrichtungen. Die Linken wittern dahinter eine Strategie und fordern den Stopp der Aktionen.

Kasernenbesichtigungen, Waffelbacken mit Soldaten, Spielenachmittage, Hausaufgabenhilfe, Ferienspaßaktionen – einige Bundeswehrstandorte pflegen ein enges Verhältnis zu den Kitas in ihrer Gemeinde. Ein zu enges Verhältnis, wie die Fraktion der Linken im Bundestag findet.

Eine Anfrage der Partei an das Verteidigungsministerium hat ergeben, dass die Bundeswehr engen Kontakt zu örtlichen Kitas pflegt. Seit 2010 soll die Bundeswehr mehr als 150.000 Euro an verschiedene Einrichtungen gespendet haben. Es gibt Patenschaften und spezielle Freizeitangebote wie Schlauchboottouren. Bundeswehrstandorte bieten demnach auch Hilfe an, etwa beim Ausbau von Spielplätzen oder der Reparatur von Geräten.

Eine Kita in Königsbrück hat im Mai 2014 das Kampfflugzeug Tornado beim flugmedizinischen Institut der Bundeswehr besichtigt. Dabei hätten die Kinder mit Helm und Maske vor der Kamera posieren dürfen, heißt es auf der Webseite der Stadt. In einigen Fällen besteht die Zusammenarbeit aber auch nur darin, dass sich Bundeswehr und Kindertageseinrichtungen eine Turnhalle teilen. Auch zahnärztliche Untersuchungen von Kita-Kindern durch Bundeswehrärzte sind nicht selten.

Die Linken sehen in der Nähe der Bundeswehr zu den Einrichtungen ein klares Motiv: Das Ziel der Bundeswehr sei es, Jugendliche in der Phase der Berufswahl anzuwerben, um einen möglichst direkten Übergang von der Schule zur Bundeswehr zu ermöglichen. Um die Präferenz unter jungen Menschen für das Berufssoldatentum zu erhöhen, sollen Kinder möglichst viele positive Bilder mit dem Soldatentum verbinden. Bilder von der Normalität des Berufes sollen durch hohen Sold, Karrierechancen oder die Lust am Abenteuer erzeugt werden.

"Die Bundeswehr gibt sich mit ihrem umfangreichen und erschreckend weit verankerten Engagement als Wohlfahrtsbringer, doch dahinter stecken knallharte eigene Interessen: Das Ansehen der Truppe zu steigern und Kindern ein attraktives Soldatenleben vorzugaukeln", sagt Norbert Müller, der kinder- und jugendpolitische Sprecher der Linken-Fraktion. Die Bundeswehr habe ihr Engagement in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut.

Seine Partei fordert den Stopp aller Aktionen der Bundeswehr in Kitas, Schulen oder Jugendeinrichtungen. Die Bundesregierung weist die Vorwürfe zurück. Das Verteidigungsministerium unternehme im Rahmen der Attraktivitätsoffensive Maßnahmen, um die Wahrnehmung der Bundeswehr als Arbeitgeber im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern zu stärken. Werbemaßnahmen in Kindertageseinrichtungen gehörten jedoch nicht dazu. Die betreffenden Bundeswehrstandorte organisierten die Aktionen selbstständig, sie seien fest in der Gemeinde verwurzelt und Teil des öffentlichen Lebens.

Quelle: ntv.de, cro

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