Bericht: Kollege erhielt Brief Claus-Brunner soll Mord gestanden haben
21.09.2016, 20:50 Uhr
Die Polizei vor Claus-Brunners Wohnung.
(Foto: dpa)
Gerwald Claus-Brunner war ein auffälliger Piraten-Politiker, für Latzhose, Kopftuch und markige Worte bekannt. Nach seinem Tod offenbaren sich immer mehr Abgründe hinter seiner schillernden Fassade. Offenbar verfasste er auch ein Mordgeständnis.
Am Montag findet die Polizei den 44-Jährigen Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner tot in seiner Wohnung. In einem Zimmer stoßen sie auf eine weitere Männerleiche. Nach dem Fund kommen nun immer mehr Hintergründe zu dem mutmaßlichen Mord mit anschließendem Suizid ans Licht: Offenbar hatte der 44-jährige Abgeordnete vor dem Suizid einem Fraktionskollegen einen Brief geschrieben, in dem er den Mord an dem anderen Mann gesteht. Das berichtet die Zeitung "Die Welt".
Parteikollegen Claus-Brunners hatten am Montag die Polizei alarmiert, nachdem in der Parteizentrale ein Schreiben eingetroffen war. Darin hatte der 44-Jährige laut "Bild"-Zeitung geschrieben, dass er bereits tot sein werde, wenn der Brief ankomme. Als Polizeibeamte seine Wohnungstür im Berliner Stadtteil Steglitz öffneten, bot sich ihnen nach eigenen Angaben "ein schauriges Bild". In einem Raum fanden sie den toten Claus-Brunner. Offenbar hatte sich der gelernte Kommunikationselektroniker mit einem Stromschlag selbst gerichtet. Dann stoßen die Ermittler auf die Leiche des 29-jährigen Jan L. Der Tote ist mit Kabelbindern gefesselt.
L. war ein guter Bekannter Claus-Brunners und Mitarbeiter in seinem Wahlkreisbüro. Ein Paar waren die beiden jedoch nicht. Allerdings soll der Berliner Angeordnete dem Mann über einen längeren Zeitraum hinweg nachgestellt haben. Schließlich zeigte Jan L. den Politiker im Frühjahr wegen Stalkings an. Die Staatsanwaltschaft gehe derzeit noch der Stalking-Anzeige einer weiteren Person gegen Claus-Brunner nach, so Martin Steltner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, zur "Süddeutschen Zeitung".
Leiche per Sackkarre transportiert?
L. soll durch Einwirkung "stumpfer Gewalt gegen den Oberkörper" ums Leben gekommen sein, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Er starb allerdings nicht in Claus-Brunners Wohnung, sondern bei sich zuhause im Berliner Stadtteil Wedding. Nach dem Mord soll der Abgeordnete laut Medienberichten die Leiche mit einer Sackkarre zu sich nach Hause geschafft haben. Dafür musste er einen Weg von mindestens elf Kilometern zurückgelegt haben.
Auf Twitter hatte Claus-Brunner in den vergangenen Monaten immer wieder liebevoll von einem "Wuschelkopf" geschrieben. Laut "Welt" soll Claus-Brunner am Freitag vor seinem Tod noch ein Foto von Jan L. veröffentlicht haben. Darunter schrieb er: "Meine Liebe, mein Leben, für dich lieber Wuschelkopf, für immer und ewig!". Darunter stand eine andere Nachricht, die wenige Stunden zuvor abgesetzt worden war: "Echter Kacktag heute, übertrifft sämtliche schlechten Tage die ich je erlebt hatte bisher. Hoffe das Wochenende machts besser." Zu diesem Zeitpunkt war Jan L. vermutlich schon tot.
Claus-Brunner kündigte Suizid an
Gerwald Claus-Brunner war 2011 als Mitglied der ersten Piratenfraktion ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen. Er trat stets mit Latzhose und Palästinensertuch um den Kopf auf und war der meistfotografierte Piraten-Politiker und ein beliebter Gast in Talkshows. Claus-Brunner war für seine mitunter aufbrausende Art bekannt: Kandidaten der Piratenpartei nannte er "Deppen", den Anhängerinnen einer Frauenquote unterstellte er, es auf einen "Tittenbonus" abgesehen zu haben. Äußerungen, die für Unmut bei seinen Parteikollegen sorgten. Anfang des Jahres wollten ihn acht der 15 Piratenabgeordneten aus der Fraktion ausschließen.
Claus-Brunners letzte Rede im Abgeordnetenhaus war im Juni eine Abrechnung mit den Fraktionskollegen gewesen, von denen er sich nicht unterstützt fühlte. Seine anschließende Äußerung, die Abgeordneten würden bald für ihn "eine Minute stillschweigen", werten heute viele als Ankündigung seines Suizids. Zuvor hatte Claus-Brunner, so der Berliner Piratenchef Bruno Kramm im "Tagesspiegel", allen erzählt, dass er unheilbar krank sei. Auch dies war Fassade. In der Obduktion nach seinem Tod fanden sich keine Hinweise auf eine Krankheit.
Quelle: ntv.de, kpi