Politik

Mehrausgaben wegen Flüchtlingskrise DIW-Chef hält Steuererhöhung für unnötig

Flüchtlinge kommen am Bahnhof in Passau an.

Flüchtlinge kommen am Bahnhof in Passau an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Bund gibt Milliarden aus, um mit den Folgen der Flüchtlingskrise zurechtzukommen. Werden die Bürger deshalb am Ende mehr Steuern zahlen müssen? Darüber streiten führende Ökonomen. Der DIW-Chef sagt, Deutschland habe genug Überschüsse.

Die Steuern in Deutschland müssen trotz der Flüchtlingkrise nach Auffassung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nicht steigen. "Steuererhöhungen sind nicht notwendig und wären kontraproduktiv", sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher "Spiegel Online". Der deutsche Staat mache mehr als ausreichende Überschüsse, um die Mehrausgaben zu stemmen.

DIW-Chef Marcel Fratzscher sagt, dass Gelder für Investitionen da sind.

DIW-Chef Marcel Fratzscher sagt, dass Gelder für Investitionen da sind.

(Foto: picture alliance / dpa)

Damit widerspricht Fratzscher dem Freiburger Ökonomen Bernd Raffelhüschen. Dieser hatte prophezeit, der Andrang von Flüchtlingen werde zu "massiven Steuererhöhungen" führen. Raffelhüschen argumentierte, rund 70 Prozent der Flüchtlinge seien für den deutschen Arbeitsmarkt unqualifiziert und würden die Sozialsysteme belasten. Die entstehenden Kosten könne nur der Steuerzahler tragen.

DIW-Chef Fratzscher hält dagegen. Er sagte, "wenn Flüchtlinge keine ausreichenden Qualifikationen haben, dann muss man sie Ihnen geben". Die dafür notwendigen Investitionen seien lohnenswert und angesichts derzeitiger Haushaltsüberschüsse problemlos möglich.

Außerdem widersprach Fratzscher Angaben von Raffelhüschen, wonach bis zu 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland kommen können: "Erfahrungsgemäß werden nur etwa 40 Prozent auf Dauer bleiben können. Rechnet man noch jene in der Schule oder Ausbildung heraus, werden im kommenden Jahr etwa 200.000 Flüchtlinge auf den deutschen Arbeitsmarkt kommen." Ein lernwilliger 25-Jähriger Syrer bringe dem Staat im Zweifel mehr als ein hochqualifizierter 60-Jähriger, so der Ökonom.

Quelle: ntv.de, hul/dpa

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