Deutsche sollten EM feiern De Maizière: Nicht einschüchtern lassen
09.06.2016, 19:58 Uhr
Wenn am Freitag die Fußball-EM beginnt, sollen die Deutschen das Fest genießen und sich nicht durch die Gefahr islamistischer Anschläge einschüchtern lassen. Er könne empfehlen, zu Fanmeilen und ins Stadion zu gehen, sagt Innenminister de Maizière.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat die Deutschen aufgefordert, sich von der Gefahr von Terroranschlägen bei der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft nicht einschüchtern zu lassen. "Natürlich habe ich Verständnis dafür, wenn Menschen Sorgen haben", sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Die Gefahr islamistischer Anschläge sei real, die Lage ernst. Allerdings lägen deutschen Sicherheitsbehörden keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung der am Freitag in Frankreich beginnenden EM vor. "Ja, ich kann empfehlen zu Fanmeilen zu gehen, ins Stadion zu gehen", sagte de Maizière bei n-tv.
Der Vize-Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, sagte in Berlin, die EM sei durchaus Thema im islamistischen Milieu. "In Frankreich hört man ähnlich wie in Deutschland ein hohes Grundrauschen."
Im Bundestag sagte de Maizière, Europa und Deutschland seien durch den internationalen Terrorismus bedroht. "Es gibt keine Garantie, in Deutschland vor einem großen Terroranschlag verschont zu werden." Haldenwang erklärte, in den entsprechenden Zirkeln werde viel darüber gesprochen, dass es möglicherweise Anschläge während der EM in Frankreich geben könne. "Dass das im Interesse des IS wäre, wenn so etwas passierte, ist sicherlich nachvollziehbar", sagte der Verfassungsschutz-Vize. Es gebe auch immer wieder vereinzelte Hinweise, denen die Sicherheitsbehörden in jedem Einzelfall sehr intensiv nachgingen.
Neue Gefahr durch Drohnen
"Bisher hat sich noch keiner dieser Hinweise so verdichtet oder konkretisiert, dass wir tatsächlich von einer konkreten Gefahr für einige Austragungsorte oder für bestimmte Spiele oder so etwas reden können", erklärte der Geheimdienstler. Er erinnerte auch an die jüngsten Festnahmen in Deutschland. "Immer da, wo sich Hinweise auf terroristische Aktivitäten verdichten, greifen deutsche Sicherheitsbehörden zu." Polizei und Nachrichtendienste in Deutschland, Frankreich und den übrigen europäischen Staaten arbeiteten sehr eng zusammen, um die Sicherheit während der EM zu gewährleisten. Die Fußballfans sollten auch die Medien verfolgen, über die im Falle einer konkreten Gefahr informiert werde.
De Maizière (CDU) bezeichnete mögliche Gefährdungen durch einen Drohnenangriff auf Stadien bei n-tv als ein "neues Risiko", an dem die Sicherheitsbehörden arbeiteten. Das sei in der Kriminalgeschichte immer so gewesen, "dass gute neue Technologien auch von Kriminellen missbraucht werden".
Auch deutsche Stadionbetreiber fürchten laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland die Gefahr von Drohnenangriffen. So führe der FC Bayern München schon Gespräche mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall über den Kauf von elektromagnetischen Abwehrgeräten zum Schutz der Arena.
Der Bundestag beriet unterdessen in erster Lesung über das Anti-Terror-Gesetzespaket. De Maizière verteidigte das Vorhaben im Deutschlandfunk gegen Kritik, damit würden unangemessen Freiheitsrechte eingeschränkt. Dies sei absurd. Es gehe unter anderem um einen besseren Daten- und Informationsaustausch der deutschen Sicherheitsbehörden mit Partnern im Ausland über Verdächtige. "Das ist ein Sicherheitsgewinn ohne einen Freiheitsverlust der Bürgerinnen und Bürger", sagte er.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts