Politik

Integrationserfolg gefährdet De Maizière will mehr Geld für Sprachlehrer

23 Euro pro Unterrichtseinheit - das ist vielen Sprachlehrern laut einem Bericht zu wenig.

23 Euro pro Unterrichtseinheit - das ist vielen Sprachlehrern laut einem Bericht zu wenig.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer sich in Deutschland zurecht finden soll, muss Deutsch lernen. Viele Sprachlehrer treten ihren Job als Integrationshelfer jedoch wegen der miesen Bezahlung gar nicht erst an. Das Innenministerium will ihnen das Salär nun kräftig aufstocken.

Das Bundesinnenministerium fordert einem Zeitungsbericht zufolge mehr Geld, um Deutschlehrer für Flüchtlinge besser zu bezahlen. Eine Änderung der finanziellen Rahmenbedingungen im Integrationskurs sei "dringend erforderlich, um eine angemessene Vergütung von Honorarlehrkräften zu erreichen", zitiert die "Welt am Sonntag" aus einem unveröffentlichten Bericht des Ministeriums an den Haushaltsausschuss des Bundestages.

Viele zugelassene Sprachlehrer treten dem Bericht zufolge ihren Job wegen zu schlechter Bezahlung nicht an. So seien nach Schätzungen nur circa zehn Prozent der im Jahr 2015 zugelassenen Lehrkräfte bislang als unterrichtende Lehrkraft dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) gemeldet worden, heißt es in dem Ministeriumsbericht.

Die derzeit gültige Vergütungsuntergrenze von 23 Euro je Unterrichtseinheit ist nach Ansicht des Bundesinnenministeriums viel zu gering. Es schlägt laut "WamS" deshalb eine deutliche Erhöhung auf 35 Euro vor.

Damit Träger von Sprachkursen die zusätzlichen Ausgaben finanzieren können, soll das Bamf sich künftig stärker an den Kosten der Sprachkurse beteiligen. Der Kostenerstattungssatz solle von aktuell 3,10 auf vier Euro je Kursteilnehmer steigen, schlägt das Innenministerium dem Bericht zufolge vor. Dies sei allerdings mit einem "erheblichen zusätzlichen Bedarf an Haushaltsmitteln" verbunden, zitiert die "WamS".

Keine offiziellen Angaben zu Unterrichtsausfall

So würden sich für 100.000 Integrationsteilnehmer zusätzliche Ausgaben in Höhe von 52 Millionen Euro ergeben. Hochgerechnet auf die bis zu 550.000 Flüchtlinge, die in diesem Jahr laut Innenministerium an Sprachkursen teilnehmen könnten, würde das einen zusätzlichen Bedarf in Höhe von bis zu 286 Millionen Euro allein 2016 ausmachen, schreibt die "WamS".

Die Grünen-Haushaltspolitikerin Anja Hajduk begrüßte den Vorschlag des Innenministeriums. Sie sagte der "Welt am Sonntag", die große Koalition dürfe sich jetzt keine Verzögerungstaktik erlauben. "Wir brauchen jetzt schnellstmöglich einen Beschluss im Haushaltsausschuss, denn Spracherwerb ist der zentrale Schlüssel zur Integration", sagte Hajduk. Dass Integrationskurse aufgrund von Lehrkraftmangel ausfallen, müsse mit allen Kräften vermieden werden.

Das Bamf machte keine Angaben, ob und wie viele Sprachkurse aktuell wegen Lehrermangels ausfallen. 2016 seien bislang 3480 Lehrkräfte zugelassen worden, weitere 3374 wurden auf eine Zusatzqualifizierung verwiesen, könnten aufgrund einer Ausnahmeregelung aber schon unterrichten, teilte die Behörde auf Anfrage der Zeitung mit. Wie viele zugelassene Lehrkräfte davon unterrichten, werde statistisch nicht erfasst.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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