Politik

Nach E-Mail-Affäre Demokraten entschuldigen sich bei Sanders

Auch auf dem Parteitag zeigen viele Demokraten ihre Vorliebe für Sanders.

Auch auf dem Parteitag zeigen viele Demokraten ihre Vorliebe für Sanders.

(Foto: REUTERS)

Zu Beginn des Parteitags versucht die Parteiführung die innerparteilichen Wogen zu glätten und vollführt einen Kotau vor Bernie Sanders. Geleakte Mails hatten zuvor bewiesen, dass das Establishment im Wahlkampf seine Rivalin Hillary Clinton begünstigte.

Überschattet von einer peinlichen E-Mail-Affäre hat der Parteitag der US-Demokraten begonnen, bei dem die frühere Außenministerin Hillary Clinton formell zur Präsidentschaftskandidatin gekürt werden soll. Zu Beginn der Versammlung in Philadelphia entschuldigte sich die Parteiführung am Montag bei dem in den Vorwahlen unterlegenen Senator Bernie Sanders für die ans Licht geratenen Mails, in denen Parteifunktionäre abschätzige Kommentare über den Clinton-Rivalen machten.

Ungeachtet der Enthüllungen übte sich Sanders, der Clinton während der Vorwahlen hart angegriffen und ihr sogar die Eignung für das höchste Staatsamt abgesprochen hatte, im Schulterschluss mit der früheren Außenministerin. In einer Rede kurz vor Parteitagsbeginn appellierte er an seine Anhänger, die Reihen im Kampf gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump zu schließen, den er als "Grobian und Demagogen" bezeichnete. Sanders sollte neben First Lady Michelle Obama am Montagabend auch einer der Hauptredner zum Auftakt des Parteitags in Philadelphia sein.

"Aufrichtige Entschuldigung für die unverzeihlichen Bemerkungen"

Die von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichten Mails dokumentieren, dass Teile der Parteiführung während der Vorwahlen klar Position für Clinton und gegen Sanders bezogen und offensichtlich sogar versucht hatten, den Senator in ein schlechtes Licht zu rücken. Als Konsequenz aus den Enthüllungen erklärte Parteichefin Debbie Wasserman Schultz am Tag vor dem Parteitag ihren Rücktritt.

Mit ihrer Entschuldigung versuchte die Parteiführung, die Wogen zu glätten und für einen harmonischen Ablauf des Parteitags zu sorgen. "Wir möchten Senator Sanders, seinen Unterstützern und der gesamten Demokratischen Partei unsere tief empfundene und aufrichtige Entschuldigung für die unverzeihlichen Bemerkungen in den E-Mails anbieten", hieß es in dem Statement. Die Mails verstießen gegen die "unverbrüchliche Neutralitätsverpflichtung" der Parteiführung während des Nominierungsprozesses.

Die Enthüllungen waren allerdings geeignet, den unter Sanders-Anhängern weit verbreiteten Verdacht zu bestärken, dass das gesamte Nominierungsverfahren von vornherein zugunsten Clintons manipuliert war.

Steckt Russland hinter den geleakten Mails?

Die einstige First Lady konnte zwar in den Vorwahlen mehr Delegiertenstimmen für den Parteitag gewinnen als der Senator. Über die Schwelle zur erforderlichen absoluten Mehrheit kommt sie jedoch nur durch ihren Rückhalt bei den sogenannten Superdelegierten. Dies sind aktuelle oder frühere Amtsträger, die in ihrem Votum über den Kandidaten nicht an die Ergebnisse der Vorwahlen gebunden sind. Clinton hat deutlich mehr Superdelegierte hinter sich als Sanders.

Der Senator, der mit seinen dezidiert linken Positionen zur Regulierung der Finanzmärkte und zur sozialen Gerechtigkeit eine enthusiastische und überwiegende junge Anhängerschaft hinter sich geschart hat, hatte erst zwei Wochen vor dem Parteitag eine förmliche Wahlempfehlung für Clinton ausgesprochen.

Clinton soll nun am Dienstag von den Delegierten zur Präsidentschaftskandidatin gekürt werden. Zum Abschluss des Parteitags am Donnerstag wird sie in einer Grundsatzrede die Nominierung förmlich akzeptieren.

Zu dem Hackerangriff auf die Demokraten nahm inzwischen die Bundespolizei FBI Ermittlungen auf. Mitarbeiter Clintons äußerten den Verdacht, dass Russland dahinter stecke, das so Trump helfen wolle. Der Rechtspopulist könnte von Moskau bevorzugt werden, da er für eine reduzierte weltpolitische Rolle der USA plädiert.

Quelle: ntv.de, jve/AFP

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