Rechtsruck in Israels Kabinett Der "Bulldozer" wird Verteidigungsminister
25.05.2016, 12:14 Uhr
Avigdor Lieberman war bereits von 2013 bis 2015 Außenminister Israels.
(Foto: REUTERS)
"Wer gegen uns ist, dem muss der Kopf mit einer Axt abgehackt werden" - Sprüche wie dieser prägen das Profil von Avigdor Lieberman. Nun wird der "Bulldozer" Verteidigungsminister Israels.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu holt den früheren Außenminister Avigdor Lieberman als neuen Verteidigungsminister in seine Regierung und sichert sich damit die Unterstützer der Ultranationalisten. Die Einbeziehung von Liebermans Partei Israel Beitenu in die Regierungs-Koalition sei ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Regierung, sagte ein Vertreter von Netanjahus Likud-Partei. Der bisherige Verteidigungsminister Mosche Jaalon war am Freitag wegen Differenzen mit Netanjahu zurückgetreten. Lieberman ist bekannt für seinen harten Kurs gegenüber den Palästinensern.
Eine friedliche Regelung mit den Palästinensern hält der ehemalige Außenminister, der selbst in der Siedlung Nokdim im Westjordanland lebt, für unmöglich - zumindest auf absehbare Zeit. Es ist nun das erste Mal, dass ein Siedler das mächtige Amt des Verteidigungsministers, das de facto die Verantwortung für Millionen von Palästinensern in den besetzten Gebieten beinhaltet, übernehmen soll.
Lieberman will die Todesstrafe
Mit seinen martialischen Sprüchen überholt Lieberman den konservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahus (Likud) immer wieder von rechts. Lieberman kämpft etwa für die Einführung der Todesstrafe für verurteilte Terroristen. Loyale israelische Araber sollten "alles bekommen", sagte er im vergangenen Jahr. "Aber wer gegen uns ist, dem muss der Kopf mit einer Axt abgehackt werden." Von israelischen Arabern forderte er einen Treueschwur auf Israel als jüdischen zionistischen Staat, wenn sie im Land bleiben wollen. "Ohne Loyalität gibt es keine Staatsbürgerschaft", so sein Motto. Den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas hat Lieberman als "diplomatischen Terroristen" bezeichnet - als Reaktion auf dessen Antrag auf Anerkennung der Palästinenser als UN-Beobachterstaat. Nicht die Siedlungen, sondern Abbas sei das "größte Hindernis auf dem Weg zum Frieden". In der Vergangenheit hatte Lieberman sich allerdings selbst für eine Zwei-Staaten-Lösung mit Gebietsaustausch ausgesprochen.
Der 1978 aus Moldawien einwanderte Politiker, der früher als Türsteher gearbeitet hat, gilt als gewiefter Taktiker. Ihm werden auch Ambitionen auf das Amt des Ministerpräsidenten nachgesagt. Die Wähler seiner Partei Israel Beitenu (Unser Haus Israel) stammen vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion. Mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kann Lieberman ohne Dolmetscher sprechen - das Verhältnis gilt als sehr gut.
Netanjahu ist ihm zu "lasch"
Die Übernahme des einflussreichen Verteidigungsministeriums bedeute für ihn, "dass ich die Glasdecke durchbrochen habe, die uns Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion immer wieder gebremst hat", sagte Lieberman nach Angaben der israelischen Nachrichtenseite "ynet".
Gebremst auf dem Weg nach oben haben Lieberman auch hartnäckige Betrugsvorwürfe, von denen er aber 2013 freigesprochen wurde. Sie hatten ihn während seiner Zeit als Außenminister verfolgt und dann zum Rücktritt gezwungen. Nach dem Freispruch konnte er ins Amt zurückkehren, wollte aber bei Neuwahlen im vergangenen Jahr kein Parteienbündnis mehr mit Netanjahus Likud eingehen. Nach Netanjahus Wahlsieg entschied Lieberman sich zunächst für den Gang in die Opposition, weil ihm die Linie des Regierungschefs zu "lasch" war.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/rts