Politik

Studie zu Ausländerfeindlichkeit Der rechte Rand wird dünner

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Halten sich für das Volk und irren sich: rechtsextreme Demonstranten in Dessau.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Wir sind das Volk", gröhlen Nazis auf ihren Demos gerne. Viele von ihnen scheinen wirklich zu glauben, dass sie Teil einer großen und wachsenden gesellschaftlichen Strömung sind. Doch eine Studie zeigt: Das Gegenteil ist der Fall.

Hooligan-Demos in Köln und Hannover, Rechtspopulisten in Landtagen und ein NPD-Abgeordneter im Europaparlament: Man könnte den Eindruck bekommen, in Deutschland würde sich Ausländerfeindlichkeit weiter ausbreiten. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung kommt nun aber zum gegenteiligen Ergebnis. Auf 175 Seiten hat sich ein Team von Soziologen mit rechtsextremen Einstellungen beschäftigt. Unter den vielen Ergebnissen sticht eine Zahl hervor: Bei nur noch 7,5 Prozent der Befragten wurde Ausländerfeindlichkeit festgestellt. Vor zwei Jahren waren es noch 25,1 Prozent.

Wie kommt der drastische Absturz? Dazu findet sich in der Studie nur ein vager Hinweis: Ein Grund könnte die wirtschaftliche Entwicklung sein, die als positiv wahrgenommen wird. Einen anderen Grund vermuten die Autoren in der Debatte um den NSU, der Terrorzelle die vor allem türkischstämmige Menschen ermordet hatte und wegen schwerer Ermittlungspannen jahrelang im Untergrund agieren konnte. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags hatte 2013 dazu seinen Abschlussbericht vorgelegt, im gleichen Jahr hatte der Prozess gegen das überlebende NSU-Mitglied Beate Zschäpe begonnen. In diesem Rahmen wurde eine breite gesellschaftliche Debatte über die Gefahren des Rechtsextremismus geführt, wie sie sonst nur in interessierten Kreisen stattfindet.

Übrig bleiben jeweils gut 8 Prozent, die den am deutlichsten rechtsextremen Aussagen zustimmen: Etwa den Sätzen "Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen" und "Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen." Der überwiegende Teil der Deutschen lehnt solche Aussagen völlig ab. Dennoch vermuten sich einige Rechtsextreme in der Mehrheit. Auch bei Befragten, die sich in der politischen Mitte verorten, ist jedoch ein erhebliches Ausmaß an Zustimmung zu rechtsextremen Einstellungen zu verzeichnen", heißt es in der Studie.

Dass sich Migranten in Deutschland sicherer fühlen könnten, lässt sich aus der Studie nicht ableiten. Denn offenbar wächst in der Gruppe der Rechtsradikalen die Gewaltbereitschaft. Zwischen Januar und September verzeichnete das Bundeskriminalamt zum Beispiel mehr Straftaten als in den Jahren 2012 und 2013 zusammengenommen. Muss die Debatte also noch breiter geführt werden? Viele Menschen finden das nicht: Es sei am besten, "die Rechten gar nicht zu beachten", sagt fast die Hälfte der Befragten.

Mit der Demokratie hadern viele Deutsche: Fast jeder Vierte stimmt der Aussage zu, das Land brauche "eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert". Ein Unwohlsein wegen zu vieler Ausländer im Land ist verbreitet: Mehr als 17 Prozent meinen, "die Ausländer" kämen nur nach Deutschland, "um unseren Sozialstaat auszunutzen". Ähnlich viele finden, die Bundesrepublik sei "in einem gefährlichen Maß überfremdet".

Quelle: ntv.de

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