Berlin bedauert Entwicklung Deutschland weist Botschafterin des Tschad aus
11.04.2023, 16:46 Uhr Artikel anhören
Berlin reagierte mit dem Schritt auf die Ausweisung des eigenen Vertreters.
(Foto: picture alliance/dpa)
Offenbar weil er sich zu sehr in die Regierungsführung im Tschad eingemischt hatte, weist das Land den deutschen Botschafter aus. Entgegen ihrer Ankündigung hat die dortige Militärjunta keine Wahlen angesetzt. Berlin reagiert nun spiegelbildlich.
Als Reaktion auf die Ausweisung des deutschen Botschafters im Tschad hat die Bundesregierung ihrerseits die Topdiplomatin des afrikanischen Landes in der Bundesrepublik ausgewiesen. "In Reaktion auf die unbegründete Ausweisung unseres Botschafters in Tschad haben wir heute die tschadische Botschafterin in Berlin, Mariam Ali Moussa, einbestellt und sie aufgefordert, Deutschland binnen 48 Stunden zu verlassen", twitterte das Auswärtige Amt. "Wir bedauern, dass es dazu kommen musste."
Tschad hatte Botschafter Gordon Kricke am Wochenende ausgewiesen. Ein Grund für den Schritt wurde nicht mitgeteilt. Das Kommunikationsministerium schrieb auf Twitter aber, die Entscheidung sei begründet "durch die unhöfliche Haltung und die Nichteinhaltung der diplomatischen Gepflogenheiten". Kricke hat das Land bereits am Wochenende verlassen, wie der Außenminister des zentralafrikanischen Landes, Mahamat Saleh Annadif, mitgeteilt hatte.
Das Auswärtige Amt betonte dagegen, Kricke habe sein Amt in N'Djamena "vorbildlich ausgeübt und sich für Menschenrechte und den raschen Übergang zu einer zivilen Regierung in Tschad eingesetzt". Dieses Engagement werde die deutsche Botschaft in dem Land gemeinsam mit Partnern vor Ort fortführen. Eine tschadische Regierungsquelle hatte AFP gesagt, Kricke werde insbesondere zur Last gelegt, sich "zu sehr" in die Regierungsführung des Landes "einzumischen". Der Botschafter habe mehrere "Ordnungsrufe" erhalten.
Der Chef der im Tschad regierenden Militärjunta, Mahamat Idriss Déby Itno, hatte im April 2021 die Macht im Land übernommen, nachdem sein Vater, der langjährige Staatschef Idriss Déby Itno, bei Kämpfen mit Rebellen ums Leben gekommen war. Die Junta hatte ursprünglich angekündigt, innerhalb von 18 Monaten Wahlen zu organisieren. Im Oktober wurde Débys Herrschaft aber um zwei weitere Jahre verlängert. Deutschland und mehrere andere EU-Länder bekundeten damals ihre Besorgnis über die verzögerte Rückkehr zur Demokratie.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP