Einkesselung und Ausbruch? Drama um ukrainische Bataillone mit Hunderten Soldaten
25.07.2024, 19:58 Uhr Artikel anhören
Kiews Streitkräfte stehen derzeit an vielen Frontabschnitten massiv unter Druck.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
In einer besonders hart umkämpften Region in der Ukraine soll Hunderten Soldaten die Gefangenschaft oder der Tod gedroht haben. Nur ein mutiges Vorpreschen der Verteidiger gegen die russischen Invasoren verhindert wohl das Schlimmste. Die Lage in der Region bleibt allerdings gefährlich.
Zwei ukrainischen Bataillonen soll ein Ausbruch aus einer Einkesselung durch die russischen Truppen gelungen sein. Das berichtet Deepstate, ein dem Militär nahestehender Kanal. Dieser hatte am Vortag zunächst die Umzingelung der Bataillone der 31. Mechanisierten Brigade unter Berufung auf Angaben von Soldaten vermeldet.
Der Vorfall soll sich nahe der kleinen Ortschaft Prohres nordwestlich von Awdijiwka abgespielt haben. In dem Gebiet seien die russischen Truppen rasch nach Westen vorgestoßen, dann habe sich die Formation zweigeteilt und die ukrainischen Bataillone mit Hunderten Soldaten dabei umzingelt, berichtet das "Forbes"-Magazin.
Deepstate macht in diesem Zusammenhang auch den "chaotischen Rückzug" einer ukrainischen Infanteriebrigade in dem Gebiet am letzten Wochenende mitverantwortlich. Die berüchtigte 47. Mechanisierte Brigade, die oft in Noteinsätze geschickt wird und mit schweren westlichen Waffen ausgestattet ist, sei zwar zur Hilfe gekommen, "konnte den zahlenmäßig überlegenen Feind aber nicht aufhalten".
Vorwürfe gibt es zudem auch an Führungsverantwortliche, welche die brenzlige Situation mitzuverantworten haben sollen. Der bekannte ukrainische Korrespondent Jurij Butusow berichtet in sozialen Netzwerken von Organisationsproblemen in der schwer umkämpften Region: "Das russische Kommando greift in erster Linie die Brigaden an, die das schwächste Management und die schlechteste Organisation haben."
Befreiung eine "nervenaufreibende Operation"
Laut Deepstate hat es für die eingekesselten Soldaten keinen Befehl der Brigadeführung gegeben, sich freizukämpfen. Die Soldaten hätten eigenständig mitgeteilt, dass sie sich aus dem Kessel befreien würden. Angeblich mit Erfolg: "Dank der koordinierten Aktionen der Artillerie, Luftaufklärung und benachbarten Kräfte sowie unter der Führung der Offiziere vor Ort gelang es den Kämpfern der Bataillone, vollständig aus dem Kessel auszubrechen."
Das Ganze sei eine "nervenaufreibende und schwierige Operation" gewesen, so Deepstate. "Dieser Vorfall sollte vielen Kommandeuren als Erinnerung dienen, das Personal nicht zu vernachlässigen und dem Unteroffiziers- und Offizierskorps zu vertrauen, das sich direkt an der Frontlinie befindet."
Der Kanal ist für gewöhnlich gut informiert und wurde in der Vergangenheit nur in seltenen Fällen aus den Reihen des Militärs kritisiert. Auch die ukrainische Nachrichtenagentur Unian hat den Deepstate-Bericht aufgegriffen. Sowohl die 31. Mechanisierten Brigade als auch die 47. Mechanisierte Brigade, welche als "Eckpfeiler" der Verteidigung in der Region bezeichnet werden, haben sich nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert.
Ein Stück südlich von Prohres berichtete kürzlich eine weitere ukrainische Brigade über einen der "größten Angriffe des Krieges" durch die russischen Truppen. Mehr dazu können Sie hier lesen.
Quelle: ntv.de, rog