Folgen für Millionen Menschen EU-Beauftragter warnt vor Chaos-Brexit
22.03.2017, 18:14 Uhr
EU-Unterhändler Michel Barnier wird die Brexit-Verhandlungen mit den Briten leiten.
(Foto: AP)
Eindringlich mahnt der Unterhändler der EU zu einer Übereinkunft mit den Briten beim Thema Brexit. Ein ungeordneter Austritt hätte weitreichende Folgen: Nicht nur für die Wirtschaft - auch was den Umgang mit radioaktivem Material angeht.
EU-Unterhändler Michel Barnier hat Großbritannien dringend zu einer gütlichen Einigung beim Brexit geraten. Bei einem ungeordneten EU-Austritt wären die ohnehin weitreichenden Folgen noch schwerwiegender, warnte Barnier in Brüssel. Er bezog dies auf die EU-Bürger in Großbritannien und Briten auf dem Kontinent, insgesamt mehr als vier Millionen Menschen, die bei einem ungeregelten Ausscheiden "völliger Ungewissheit ausgeliefert wären".
Auch gäbe es Probleme für die Wirtschaft und Unsicherheit im Umgang mit strahlendem Material, weil Großbritannien nicht mehr dem Euratom-Vertrag angehörte. "Dieses Szenario möchten wir nicht, wir wünschen uns ein Abkommen", sagte Barnier. "Wir möchten erfolgreich sein, nicht gegen die Briten, sondern mit den Briten."
Gleichzeitig forderte Barnier die Briten auf, trotz des Austritts aus der Union zu seinen finanziellen Verpflichtungen zu stehen. "Es gibt keine Strafe, es gibt keinen Preis, um auszutreten", so Barnier. "Aber wir müssen die Konten ausgleichen - nicht mehr und nicht weniger."
"Hart, freundlich, aber niemals naiv"
Eine der wesentlichen Fragen in den Austrittsverhandlungen wird sein, welche der eingegangenen finanziellen Verpflichtungen Großbritannien trotz des Austritts erfüllen muss. "Wir werden von den Briten nicht einen Euro für etwas verlangen, dem sie als Mitglied nicht zugestimmt haben", sagte Barnier vor dem Ausschuss der Regionen der EU. London müsse aber seine Zusagen mit Blick auf Regional- und Entwicklungsfonds oder den EU-Investitionsplan erfüllen.
Barnier äußerte sich erstmals seit Monaten zu den Vorbereitungen für die Verhandlungen über den Brexit. Der dafür vorgesehene Zeitraum von zwei Jahren beginnt mit dem offiziellen Austrittsgesuch, das die britische Premierministerin Theresa May kommende Woche einreichen will. Damit beginnen auf zwei Jahre angelegte Verhandlungen über die Entflechtung der Beziehungen beider Seiten, die Barnier leitet. Er kündigte an, er werde in den Verhandlungen "hart, freundlich, aber niemals naiv" sein.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/DJ