Politik

Wie bei Corona-Impfstoffen EU prüft gemeinsamen Munitionseinkauf für Kiew

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Das Artillerieduell in den Schützengräben im Osten der Ukraine sorgt für hohen Munitionsverbrauch.

(Foto: picture alliance / AP Photo)

Im Ukraine-Krieg besinnt sich die EU auf ein bewährtes Kampfinstrument gegen das Coronavirus: Wie bei den Impfstoffen prüft Brüssel derzeit eine gemeinsame Munitionsbeschaffung der Mitgliedsstaaten. Eine Million Granaten sollen in den Einkaufskorb.

Die EU prüft nach Angaben aus Diplomatenkreisen die Möglichkeit von gemeinsamen Munitionskäufen. Das Thema stehe am Montag auf der Tagesordnung des Außenministertreffens in Brüssel, verlautete aus Diplomatenkreisen. Estland hat seinen Partnern folgenden Vorschlag vorgelegt: Die Mitgliedstaaten sollten vier Milliarden Euro bereitstellen, um den Kauf von einer Million 155-mm-Granaten zu ermöglichen.

Laut der estnischen Regierungschefin Kaja Kallas wäre das Vorgehen vergleichbar mit dem Kauf von Impfstoffen während der Covid-19-Pandemie. "Am Montag wird keine Entscheidung in dieser Frage erwartet", betonten mehrere EU-Diplomaten und wiesen darauf hin, dass noch viele Punkte zu diskutieren seien. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wird kurz vor dem ersten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine an dem Treffen in Brüssel teilnehmen und voraussichtlich weitere Waffenlieferungen fordern.

"Ich bin sehr für den estnischen Vorschlag, die europäische Verteidigungsindustrie zu mobilisieren, um gemeinsam Munition zu bestellen, zu kaufen und zu produzieren", versicherte der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, in einem Interview mit der französischen Tageszeitung "Libération". Er werde dazu "operative Vorschläge" unterbreiten.

NATO-Generalsekretär: Vorräte der Allianz sind erschöpft

"Der Krieg in der Ukraine verschlingt eine enorme Menge an Munition und erschöpft die Vorräte der Verbündeten", hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg kürzlich vorgerechnet. Das Produktionstempo in den Ländern der Allianz könne nicht mit dem Bedarf der ukrainischen Armee Schritt halten. "Das setzt unsere Verteidigungsindustrie unter Druck", fügte er hinzu.

Am Dienstag sagte Deutschland dann zu, erstmals wieder die dringend benötigte Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard zu produzieren, der in der Ukraine im Einsatz ist. Die Verträge mit den Herstellern seien unterschrieben, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. Insgesamt sollen 300.000 Patronen geliefert werden. Denn die Munitionsvorräte für den Panzer liegen größtenteils in der Schweiz, die einer Weitergabe an die Ukraine aus Gründen ihrer Neutralität bisher nicht zugestimmt hat.

Verlässliche Zahlen zum Bedarf liegen nicht vor, aber beide Seiten verbrauchen sehr viel Munition in dem Krieg, der sich in die Länge zieht, der von Schützengräben und dauerndem Artilleriefeuer geprägt ist. Im Juli hätten die Russen bis zu 50.000 Granaten pro Tag abgefeuert, die Ukrainer bis zu 6000, hieß es in französischen Militärkreisen. Seit der ukrainischen Gegenoffensive aber sei der Verbrauch stark angestiegen - und werde noch weiter steigen, wenn Kiew der erwarteten russischen Offensive standhalten müsse.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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