Politik

Streit um Lieferverzögerungen EU will Astrazeneca-Vertrag nicht verlängern

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Die EU und Astrazeneca treffen sich Ende Mai vor Gericht.

(Foto: REUTERS)

Astrazeneca bietet einen preiswerten und wirksamen Corona-Impfstoff an. Trotzdem will die EU keine Vertragsverlängerung mit dem britisch-schwedischen Konzern. Grund sind nicht etwa mögliche Nebenwirkungen, sondern juristischer Streit.

Die EU-Kommission verzichtet auf eine Verlängerung ihres Impfstoff-Liefervertrags mit Astrazeneca über Juni hinaus. Das teilt Binnenmarktkommissar Thierry Breton mit. Die Kommission befindet sich in einem Rechtsstreit mit dem Unternehmen wegen Lieferverzögerungen.

Der britisch-schwedische Konzern kürzte mehrfach seine Liefermengen in die EU-Staaten, während Großbritannien weiterhin relativ geräuschlos beliefert wurde. Die EU sieht darin einen Vertragsbruch und zog gegen Astrazeneca vor Gericht. Das Unternehmen hält die Klage für unbegründet. Der Vertrag enthält die umstrittene Klausel, die Firma müsse "best reasonable efforts" zur Erfüllung der Zusagen unternehmen - zu Deutsch in etwa "alle vernünftigen Anstrengungen". Astrazeneca argumentiert, das habe man eingehalten, die EU-Kommission sieht das anders. Ende Mai wird vor Gericht verhandelt.

Mit einem Preis von rund 3,40 Euro pro Dosis liegt der Impfstoff mit dem Namen Vaxzevria preislich deutlich unter den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna. Außerdem kann das Mittel relativ einfach transportiert und gelagert werden, da Kühlschranktemperaturen ausreichen. So eignet es sich besonders für den Einsatz in Entwicklungsländern, aber auch in Arztpraxen.

Impfstoff mit holprigem Start

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Trotz seines logistischen und preislichen Vorteils und der nachweislich hohen Wirksamkeit verlief die noch recht junge Historie des Astrazeneca-Impfstoffs holprig: Selten auftretende Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung führten dazu, dass mehrere Staaten das Mittel nur noch für höhere Altersgruppen offiziell empfehlen oder den Impfstoff sogar gar nicht mehr einsetzen. Im neuen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts sind für Deutschland bis zum 30. April 67 Fälle von Impfkomplikationen erfasst. Vierzehn Personen seien gestorben. Bei den meisten Fällen handelte es sich demnach um Sinusvenenthrombosen.

Die Berichte darüber sorgten auch in Altersgruppen, für die das Vakzin uneingeschränkt empfohlen wird, zu Misstrauen. Zeitweise blieben zigtausende Impfdosen liegen, weil Bürger ihre Termine nicht wahrnahmen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Astrazeneca für Menschen ab 60 - nach ärztlicher Aufklärung können sich jedoch auch Jüngere damit impfen lassen. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA kam zuletzt zu dem Ergebnis: Der Nutzen der Impfung überwiege eindeutig das Risiko.

Quelle: ntv.de, sba/rts

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