Al-Schabaab-Terror in Kenia Ehemaliger Lehrer gilt als Drahtzieher
04.04.2015, 15:12 Uhr
Mohamed Mohamud ist einer der gefürchtesten Kommandeure der somalischen Schabaab-Miliz.
(Foto: REUTERS)
Der mutmaßliche Auftraggeber für den Massenmord an kenianischen Studenten soll selbst einmal unterrichtet haben. Mohammed Mohamud trägt den Spitznamen "Der Beidhändige" und ist einer der gefürchtetsten Kommandeure der somalischen Schabaab-Miliz.
Er gilt als höflich, ruhig und gebildet, ist aber zugleich einer der am meisten gefürchteten Kommandeure der somalischen Schabaab-Miliz. Nun wurde der frühere Lehrer Mohammed Mohamud von der kenianischen Polizei als mutmaßlicher Drahtzieher des Massakers an der Universität von Garissa identifiziert, bei dem am Donnerstag 148 Menschen getötet wurden. Für die Ergreifung des flüchtigen Islamisten, der auch als Mohammed Kuno, Duljadin oder Gamadhere bekannt ist - was so viel wie "der Beidhändige" bedeutet - wurden umgerechnet 200.000 Euro ausgesetzt.
Mohamud wurde angeblich in Äthiopien geboren, ist aber ein ethnischer Somali mit kenianischer Nationalität - wie mehr als zwei Millionen Kenianer oder rund sechs Prozent der Bevölkerung des ostafrikanischen Staates. Die Minderheit lebt überwiegend im verarmten und lange Zeit vernachlässigten Nordosten. Garissa ist eine der größten Städte der Region. Nach Ansicht der somalischen Schabaab-Miliz gehört das Gebiet zum benachbarten Somalia.
An dem Angriff auf die Hochschule nahm Mohamud nach derzeitigen Erkenntnissen selbst nicht teil. Nach Schilderungen von Überlebenden hatten die mindestens vier Extremisten, die sich durch das Zünden von Sprengstoffwesten dem Zugriff durch die Soldaten entzogen, aber den gleichen Hintergrund wie der einstige Lehrer Mohamud: Sie sprachen kenianisches Swahili und stammten wohl ebenfalls aus Kenia.
"Besonnen und gebildet"
Auf Fotos von Mohamud ist ein schlanker Mann mit kurzem Bart zu sehen. Er soll Ende 50 sein und dem mächtigen Stamm der Ogaden angehören, der die Region kontrolliert, wo Somalia, Kenia und Äthiopien zusammentreffen. Nach Polizeiangaben unterrichtete er früher in einer muslimischen Schule in Garissa, übernahm dann die Leitung der Madrassa, bevor er sich radikalisierte und dem Schabaab-Vorläufer Union der islamischen Gerichte in Somalia anschloss.
Ein AFP-Korrespondent, der ihn 2008 und 2009 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu interviewte, beschrieb ihn damals als besonnen und gebildet. Mohamud kommandierte damals eine der gefürchtetsten Schabaab-Einheiten in Somalias Hauptstadt. Er tauchte auch in Propaganda-Filmen auf und gehörte einer Miliz im Süden Somalias an.
Als die Schabaab-Miliz durch die Friedenstruppe der Afrikanischen Union in Somalia immer weiter zurückgedrängt wurde, weitete die mit Al-Kaida verbündete Miliz ihre Kampfzone auf Kenia aus. Die kenianische Polizei sucht Mohamud wegen mehrerer Morde und Massaker im Grenzgebiet. So bekannte sich die Schabaab-Miliz zu einem Anschlag im November auf einen Bus, bei dem 28 Reisende getötet wurden. Die muslimischen Passagiere hatten die Extremisten entkommen lassen - wie am Donnerstag beim Angriff auf die Universität in Garissa.
Quelle: ntv.de, ath/AFP