Dritter Oktober in Hannover Einheitsfeier wird zur Bundes-Party
03.10.2014, 13:50 Uhr
Gauck badet in der Menge und klatscht mit den afrikanischen Musikern ab.
(Foto: dpa)
Seit 24 Jahren feiern Millionen Menschen in Ost und West die Deutsche Einheit. Bei der offiziellen Feier in Hannover sind neben staatstragenden Worten auch ein lustiger Versprecher, ein tanzender Bundespräsident und ein Putin-Telegramm Thema.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben in Hannover die zentralen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit begonnen. Unter den Gästen waren am Freitagmorgen Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel. An dem Gottesdienst nahmen auch Vertreter von Judentum und Islam teil. Sie beteten gemeinsam für den Frieden in der Welt.
Der russische Präsident Wladimir Putin brachte sich ebenfalls ins Spiel. Er schickte zum deutschen Nationalfeiertag ein Telegramm an Gauck und Merkel. Darin schrieb der Kremlchef, dass die aktuellen internationalen Fragen mit vereinten Kräften gelöst werden können, um Europa und der Welt Stabilität und Sicherheit zu bringen. Deutschland setzt sich im Ukraine-Konflikt für scharfe Sanktionen gegen Russland ein, um die Kremlführung zu einem Friedenskurs zu bewegen.
Mit einem Versprecher hatte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil zu Beginn des offiziellen Festaktes zum Tag der Deutschen Einheit für Heiterkeit gesorgt. In seiner Begrüßungsrede erinnerte Weil in Hannover an den Herbst 1989 und die Situation in den bundesrepublikanischen Botschaften unter anderem in Prag, in die sich viele DDR-Bürger geflüchtet hatten. "Ihr Ziel war die Ausreise in den Osten", sagte Weil unter dem sofort einsetzenden Gelächter der Gäste, darunter auch Merkel und Gauck. Der amtierende Bundesratspräsident korrigierte sich aber sofort: Nach 25 Jahren Einheit könne man Osten und Westen schonmal verwechseln.
Gauck tanzt mit
Afrikanisch-beschwingt klang für Gauck und Merkel der Gottesdienst aus. Nach dem Verlassen der Marktkirche in Hannover wurden sie von mehreren hundert Menschen mit Trommeln, Jubelrufen, aber auch vereinzelten Buhrufen empfangen. Besonders angetan hatte es Gauck eine afrikanische Gesangsgruppe, von der einige Mitglieder eigens aus Potsdam angereist waren. "Wenn wir euch nicht hätten, dann wären die Feste nur halb so schön", sagte der Präsident, der sich zu der afrikanischen Hymne "Nkosi sikelel'i" und anderen Weisen in den Hüften wog. "Ich hatte eine Gänsehaut, weil der Präsident spontan mitgemacht hat und dabei so glaubwürdig war", sagte Anca Alexandru, die mit anderen in der Menge stand.
Hannovers Landesbischof Ralf Meister sagte während des Gottesdienstes, bei der Suche nach Gerechtigkeit seien Engagement und Einsatz gefragt. Das gelte auch für die Krisenherde Syrien und Nordirak. Der Vorsitzende des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen, Avni Altiner, verurteilte die Taten der islamischen Terroristen und betonte, sie widersprächen den Werten seiner Religion. Vor dem Gottesdienst schüttelten Kanzlerin Merkel und Gauck gut gelaunt die Hände von kleinen Chorkindern.
An der Veranstaltung nahmen auch Bundestagspräsident Norbert Lammert, Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Altkanzler Gerhard Schröder sowie die Ministerpräsidenten anderer Bundesländer teil. Bereits am Donnerstag hatten die Feierlichkeiten mit einem Bürgerfest begonnen, zu dem bis zum Abend rund 500.000 Besucher erwartet werden
Quelle: ntv.de, vpe/dpa