Zehntausende Gülen-Anhänger in U-Haft Erdogan plant weitere "Säuberungen"
19.01.2017, 15:37 Uhr
Der türkische Präsident Erdogan kann bei seiner "Säuberung" auf die Unterstützung vieler fanatischer Anhänger setzen.
(Foto: REUTERS)
Mit einer Verhaftungswelle reagiert die türkische Führung auf den Putschversuch im letzten Sommer. Zehntausende Verdächtige büßen dafür im Gefängnis. Für Präsident Erdogan ist das erst der Anfang.
Seit dem Putschversuch sind in der Türkei 43.000 Menschen verhaftet worden, die Verbindungen zum islamischen Prediger Fethullah Gülen haben sollen. Das erklärte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in der Hauptstadt Ankara. Außerdem kündigte er weitere Maßnahmen gegen die "Mikroben, Viren und Verräter" an. "Diese Säuberungen sind noch nicht zu Ende", sagte er. "Wir haben noch viel zu tun. Wir sind noch nicht fertig."
Die türkische Führung macht Gülen, der in den USA lebt, für den Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich. Seitdem gehen die türkischen Behörden unter Berufung auf den Ausnahmezustand gegen mutmaßliche Anhänger von dessen Gruppierung vor, aber auch gegen Oppositionelle.
Das türkische Parlament hatte den Ausnahmezustand nach dem Putschversuch ausgerufen und Anfang des Jahres bis zum 19. April verlängert. Zudem wurden erstmals zwei Offiziere, die an dem Umsturzversuch beteiligt gewesen sein sollen, zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Im Kampf gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK sind nach Angaben von Erdogan in den vergangenen anderthalb Jahren außerdem 871 Sicherheitskräfte und 337 Zivilisten getötet worden. Rund 12.000 PKK-Kämpfer und "ihre Unterstützer" seien in Untersuchungshaft genommen und rund 10.000 PKK-Kämpfer "neutralisiert" worden.
Das türkische Militär geht im Südosten der Türkei seit dem Zusammenbruch des Friedensprozesses im Sommer 2015 massiv gegen die PKK vor. Die PKK wiederum verübt immer wieder Anschläge auf Sicherheitskräfte.
Quelle: ntv.de, chr/dpa