Putin trifft Merkel "Es geht um Interessen, nicht um Sympathie"
14.11.2014, 12:36 Uhr
Merkel und Putin bei ihrem bislang letzten Treffen im Juni in Deauville in Frankreich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kanzlerin Merkel wirft Russland vor, Waffen an die Separatisten in der Ukraine zu liefern. Russlands Präsident Putin sieht dennoch keine "bedeutsamen Veränderungen" in seinen Beziehungen zu Merkel. In Australien wollen die beiden sich treffen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin werden sich beim G20-Gipfel im australischen Brisbane treffen. Das kündigte Putin vor seinem Abflug nach Australien in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Tass an.

Eine australische Zeitung begrüßt Putin zum G20-Gipfel - und fordert eine Entschuldigung für den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine. Wer für den Tod der 298 Menschen verantwortlich ist, ist noch immer nicht geklärt.
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Putin ist bereits in Brisbane gelandet, Merkel wird noch an diesem Abend dort erwartet; der G20-Gipfel findet am Samstag und Sonntag statt. Vor ihrem Besuch in Australien reiste die Bundeskanzlerin nach Neuseeland. Bei einer Pressekonferenz mit dem neuseeländischen Premierminister John Key sagte Merkel auf die Frage, ob sie den russischen Präsidenten sprechen werden, es gebe "durchaus die Chance, dass es zu einem Treffen kommt".
Putin bestritt in dem Interview, dass seine Beziehungen zu Merkel sich verschlechtert hätten. "Uns leiten Interessen und nicht Sympathien und Antipathien", sagte er. Diese Interessen hätten sich weder bei ihm noch bei Merkel verändert. "Darum sehe ich keine bedeutsamen Veränderungen in der Art unserer Beziehungen."
Schiffe "nicht so problematisch"
In dem Interview wird der Krieg in der Ukraine mit keinem Wort erwähnt. Die westlichen Sanktionen gegen Russland will Putin in Brisbane von sich aus nicht ansprechen. "So wie ich das sehe, wäre das sinnlos." Die Staaten, die die Sanktionen verhängt hätten, wüssten sehr genau, was sie getan hätten. Werde das Thema von anderen aufgebracht, dann spreche er "natürlich" darüber. Zugleich sagte Putin, diese Sanktionen würden dem internationalen Recht widersprechen, da sie nur vom UN-Sicherheitsrat verhängt werden könnten.
Merkel und Key forderten Russland und die prorussischen Separatisten in einer gemeinsamen Erklärung auf, "die Souveränität und die territoriale Integrität der Ukraine uneingeschränkt zu respektieren und sich zu verpflichten, die im September 2014 erzielten Minsker Vereinbarungen in vollem Umfang umzusetzen". In der weißrussischen Hauptstadt Minsk hatten sich die Konfliktparteien auf eine unbefristete Feuerpause geeinigt. Dieser Waffenstillstand wird allerdings von beiden Seiten immer wieder gebrochen.
In der Pressekonferenz kritisierte Merkel den russischen Präsidenten mit deutlichen Worten. Auf eine Frage nach den russischen Kriegsschiffen vor der australischen Küste sagte sie: "Ich finde es sehr viel bedenklicher, dass es Verletzungen der territorialen Integrität der Ukraine gibt, dass das Minsker Abkommen leider nicht eingehalten wird und dass es besorgniserregende Entwicklungen gibt, was Waffenlieferungen anbelangt. Das beunruhigt mich mehr, und das wird natürlich auch Gegenstand der Gespräche am Rande des G20-Gipfels sein." Neuseelands Premierminister Key sagte, die russischen Schiffe befänden sich noch in internationalen Gewässern, "und das ist an sich nicht so problematisch".
Update 13.10 Uhr: Mittlerweile ist auch Bundeskanzlerin Merkel in Brisbane gelandet.
Quelle: ntv.de, hvo