"Stärkt Feinde der Weltordnung" Experte: Iran, China und Russland sind Profiteure des Krieges
21.10.2023, 08:00 Uhr Artikel anhören
In vielen Ländern kommt es zu pro-palästinensischen Protesten, die von einer anti-israelischen Stimmung geprägt sind.
(Foto: via REUTERS)
Je mehr zivile Opfer die israelischen Angriffe fordern, desto mehr geht die Unterstützung in eine Kritik an Israel über, meint Nahost-Experte Vopel von der Bertelsmann Stiftung. Bestimmte Länder würden dann von der anti-israelischen Stimmungsmache profitieren.
Der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen und die drohende regionale Ausweitung könnte laut einem Experten den Westen und den Rest der Welt noch weiter auseinandertreiben. "Global betrachtet, droht der Krieg in Nahost die Feinde einer regelbasierten Weltordnung weltweit zu stärken", sagte der Israel-Experte Stephan Vopel von der Bertelsmann Stiftung.
Der Iran, aber auch China und Russland profitierten von einer "anti-israelischen Stimmungsmache unter den Bevölkerungen arabischer und muslimischer Staaten". Zugleich drohe der Konflikt "die Annäherung des Westens an die Staaten des Globalen Südens zu gefährden", weil dem Westen eine einseitige Parteinahme zugunsten Israels vorgeworfen werde, sagte Vopel.
Er nehme zudem wahr, dass sich die Haltung der Öffentlichkeit auch im Westen zu wandeln drohe. Je länger die Militäreinsätze gegen die Hamas dauerten und je mehr Opfer sie unter der Zivilbevölkerung des Gazastreifens verursachten, desto mehr gehe die Unterstützung für Israel in eine Kritik an Israel über, sagte Vopel. "Auch in Deutschland reagieren Politik und Öffentlichkeit aktuell unterschiedlich." Die Politik betone Israels Recht zur Selbstverteidigung und dringe zugleich auf die Einhaltung des Völker- und Kriegsrechtes.
"In der Öffentlichkeit hingegen wächst die Kritik am israelischen Vorgehen gegen die Hamas und die daraus resultierenden Opfer unter der Zivilbevölkerung." Dabei wachse auch die Gefahr, "dass der ohnehin hohe latente israelbezogene Antisemitismus zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen und Juden führt". Die Zahl der Gewalttaten sei bereits deutlich gestiegen. Die jüdische Bevölkerung müsse nun besonders geschützt werden. "Ein klares Bekenntnis zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland sollte auch spürbar von der Gesellschaft getragen werden", fordert Vopel. Jüdinnen und Juden in Deutschland müssten in Deutschland "sicher und angstfrei leben können, und dies auch unabhängig von den Geschehnissen in Nahen Osten".
Quelle: ntv.de, mba/dpa